articles-marktberichte-international
18
Von Christina Rothfuß
22. Mai 2023

Wieder aufkommende Streitigkeiten zwischen Republikanern und Demokraten über die Erhöhung des Schuldenlimits belasteten am Freitag die US-Börsen. In diesem Umfeld verlor auch der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index gut 0,2 % auf 27.118 Punkte. Noch immer starke Gebrauchtwagen- und Ersatzteil-Nachfrage lässt Coparts Q3-Erlöse erneut um 9 % auf 1,02 Mrd.. USD steigen. Softwareentwickler Jack Henry unterstützt das Zahlungsnetzwerk der US-Notenbank “FedNow“ mit seiner IT-Kompetenz, das künftig Echtzeit-Überweisungen für Finanzinstitute ermöglichen soll.

Am letzten Donnerstag war im TraderFox-Index die Aktie von Copart mit einem Kursplus von über 8 % der größte Gewinner im Index. Am Freitag lag sie aber mit 88,25 USD unverändert auf einem neuen Jahreshöchststand. Der Auslöser für den jüngsten Anstieg waren die von dem Online-Gebrauchtwagenhändler gemeldeten Zahlen für das 3. Quartal, das am 30. April endete. Und das Verkaufsgeschäft, mit dem neben professionellen Autohändlern und Reparaturwerkstätten auch Exportfirmen sowie private Käufer über die Auktionsplattform versorgt werden, überraschte mit erneut robusten Wachstumsraten. So konnte Copart am Donnerstag ein neuerliches Umsatzplus von 9 % auf 1,02 Mrd. USD vorlegen, was zu einem dynamischen Gewinnanstieg von 25 % geführt hat. Gut 80 % der Quartalserlöse kamen dabei über weltweit angebotene Dienstleistungen herein, und nur rund 20 % über den Online-Verkauf von Gebrauchtwagen. Generell aber profitierte das Unternehmen von der weiterhin hohen Nachfrage nach gebrauchten Fahrzeugen und Autoersatzteilen, die teilweise aus Unfallwagen stammen, aber nur ein Bruchteil dessen kosten, was für originale Ersatzteile verlangt wird. Copart gilt dabei beim Ankauf, Reparatur und dem Weiterverkauf von Gebraucht- und Unfallwagen als weltweit führender Internet-Anbieter. Dem US-Händler kamen in den zurückliegenden Monaten zudem auch die globalen Zulieferengpässe bei Ersatzteilen sowie der allgemeine Halbleitermangel zugute. Denn beide Entwicklungen ließen letztlich die globalen Preise für Neu- und Gebrauchtwagen durch die Decken gehen.

Seit 2016 wurde jedenfalls nur im 1. und 2. Quartal des Jahres 2020, bedingt durch den Corona-Ausbruch, ein Umsatzminus verzeichnet. Auf Jahresbasis konnte Copart seitdem aber immer zweistellig zulegen, in den letzten 5 Jahren sogar im Schnitt um beeindruckende 19 %. Im laufenden Geschäftsjahr 2022/23, das am 31. Juni endet, wird auch wieder mit einem Erlösanstieg von 9 % gerechnet, im Jahr darauf mit 7 %. Mit seinem Geschäftsmodell ist der Online-Vertriebsspezialist über die Jahre auch beständig expandiert und bietet seine PKWs, Motoräder und Boote in mittlerweile 11 Ländern an. Copart selbst hat damit seine Nische trotz harter US-Konkurrenz im Internet-Autohandel verteidigt, was sich so schnell auch nicht ändert dürfte. Zumal die Reinmarge des Onlinegeschäfts noch immer fast 30 % erreicht. Die Copart-Aktie ist mit einem KGV und KUV von 32 bzw. 11 dagegen wieder ziemlich teuer. In der Vergangenheit wurde sie zwar meist mit einem Premium-KGV von weit über 35 gehandelt, damit gab es für das Qualitätsunternehmen aber meist kein großes Potenzial mehr.

Der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index ist ein Aktien-Index, der mithilfe von Qualitätskriterien aus den 20 operativ erfolgreichsten US-Unternehmen gebildet wird. Neben dem langfristigen Firmenerfolg und einer stabilen Geschäftsentwicklung müssen die Unternehmen sogenannte „Burggraben“- Eigenschaften aufweisen. Burggraben-Unternehmen zeichnen sich durch nur schwer angreifbare Geschäftsmodelle aus. Der Erfolg dieser Unternehmen zeigt sich in der Qualität verschiedener Kennzahlen, wie eine hohe und stabile Nettogewinnmarge, hohe Eigen- und Gesamtkapitalrenditen sowie stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum.

Leichte Abgaben auf 148,80 USD verbuchte am Freitag im TraderFox-Index dagegen die Aktie von Jack Henry. Im Rahmen der jüngsten US-Bankenkrise waren die Anteilsscheine des Software- und Payment-Spezialisten zeitweise kräftig unter Druck geraten. Ein Grund hierfür sind die IT-Geschäfte des Unternehmens, mit denen die Digitalisierungs- und Abwicklungsprozesse zahlreicher US-Regionalbanken und Finanzinstitute technologisch unterstützt werden. Für Jack Henry geht es aber derzeit wieder aufwärts, schließlich wurde in der letzten Woche der Start für das real-time Zahlungsnetzwerk der US-Notenbank Fed “FedNow Service“ bekannt gegeben. Als offizieller Beginn wird zwar diesbezüglich der Juli angepeilt, dennoch dürfen bis zu 20 Kunden des IT-Spezialisten für Online-basierte und mobile Zahlungsdienste, an dem Projekt mit teilnehmen. Dabei ist FedNow eine von Jack Henry mitentwickelte neue Zahlungsplattform, über die Finanzinstitutionen in den USA an angeschlossene US-Konten Überweisungen in Echtzeit tätigen können. Die Fed will damit unter anderem innovative Payment-Lösungen innerhalb des Netzwerkes beschleunigen. Für das FedNow Service-Pilotprojekt wurden in den letzten beiden Jahren immerhin 120 Organisationen wie Banken, Kreditinstitute und auch einige Payment-Anbieter zusammengebracht. Und da Jack Henry bereits 3 verschiedene digitale Banking-Plattformen betreibt, war der IT- und Softwaredienstleister hierfür auch bestens geeignet.

Vor allem die innovative Technologie der von dem Unternehmen entwickelten JHA PayCenter™-Plattform war dafür mit entscheidend. Mit diesem digitalen Payment-Hub gelang es Jack Henry letztlich zahlreiche unterschiedliche Netzwerke von Finanzinstituten zum jetzigen “Zelle Network“ zu verbinden, woraus demnächst die FedNow Service-Plattform entstehen soll. Die eigentliche Wachstumsphase des innovativen Softwareentwicklungs- und IT-Geschäfts dürfte unabhängig von dem gegenwärtigen Fed-Projekt für Jack Henry auch noch eine Weile andauern. Zumal die Amerikaner nicht nur ihre Nische erfolgreich besetzen, sondern ihren Kundenstamm, unter anderem im US-Gesundheits- und Versicherungssektor, auch immer weiter ausbauen. Zuletzt kam der schuldenfreie Software-Spezialist jedenfalls auf eine beachtliche Gewinnmarge von 17 %, die zeigt wie hochprofitabel letztlich das digitale Payment-Geschäft ist.

Teilen