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Von Christina Rothfuß
27. März 2024

Beim TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index halten sich Anleger am Mittwoch vor dem langen Osterwochenende zurück. Folglich verzeichnet er moderate Abgaben auf 120,88 Punkte. Biotech-Firma Genmab bleibt dank boomenden Krebsmittel “Darzalex“ und MS-Medikament “Kesimpt“ sowie über 20 Pharmapartnerschaften weiterhin ein aufstrebender Biotech-Star. Bergbauunternehmen Rio Tinto plant hohe Investitionen in das argentinische Lithiumwerk Rincon, und rechnet dort ab Ende 2024 mit einer Jahreskapazität von rund 3.000 Tonnen.

Eine unterdurchschnittliche Kursentwicklung musste im Qualitäts-Index in den letzten Monaten die Aktie von Genmab hinnehmen. Und auch am Mittwoch verzeichnet sie wieder Abgaben von 1,5 % auf aktuell 280,40 Euro. Der jüngste Rückgang bei den Papieren des dänischen Biotech-Pioniers ist damit für langfristige Investoren möglicherweise eine interessante Einstiegsgelegenheit. Dabei müssten die Anteilscheine eigentlich höher stehen, vor allem weil das Unternehmen jüngst das 2023er-Geschäftsjahr einmal mehr mit einem Umsatzplus von 14,0 % abgeschlossen hat, und zahlreiche Wirkstoffkandidaten in der Pipeline sind. Genmab selbst hat sich seit 1999 auf innovative Krebs-fokussierte Antikörpertherapien spezialisiert, und entwickelte seitdem unter anderem eine hochmoderne Plattform für sogenannte “T-Cell-Engager“. Hierbei handelt es sich um künstliche Antikörperkonstrukte. Mittlerweile hat das Biotechunternehmen sogar mehr als 20 Partnerschaften mit großen Pharmagesellschaften abgeschlossen und expandiert weltweit. Ein von Genmab produzierter Antikörper ist Ofatumumab, dessen Vermarktungsrechte in 2015 komplett an den Schweizer Pharmaanbieter Novartis abgegeben wurden. Die Dänen haben sich aber selbst zum Ziel gesetzt, das Leben von Patienten bis 2030 regelrecht zu transformieren. Und allein im 1. Quartal 2024 stiegen die Einnahmen um beachtliche 35,0 % auf 2,85 Mrd. DKK (382 Mio. Euro), begünstigt durch Lizenzgebühren aus Kooperationen mit Janssen und Novartis sowie Erstattungen von der deutschen Biotechschmiede BioNTech. Bei Genmab war aber 2023 erneut ein solides Wachstumsjahr, weil das Geschäft vor allem vom Krebsmittel Darzalex und dem Multiple Sklerose-Medikament Kesimpt getrieben wurde.

In den USA haben die Dänen allerdings mit den Pharma- und Biotech-Konkurrenten Roche und Regeneron zu kämpfen, die mit Rituxan ebenfalls ein Antikörper-basiertes Krebsmittel vertreiben, jedoch in Kombination mit einer Chemotherapie. Aber allein das Mittel Darzalex konnte den Absatz im letzten Jahr mit dem Genmab-Partner Janssen um dynamische 22,0 % auf 9,74 Mrd. USD steigern. Und das von Genmab mit dem US-Pharmapartner AbbVie zusammen entwickelte Lymphknoten-Krebsmittel Epkinly erzielte nach der jüngsten FDA-Zulassung in nur zwei vollen Quartalen einen Umsatz von 64,0 Mio. USD. Davon stammten gut 55,0 Mio. USD vom US-Markt. Analysten gehen sogar davon aus, dass Epkinly in den USA künftig einen jährlichen Spitzenumsatz von 3,0 Mrd. USD erreichen könnte. In Anbetracht der Tatsache, dass Zehntausende von US-Patienten von der Behandlung mit Genmabs Epkinly profitieren und sogar geheilt werden könnten, scheint dies keine unangemessene Prognose zu sein. Die Aussichten sind also durchaus gut, zumal das Kerngeschäft rund um Darzalex und Kesimpt in 2024 erneut eine Zuwachsrate von 19,0 % hinlegen dürfte. Die Aktie von Genmab bleibt nach der jüngst enttäuschenden 2023er-Kursperformance und dem KGV von 19 folglich eine aussichtsreiche Investment-Alternative im Biotech-Bereich. Gestützt von einer beachtlichen Gewinnmarge von noch immer 26,0 %.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Nur knapp über ihrem Jahrestief befindet sich im Qualitäts-Index dagegen gegenwärtig die Aktie von Rio Tinto. Am Mittwoch zeigt sie sich auch nur leicht im Plus bei 58,00 Euro. Dabei spricht für das britisch-australische Bergbauunternehmen vor allem, dass der Zyklus in der weltweiten Energiewende immer noch in einer Frühphase steckt. Der damit in Zusammenhang stehende Bedarf an zusätzlichem Metall dürfte in den nächsten Jahren enorm sein. Rio Tinto gilt aber nicht nur als Eisenerz- und Kupferförderer, der auch in Afrika und Südamerika mehrere Förderstätten betreibt, das Unternehmen holt zudem auch Kohle, Gold oder auch Lithium ans Tageslicht. Und der immer höhere Kupfer- und Lithiumbedarf durch Elektromobilität und Energiewende dürfte Rio Tinto als Minenbetreiber auch künftig in die Karten spielen. Das Management hatte diesbezüglich zuletzt sogar angekündigt, gut 350,0 Mio. USD in das Lithiumwerk in Rincon (Argentinien) investieren zu wollen, um die Produktion bis Ende des Jahres dort aufnehmen zu können. Dies teilte Rio Tinto vor zwei Wochen nach einem Besuch des Vorstands vor Ort mit. Die harte Arbeit unseres Rincon-Teams legt den Grundstein für unsere erste Lithiumproduktion bis zum Jahresende, sagte der Manager der Nachrichtenagentur Reuters, nachdem er das argentinische Projekt in der nördlichen Provinz Salta besucht hatte.

Dabei ist Rio Tinto eines der wenigen großen Bergbauunternehmen, die auf Lithium setzen, da es vor allem in Batterien für E-Fahrzeuge verwendet wird. Die Gruppe erwarb das Rincon-Projekt von Rincon Mining im Jahr 2022 für 825,00 Mio. USD und plant derzeit die Entwicklung einer Lithiumkarbonat-Anlage mit einer Jahreskapazität von rund 3.000 Tonnen. Eigenen Angaben zufolge arbeitet Rio Tinto dabei auch mit den örtlichen Gemeinden und Behörden zusammen, um die jeweiligen Umweltstandards zu gewährleisten. Argentinien, das zusammen mit Chile und Bolivien zum sogenannten “Lithium-Dreieck“ gehört, in dem sich die Hälfte der weltweiten Lithiumvorkommen befinden, zieht immer mehr Investitionen internationaler Lithiumförderer an. Nach Angaben des amerikanischen Geological Survey-Instituts stieg die argentinische Lithiumproduktion von 2022 bis 2023 um mehr als 45,0 % auf zuletzt 9.600 Tonnen an. Für Rio Tinto`s Rincon-Lithiumprojekt sind dies beste Voraussetzungen, zumal der Lithiumbedarf durch Elektromobilität und die Transformation der globalen Energiewirtschaft in den kommenden Jahren deutlich zunehmen dürfte.

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