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Von Christina Rothfuß
27. Mai 2022

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index hat nach den starken Vorgaben der US-Börsen seinen Erholungskurs auch am Freitag fortgesetzt. Am Nachmittag liegt er folglich mit 1,4 % im Plus bei 125,70 Punkten. Dank weiterhin hoher Rohstoffpreise dürfte Rio Tinto auch 2022 stattliche Gewinne einfahren, die Aktie bietet zudem über 6 % Dividende. Bauboom beschert Sanitärtechnik-Hersteller Geberit derzeit wieder 13 % organisches Wachstum und Margen von über 30 %.

Im heute wieder positiven Marktumfeld legt im Qualitäts-Index auch die Aktie von Rio Tinto um 1,3 % auf aktuell 68,10 Euro zu. Dabei zählt das multinationale Bergbauunternehmen angesichts eines boomenden Rohstoffgeschäfts mit einem Jahresplus von gut 25 % zu den eindeutigen Gewinnern. Rio Tinto hat sich vor allem auf die Erschließung und den Abbau von Mineralienvorkommen fokussiert, und profitiert seit der globalen Erholung des Corona-Einbruchs von der hohen Nachfrage nach Industriemetallen wie Eisenerz. Aber das Mineralienportfolio des Unternehmens, das auch an der Londoner und australischen Börse notiert, beinhaltet aber neben Eisenerz auch Kupfer und Aluminium sowie Gold, Kohle und andere Mineralien. In Australien und Großbritannien gilt der Rohstofflieferant inzwischen auch wieder zu den größten Dividendenzahlern. Immerhin lag die 2021er Ausschüttung über den volatilen Vorjahren und bedeutet für die Aktie eine beachtliche Dividendenrendite von derzeit über 6 %. Und Rio Tinto dürfte dank der weiterhin hohen Rohstoffpreise auch 2022 stattliche Gewinne einfahren, sodass Analysten sogar davon ausgehen, dass die Rendite der Dividende bis Ende 2023 auf über 10 % ansteigen könnte. Derzeit steht die australisch/britische Bergbaugesellschaft auch finanziell in bewundernswerter Form dar. In den letzten 5 Jahren wurde der Verschuldungsgrad durch Kosteneinsparungen und Neuausrichtung von 48 auf nur noch 21 % gesenkt.

Und die Cash-Bestände des Unternehmens, das auch in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien und Afrika mit seinen Tagebaustätten und Raffinerien aktiv ist, sind hierdurch deutlich gestiegen. Die zuverlässigen freien Barmittelzuflüsse unterstützen natürlich auch die Ausschüttungserwartungen. Wie volatil aber das Geschäft von Rio Tinto ist, zeigen die Zahlen für das 1. Quartal. Dabei berichtete der Vorstand von einer um 15 % niedrigeren weltweiten Verschiffung von Eisenerz, und auch bei Aluminium sowie Kupfer waren die Transporte mit 3 bzw. 5 % rückläufig. Gerade der geringere Absatz von gefördertem Eisenerz spiegelte dabei hauptsächlich den Rückgang der Stahlnachfrage im chinesischen Immobiliensektor wider. Die zyklischen Preisentwicklungen vieler Rohstoffe waren schon in der Vergangenheit teils heftig. Dennoch war Rio Tinto diesbezüglich meist sehr profitabel, zuletzt lag die Eigenkapitalrendite auch bei starken 19 %. Und mit einem für das laufende Geschäftsjahr geschätzten KGV von 9 liegt die Aktienbewertung jedenfalls derzeit unter dem Niveau der gesamten Branche.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Eine durchaus enttäuschende Kursentwicklung legte im Qualitäts-Index in den letzten Monaten die Aktie von Geberit hin. Am Freitag liegt der Kurs aber deutlich mit über 2 % im Plus bei 514,00 Euro. Dabei bekommt der Sanitärtechnik-Hersteller vor allem von dem gegenwärtigen europäischen Immobilienbau-Boom und dem durch die Pandemie ausgelösten “Home-Improvement-Trend“ kräftige operative Unterstützung. Und das Wachstumstempo hat sich im 1. Quartal sogar wieder beschleunigt. Nur die anhaltend hohe Inflation sowie negative Währungseffekte drücken auf die zuletzt beachtlichen Margen. Geberit ist aber als marktführender Anbieter von Sanitärkomponenten, die in erster Linie in Wohngebäuden und Gewerbeeinrichtungen zum Einsatz kommen, in der Position, Preiserhöhungen durchzusetzen. Dies hatte in den ersten 3 Monaten auch wieder zu einem stärkeren Umsatzanstieg um fast 8 % auf 980 Mio. CHF (965 Mio. Euro) geführt. Ohne negative Währungseinflüsse ergab sich sogar ein organisches Plus von 13 %. Das Wachstum des Unternehmens, das sein Produktspektrum hauptsächlich für Neubauten, Renovierungen und Modernisierungen konzipiert, hat damit wieder angezogen. Denn im 4. Quartal lag bei Geberit der entsprechende Wert nur bei 4,6 %. Zu der robusten Entwicklung trugen verschiedene Preisanhebungen in etwa die Hälfte bei, die andere Hälfte kam von höheren Verkaufsvolumina. Die Nachfrage in der Bauindustrie sei weiterhin stark gewesen, betonte dabei das Management.

Regional gesehen zogen in der Region Europa die Verkäufe im Quartal um 13 % an, am geringsten war der Zuwachs dagegen in Amerika. Die massiv angestiegenen Kosten bei den Rohmaterialien, der Energie, Transport und für das Personal wurden jedoch nur teilweise durch Verkaufs-Preiserhöhungen kompensiert. Letztlich musste Geberit deshalb zum Jahresstart auch eine um 4 % geringere EBITDA-Marge von 31 % hinnehmen, was aber noch immer beachtlich ist. Schon im Jahr 2021 zog die Rentabilität bei den Schweizern an, und erreichte mit über 35 % zeitweise sogar Rekordwerte. Zudem hat das Unternehmen, das mit seinem Sanitär-Sortiment vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv ist, ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 650 Mio. CHF (625 Mio. Euro) angekündigt. Dieses will Geberit nach dem Abschluss des aktuellen Programms spätestens im 3. Quartal starten und maximal 2 Jahre laufen lassen.

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