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Von Christina Rothfuß
23. Februar 2023

Nach dem gestrigen US-Notenbankprotokoll liegt der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Donnerstag leicht im Minus bei 120,90 Punkten. Software- und Datenanbieter Wolters Kluwer legt mit 5,45 Mrd. Euro für 2022 Rekorderlöse vor, und will im laufenden Jahr wieder eigene Aktien für bis zu 1,0 Mrd. Euro einziehen. Aufzugsbauer Schindler übertrifft mit 2022er-Geschäftszahlen die Erwartungen und will trotz Gewinneinbruchs eine unveränderte Dividende von 4,00 CHF zahlen.

Am Mittwoch präsentierte sich im Qualitäts-Index die Wolters Kluwer-Aktie in Bestform und kletterte um zeitweise 6 % auf ein neues Jahreshoch. Heute liegt sie aber kaum verändert bei 110,10 Euro. Die starke Performance hat seinen Grund, denn der niederländische Informations- und Datendienstleister hatte gestern Rekorderlöse für das jüngste Geschäftsjahr vorgelegt. Vom Vorstand wurden diese bereits im Sommer in Aussicht gestellt, und nun auch tatsächlich erreicht. Wolters Kluwer bietet weltweit neben professionellen Softwareprodukten und Info-Diensten auch digitale Lehrbücher, Nachschlagewerke und Online-Analysedaten. Und die Geschäfte, die keinerlei Konjunkturschwankungen kennen, da vor allem Behörden, Steuerbüros und Rechtanwälte potenzielle Lizenznehmer sind, legten in 2022 ein organisches Wachstum von 6 % auf 5,45 Mrd. Euro hin. Und 80 % davon waren wiederkehrende Umsätze. Insgesamt wurden auch 93 % der Gesamterlöse erneut über die „Digital & Services“-Sparte erzielt, die im gesamten Jahr um 7 % zulegen konnte. Während der zweite Bereich von Wolters Kluwer „Expert Solutions“ sogar um 9 % gewachsen war. Der Software- und Datenanbieter konnte zudem mit einem um 7 % auf 1,22 Mrd. Euro gestiegenen freien Cashflow punkten, was auch die über die letzten 12 Monate getätigten Aktienrückkäufe in Höhe von 1,0 Mrd. Euro mitfinanzierte. Die robusten Geschäftsfelder sorgten bei den Niederländern schon in 2021 für beachtliche Wachstumszahlen, die mit einem Erlösanstieg um ebenfalls 6 % auf 4,77 Mrd. Euro solide ausfielen. 

Die Informations- und Softwareangebote von Wolters Kluwer werden aber weltweit nicht nur von Anwälten und stattlichen Einrichtungen, sondern auch von Kunden aus dem Gesundheitssektor genutzt. Mit einer Eigenkapitalrendite von 15 % und einer Umsatzmarge von 26 % war das internationale Geschäft im letzten Jahr auch erneut sehr rentabel. Dementsprechend wurde den Investoren auch ein neuer Dividendenvorschlag für 2022 von 1,81 Euro (+15 %) gemacht. Das Management von Wolters Kluwer hat für das laufende Geschäftsjahr zugleich erneut ein hohes einstelliges Wachstum angekündigt, und will wieder eigene Aktien über die Börse für 1,0 Mrd. Euro einziehen. Darüber hinaus plant das Unternehmen eine neue Sparte zu gründen mit dem Namen „Corporate Performance & ESG“. Und trotz zahlreicher Herausforderungen dürfte im Jahr 2023 bei Wolters Kluwer die operative Marge leicht auf 26,7 % nach oben gehen. Die Aktie ist aber ungeachtet starker Zahlen mit einem KGV von 26 aktuell nicht gerade günstig bewertet.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Gestern schoss im Qualitäts-Index auch die Aktie der Schindler Holding um gut 8 % nach oben. Am Donnerstag verbucht sie erneut leichte Zugewinne auf aktuell 216,30 Euro. Ausschlagendend für die Kursexplosion waren ebenfalls Geschäftszahlen, die über den Erwartungen lagen sowie die unveränderte 2022er-Dividende. Dabei ist der Lift- und Rolltreppenhersteller im vergangenen Jahr von der Talfahrt in China, Lieferkettenproblemen und der Teuerung gebremst worden. Der Unternehmensumsatz kam diesbezüglich mit 1 % auf 11,35 Mrd. CHF (11,13 Mrd. Euro) kaum noch vom Fleck, der Gewinn brach zudem kräftig ein. In den letzten 12 Monaten litt Schindler vor allem unter dem Abschwung im chinesischen Bausektor. Während das Geschäft in China deutlich zurückging, wurden aber in den USA und der Schweiz mehr Anlagen verkauft. Und weil die Einbußen in der Volksrepublik von den Zugewinnen im Rest der Welt ausglichen werden konnten, blieben die Jahreserlöse des Aufzugsspezialisten in 2022 konstant. Allerdings verschlechterte sich bei Schindler zuletzt die Profitabilität markant. Unter dem Strich fiel der Reingewinn um 25 %. Der Rückgang sei auf die Inflation bei Rohmaterialien und Bauteilen sowie auf Lieferkettenprobleme zurückzuführen, erklärte das Management gestern. Diese hätten sich negativ auf die Effizienz und Projektabwicklungen ausgewirkt. Mit den Zahlen hat Schindler aber die Erwartungen der Analysten übertroffen. Zudem sollen die Aktionäre trotz des Gewinneinbruchs eine unveränderte Dividende von 4,00 CHF erhalten.

Dabei verzichtet der Rolltreppenbauer seit einiger Zeit auf Projekte mit geringen Margen. Zudem soll das zu große Angebot an Liftmodellen ausgedünnt werden. Wir haben uns in 2022 auf die Bewältigung unserer Altlasten und die Anpassung unseres Geschäfts an die sich schnell verändernden Marktbedingungen konzentriert, kommentierte der Vorstand von Schindler die Zahlen. Die Entwicklung der letzten 2. Quartale zeigt, dass die Erholung läuft, so der Manager. Dabei wuchsen bei den Schweizern im letzten Jahr die Bereiche Modernisierung und Service weiter und federten den Rückgang beim Neuanlagenbau ab. Für 2023 geht Schindler auch wieder von einem Umsatzwachstum im unteren einstelligen Bereich aus. Bedingt durch steigende Zinsen dürfte aber der Druck auf die Immobilien- und Baubranche zunehmen, was einen weiteren Rückgang bei Neuanlagen bedeuten würde.

 

 

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