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Von Liridona Preniqi
07. März 2023

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index gibt am Dienstag vor der heutigen Rede des US-Notenbankchefs leicht um 0,8 % auf 120,90 Punkte nach. US-Analysehaus Bernstein Research sieht Siemens Healthineers als Profiteur etlicher wichtiger Branchentrends und erwartet ein langfristig starkes Gewinnwachstum. Roche bekommt die Schweizer Genehmigung für das Blutkrebsmittel “Lunsumio“ und für die USA die Zulassungserweiterung für einen Test zur Bestimmung von Lungenkrebs-Patienten.

Angesichts einer Kaufempfehlung verbucht im Qualitäts-Index am Dienstag die Aktie von Siemens Healthineers robuste Zugewinne von 1,2 % auf aktuell 51,15 Euro. Die Papiere profitieren damit von einer Analystenstudie des US-Analysehauses Bernstein Research, das den Titel mit "Outperform" und einem Kursziel von 58,00 Euro wieder in die Bewertung aufgenommen hat. Siemens Healthineers sei ein Anbieter hochwertiger Geräte, der von etlichen der wichtigsten Branchentrends weltweit profitiere, heißt es in der neuen Studie. Der hohe Auftragsbestand, Preiserhöhungen und ein beeindruckendes Kostenmanagement sollten zu einem starken Gewinnwachstum führen, so die Analysten. Dabei ist Siemens Healthineers das separat geführte Healthcare-Geschäft der Siemens-Muttergesellschaft und erst seit 2018 börsennotiert. Zu den Kernbereichen des Unternehmens zählen diesbezüglich die Bildgebung für Diagnostik und Therapie, Labordiagnostik sowie digitale Gesundheitsservices und Krankenhausmanagement. Hierfür bietet der Medizintechnikhersteller weltweit spezielle Röntgen-, Computertomographie (CT)- und Magnetresonanztomographie-Geräte sowie Blut-, Urin- und Coronatests. Allerdings bleiben der von Siemens Healthineers vermeldete schwache Q1-Jahresauftakt (31.12.) und die Risiken in der Diagnostiksparte gegenwärtig ein Belastungsfaktor für die Aktie. Doch das Unternehmen ist gut aufgestellt, um im lukrativen Medizintechnikmarkt langfristig weiter zu wachsen. Im laufenden 2. Quartal wird aber zunächst noch der angekündigte Umbau des Diagnostikbereichs operativ belasten. Hier will sich der Gesundheits-Dienstleister bei seinen Laborsystemen nur noch auf die “Atellica“-Plattformen konzentrieren.

Auch werden bestehende Lieferkettenwege und Services derzeit vom Management gruppenweit optimiert. Siemens Healthineers ist aber optimistisch in Bezug auf die Entwicklung im 2. Halbjahr (30 Sept.), und verwies dabei auf den robusten Auftragseingang im 1. Quartal vor allem in der Bildgebungssparte und bei dem US-Krebsspezialisten Varian Medical Systems. Zusätzlich dürften bei der Siemens-Tochter auch die Einnahmen in China wieder anziehen, nachdem die dortigen strengen Covid-19-Maßnahmen im November aufgehoben wurden. Außerdem dürfte Siemens Healthineers in den kommenden Monaten auch von den jüngst gemachten Preiserhöhungen profitieren. Langfristig strebt der Medizintechnik-Anbieter auch ein Erlöswachstum auf vergleichbarer Basis von jährlich 6 bis 8 % an. Die Aktie notiert zwar weiterhin mit einem hohen KGV von 24, das Qualitätsunternehmen erzielt aber trotz zahlreicher Herausforderungen weiter eine solide Gewinnmarge von 10 %.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Leicht steigende Kurse auf aktuell 289,10 Euro sind heute im Qualitäts-Index auch bei der Aktie von Roche zu sehen. Die Papiere des Pharmahersteller notieren aber auf einem Mehrjahrestief, was viele Investoren enttäuscht haben dürfte. Schließlich war Roche noch im April 2022 auf dem Weg, Nestlé als wertvollstes Schweizer Unternehmen abzulösen. Das Arzneimittel-Portfolio, das sich vor allem auf Krebs-, Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel- sowie Viruserkrankungen fokussiert, ist zwar nicht mehr das jüngste. In den letzten Jahren war das Unternehmen aber dennoch der unangefochtene Star der europäischen Pharmaindustrie. Das niedrige Kursniveau bietet aber mittlerweile eine nunmehr moderate Bewertung und zudem eine noch höhere Dividendenrendite. Zudem ist Roche weiterhin ziemlich innovativ und konnte in dieser Woche gleich 2 neue Zulassungen vermelden. So hat die US-Gesundheitsbehörde FDA den Ventana PD-L1 (SP263) Assay erstmals auch zur Bestimmung von Patienten mit Lungenkrebs (NSCLC) zugelassen. Und in der Schweiz hat das Schweizerische Heilmittelinstitut (Swissmedic) Lunsumio zur Behandlung von Blutkrebs genehmigt. Bei der US-Zulassung für den Test handelt es sich Roche zufolge um eine Zulassungserweiterung. Mit dessen Hilfe könnten nun Patienten bestimmt werden, die für eine Behandlung mit dem Krebsmittel Libtayo (Cemiplimab) des Biotechunternehmens Regeneron als Monotherapie1 in Frage kommen. Diese zusätzliche Zulassung werde mehr Krebspatienten mit fortgeschrittenem und metastasiertem NSCLC einen breiteren Zugang zur Immuntherapie Libtayo ermöglichen, teilte der Pharmaproduzent hierzu mit.

In der Schweiz wiederum darf das von Roche entwickelte Blutkrebsmittel “Lunsumio“ zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Lymphom (FL) vorerst eingesetzt werden, die zuvor mindestens 2 systemische Therapien erhalten haben. Dabei basiert die befristete Zulassung durch Swissmedic auf den positiven Ergebnissen der Phase-I/II-Studie GO29781, in der Lunsumio hohe komplette Ansprechraten zeigte. Aber unabhängig davon peilt Roche für dieses Jahr erneut ein Verkaufswachstum im stabilen bis niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Zwar bekommt der Pharma- und Diagnostikspezialist gegenwärtig immer stärker den Druck der weltweiten Generika- und Biosimilars-Konkurrenz zu spüren. Investoren kaufen sich aber mit dem Anteilsschein einen nach wie vor mächtigen Branchen-Player, der über eine anhaltend starke Nettomarge (20 %) und Dividendenstärke  mit aktuell 2,8 % Rendite verfügt.

 

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