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Von Christina Rothfuß
04. September 2023

Trotz Anzeichen für eine Abkühlung des US-Arbeitsmarktes hat die Wall Street am Freitag leicht zulegen können. Der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index zeigte sich in diesem Umfeld auch mit 0,3 % im Plus bei 27.644 Punkten. Baustoff- und Mietgeschäfte von Fastenal florieren dank öffentlicher US-Infrastruktur-Investitionen mit 5 % Umsatzplus auch in Q2. Software-Entwickler Jack Henry will mit Nische im IT-Bereich rund um Digitalisierungs-Lösungen ungeachtet kurzfristiger Belastungen sein Wachstum weiter vorantreiben.

Nach dem jüngsten Mehrjahreshoch notierte am Freitag im TraderFox-Index die Aktie von Fastenal minimal im Minus bei 57,30 USD. Der zuletzt markierte Höchststand kommt dabei nicht ohne Grund zustande, schließlich verfügt das US-Unternehmen mit seinem Geschäftsmodell über eine beachtliche Erfolgsgeschichte. Fastenal vertreibt kleine Produkte wie Verbindungselemente und Werkzeuge, die in erster Linie von Industriekunden gekauft werden, wenn die Wirtschaft in den USA gut läuft. Aber nicht nur Baumaterialien werden angeboten, sondern auch entsprechende Baugeräte wie Bagger, Diesel-Aggregate oder Gerüste vermietet. Der Vertriebshändler gilt damit als guter Indikator für die amerikanische Konjunktur, selbst nach der begonnenen Expansion in Regionen wie Europa, Lateinamerika und China. Und die eigentlichen Verkaufs- und Mietgeschäfte von Fastenal sind aufgrund der weiterhin solide wachsenden US-Wirtschaft und zahlreicher öffentlicher Infrastruktur-Investitionen auch nach wie vor sehr robust. Allein im 2. Quartal waren die Erlöse einmal mehr um 5 % auf 724 Mrd. USD gestiegen. Das anhaltende Wachstum des Industrie- und Baudienstleisters ist zum großen Teil aber auch darauf zurückzuführen, dass sich das Management intensiv auf die Zusammenarbeit mit den Kunden konzentriert. Für ein Unternehmen wie Fastenal ist es dabei viel einfacher, vorgefertigte Lösungen anzubieten, sodass Geschäftsbeziehungen mit minimalem Mehraufwand immer wieder neu aufgebaut werden können. Dies war besonders während der Pandemie notwendig geworden, da weltweite Lieferketten bei bestimmten Baumaterialien einer enormen Belastung ausgesetzt waren.

So brachte die Corona-Ausbreitung zahlreiche Produktions- und Logistikprozesse zum Erliegen, durch die die Kunden Gefahr liefen, wichtige Teile nicht zu erhalten. Fastenal erhöhte ab 2020 folglich die eigenen Lagerbestände, auch wenn dies zulasten der Margen ging. Die Amerikaner hatten zwar zuletzt auch weiterhin mit Lieferengpässen und der Preisinflation bei vielen Baustoffen und Werkzeugen zu kämpfen. Da es aber zur "DNA" von Fastenal gehört, ein guter Partner zu sein, besteht sowohl für Industriekunden als auch Aktionäre dennoch die Chance, in den kommenden Jahren mit dem Unternehmenserfolg sehr zufrieden zu sein. Die führende Position gerade auf dem nordamerikanischen Markt, die sich der Vertriebsspezialist aufgebaut hat, dürfte sich auch in Zukunft nicht ändern. Fastenal erzielt mit seinem Geschäft rund um Industrie- und Baumaterialien neben soliden Cashflows auch eine starke Reinmarge von 16 %. Nur die Aktie des Qualitätsunternehmens ist mit einem KGV von 27 noch immer nicht günstig zu haben.

Der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index ist ein Aktien-Index, der mithilfe von Qualitätskriterien aus den 20 operativ erfolgreichsten US-Unternehmen gebildet wird. Neben dem langfristigen Firmenerfolg und einer stabilen Geschäftsentwicklung müssen die Unternehmen sogenannte „Burggraben“- Eigenschaften aufweisen. Burggraben-Unternehmen zeichnen sich durch nur schwer angreifbare Geschäftsmodelle aus. Der Erfolg dieser Unternehmen zeigt sich in der Qualität verschiedener Kennzahlen, wie eine hohe und stabile Nettogewinnmarge, hohe Eigen- und Gesamtkapitalrenditen sowie stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum.

Ein leichtes Plus auf 158,10 USD konnte dagegen am Freitag im TraderFox-Index die Aktie von Jack Henry verbuchen. Allerdings waren die Papiere im Rahmen der US-Bankenkrise und der jüngst gesenkten Gewinnaussichten zuletzt unter Druck geraten. Dabei machen sich Investoren bei dem Software- und IT-Spezialisten, der in den USA die Digitalisierungsprozesse zahlreicher Regionalbanken und Finanzinstitute unterstützt, derzeit Sorgen um die künftige Geschäftsentwicklung. Zwar beendete Jack Henry das Geschäftsjahr 2022/23 (30. Juni) mit einer guten Note. Wobei der Umsatz dank eines robusten Q4-Erlösanstiegs von 11 % im Gesamtjahr um 7 % zulegen konnte. Das Wachstum wurde dabei einmal mehr durch solide Steigerungen bei digitalen Dienstleistungen sowie durch höhere Einnahmen bei Zahlungsabwicklungen getrieben. Zum Kundenkreis gehören dabei rund 60 % aller US-Banken- und Kreditinstitute, was den jüngsten Abverkauf der Aktie aber nur teilweise erklärt. Jack Henry hat sich mit den letzten Jahren neben Online-basierten und mobilen Zahlungsdiensten auch immer mehr auf Sicherheits-Produkte und Risikomanagement-Tools fokussiert. Der Software-Entwickler schloss mit Q4 sogar das umsatzstärkste Quartal seiner gesamten Geschichte ab, was die Sales-Buchungen betrifft. Dazu konnte Jack Henry noch 63 neue Kunden für die eigene digitale Plattform “Banno“ gewinnen, mit der Finanzinstitute ihren Kunden mehr Auswahl und Kontrolle über ihre Finanzdaten anbieten können.

Jedoch musste das Management zuletzt auf mehrere kurzfristige Ertragsbelastungen im neu gestarteten Jahr hinweisen. Jack Henry dürfte diesbezüglich bis Ende Juni 2024 zwar einen einmaligen Gewinn aus der Veräußerung von Vermögenswerten erzielen, aber auch etwas niedrigere Einnahmen in einigen Bereichen, was insgesamt den künftigen Gewinn je Aktie um rund 0,39 USD auf 4,92 bis 4,99 USD verringern dürfte. In Anbetracht der nur vorübergehenden Belastung und der wiederkehrenden verlässlichen Einnahmen des IT-Unternehmens aus langfristigen Serviceverträgen sollten sich Anleger hier keine Sorgen machen. Das viel größere Risiko für Jack Henry wäre aber eine wirtschaftliche Rezession in den USA und deren Einfluss auf die dortige Bankenlandschaft. Mittelfristig ist die Unternehmensführung jedoch überzeugt, dass sie weiterhin ein jährliches Umsatzwachstum von 7 bis 8 % vorlegen kann, bei einer zugleich kontinuierlichen Verbesserung der operativen Marge von zuletzt 23 %. Dank der besetzten Nische im US-Bankensektor sowie dem breiten Kundenstamm dürfte die Wachstumsphase bei Jack Henry also noch lange nicht vorbei sein.

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