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Von Christina Rothfuß
24. Januar 2023

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index gibt vor ersten wichtigen US-Unternehmenszahlen am Dienstag zunächst um 0,8 % auf 120,80 Punkte nach. Bergbauspezialist Rio Tinto verschifft in Australien im letzten Quartal mit rund 87,3 Mio. Tonnen etwas mehr Eisenerz, was auf eine Erholung der chinesischen Wirtschaft hindeutet. Wolters Kluwer baut mit 2 Übernahmen sein Anwalts- sowie das medizinische Verlags- und Bildungsgeschäft aus, 2022 dürfte der Umsatz erneut um 4 bis 5 % gestiegen sein.

 

Eine durchaus starke Kursentwicklung inklusive neuem Jahreshoch legte im Qualitäts-Index in den letzten Wochen die Aktie von Rio Tinto hin. Am Dienstag notierte aber leicht im Minus bei 71,50 Euro. Dabei hatte der britisch-australische Bergbauspezialist und Minenbetreiber in der Vorwoche Zahlen für die aktuellen Eisenerzlieferungen veröffentlicht, die stärker als erwartet ausfielen. So stiegen die Exporte aus Rio Tinto`s Förderstätten in der Region Pilbara (West-Australien) in den 3 Monaten bis Ende Dezember um gut 4 % auf 87,3 Mio. Tonnen, was auf eine Erholung der chinesischen Wirtschaft hindeutet. Schließlich gilt China als wichtigster Importeur von Industriemetallen hat aber weiterhin mit seiner Corona-Politik und der Immobilienmarktkrise zu kämpfen. Allerdings bremste bis zuletzt auch die Instandhaltung von Eisenbahnschienen in Australien den Transport von Eisenerz aus den dortigen Minen. Dies war mit einer der Gründe, warum Rio Tinto im Jahr 2022 insgesamt weniger Eisenerz verschiffte als erhofft. Zudem hatte bei dem Bergbau-Unternehmen neben höheren Energie- und Abbaukosten hauptsächlich die schwache Stahlnachfrage aus dem chinesischen Immobiliensektor belastet. Inzwischen hat sich die operative Lage bei dem weltweit größten Eisenerzförderer aber aufgehellt. Und Investoren setzen seit einigen Wochen bei Rio Tinto auf eine deutliche Konjunkturerholung in China, insbesondere nach dem im Dezember verkündeten Ende der harten Corona-Lockdowns.  In der Vorwoche hat das Management auch die Ziele für das laufende Jahr bezüglich der Produktionsmengen für Rio Tinto weitgehend bestätigt. Nur die Aussichten für die Kupferförderung wurden nach dem jüngsten Erwerb der kanadischen Bergbaugesellschaft Turquoise Hill Resources kräftig angehoben.

Für 2023 wird folglich mit einer globalen Kupferproduktion auf 650.000 bis 710.000 Tonnen gerechnet, nachdem sie 2022 bei dem Unternehmen nur bei 521.000 Tonnen gelegen hatte. Und der steigende Bedarf durch Elektromobilität und Energiewende dürfte auch künftig hoch bleiben und für Rio Tinto das China-Risiko etwas abfedern. Die Übernahme von Turquoise Hill Resources stärkt insgesamt unser Kupferportfolio und zeigt, dass wir Kapital diszipliniert einsetzen, um im Bereich jener Materialien zu wachsen, die die Welt für die Energiewende braucht, sagte zuletzt der Vorstand. Rio Tinto warnte aber zugleich in Anbetracht der steigenden Zahl von Covid-Fällen innerhalb des größten Absatzmarktes vor einer hohen Volatilität in den nächsten Quartalen. Denn dies dürfte kurzfristig das Risiko von Lieferketten-Unterbrechungen und Arbeitskräftemangel erhöhen. Die Anteilsscheine von Rio Tinto sind aber mit einem KGV von 10 im Branchenvergleich billig und damit auch ein solides Basisinvestment im Rohstoffsektor. Zumal der Eisenerzproduzent mit einer Eigenkapitalrendite von über 30 % zuletzt auch weiterhin profitabel förderte. Darüber hinaus bietet Rio Tinto aktuell auch eine nach wie vor hohe Dividendenrendite von über 5,5 %.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Im heutigen Markumfeld präsentiert sich im Qualitäts-Index dagegen die Wolters Kluwer-Aktie leicht im Plus bei 100,30 Euro. Die zuletzt gezeigte starke Performance der Papiere ist nicht ungewöhnlich, immerhin hatte der Informations- und Datendienstleister bereits im Sommer für 2022 neuerliche Rekorderlöse in Aussicht gestellt. Und die Software-Geschäfte von Wolters Kluwer sind zudem auch keinen Konjunkturschwankungen ausgesetzt, weil vor allem staatliche Behörden, Steuerbüros und Rechtsanwälte potenzielle Lizenznehmer und Softwareabonnenten sind. Außerdem setzen die Niederländer auch weiterhin auf gezielte Akquisitionen. Erst Ende Dezember wurde das britische Technologieunternehmen Della AI Ltd. gekauft, das sich auf Künstliche Intelligenz (KI) im Bereich erweiterter Sprachanalyse spezialisiert hat. Mit der Software der künftigen Tochter können Anwälte ausgearbeitete oder vorliegende Verträge rechtlich mehrsprachig auswerten, mit Hilfe von Fragesätzen. Mit dem Erwerb stärkt Wolters Kluwer jedenfalls die eigene Legal & Regulatory-Sparte, die mit ihren weltweit angebotenen Softwarediensten vor allem Anwaltskanzleien unterstützt. Außerdem kaufte der Informationsdienstleister vor 2 Wochen auch das US-Ausbildungsunternehmen für Krankenschwestern NurseTim. Mit der Übernahme will das Management von Wolters Kluwer das eigene medizinisch-bezogenes Verlags- und Bildungsgeschäft ausbauen, das in der Health Learning, Research & Practice-Sparte des Unternehmens gebündelt ist.

Dabei bietet NurseTim mit gut 48 Mitarbeitern eine Vielzahl an Ausbildungsprogrammen für künftiges medizinisches Fachpersonal, mit dem eine bessere Betreuung von Patienten ermöglicht sowie Fachwissen übermittelt wird. Von beiden zuletzt tätigten Zukäufen erwartet Wolters Kluwer in den kommenden 3 bis 5 Jahren eine Eigenkapitalrendite im Bereich von 8 %. Mit seinen bisherigen Softwareprodukten und Informations-Diensten, zu denen auch Lehrbücher, Nachschlagewerke sowie Online-Analysedaten gehören, hat das Unternehmen für 2022 aber erstmal weitere Umsatzzuwächse von 4 bis 5 % auf ein Rekordniveau in Aussicht gestellt. Und trotz zahlreicher operativer Herausforderungen dürfte Wolters Kluwer mit seinen robusten Geschäftsfeldern dabei auch wieder eine Marge von über 25 % erzielt haben. Die Aktie ist aber mit einem KGV von 26 nicht unbedingt als günstig zu bezeichnen.

 

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