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Von Liridona Preniqi
23. April 2024

Erste positiv aufgenommene Quartalszahlen schieben den QIX Deutschland am Dienstag um 1,0 % ins Plus auf 16.415 Punkte. SAP vermeldet für das 1. Quartal ein Rekordwachstum beim Auftragsbestand im Cloudgeschäft, was die Jahreszuwachsziele von 24,0 bis 27,0 % realistischer macht. Brems- und Türsystemspezialist Knorr-Bremse plant mit dem 630,0-Mio.-Kauf von Alstom Signaling Nordamerika den Einstieg in den globalen Markt für Bahn-Signaltechnik.



Am Dienstag ist im Qualitäts-Index nach der jüngsten Korrektur die Aktie von SAP mit 4,5 % auf 173,60 Euro einer der großen Gewinner. Den Anteilscheinen helfen dabei vor allem die heutigen Nachrichten, dass das Wachstum bei dem Software-Dienstleister weiterhin von der Cloud-Sparte getragen wird. Denn dank einer hohen Nachfrage nach Cloudprodukten zur Nutzung über das Netz blieb SAP auch im 1. Quartal auf Zielkurs. Der Umsatz der Sparte kletterte sogar um fast 25,0 %, was viele Investoren heute mit entsprechenden Aktienkäufen honorieren. Die weitere Wachstumsbeschleunigung in der Cloud untermauere den Wandel des Geschäftsmodells der Walldorfer, lobten zudem Analysten die Q1-Entwicklung in einer ersten Reaktion. Die gruppenweiten Erlöse konnte SAP in den ersten 3 Monaten um ebenfalls beachtliche 8,0 % auf etwas mehr als 8,0 Mrd. Euro steigern. Allerdings wurde das Startquartal des Software-Spezialisten auch von Umbaukosten in Höhe von 2,2 Mrd. Euro und dem aktienbasierten Vergütungsprogramm belastet. Dennoch rechnet der Vorstand in diesem Jahr bei SAP weiterhin vor allem beim Cloudwachstum und operativen Ergebnis mit deutlichen Zuwächsen. Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Jahr zu erreichen, sagte der Manager am Montagabend. Das Rekordwachstum des Auftragsbestands im Cloudgeschäft belege die anhaltende Dynamik, betonte er. SAP will die 2024er-Umsatzgröße mit Software zur Nutzung über das Netz um 24,0 bis 27,0 % auf 17,0 bis 17,3 Mrd. Euro erhöhen. In Q1 zogen die Einnahmen der Cloud-Sparte bereits auf 3,93 Mrd. Euro an.

Und speziell mit der ERP-Software zur Unternehmenssteuerung aus der Cloud hat sich der SAP-Chef vorgenommen, den US-Rivalen Oracle mit dessen Angeboten in diesem Bereich in Schach zu halten. Den Angriff auf den anderen mächtigen Konkurrenten Salesforce in dessen CRM-Domäne (Customer-Relationship-Management) hat SAP dagegen jüngst abgeblasen. Insgesamt sollen die Produkterlöse in diesem Bereich in 2024 nur um 8,0 bis 10,0 % auf bis zu 29,5 Mrd. Euro zulegen, auch weil der Vorstand nur den Cloudanwendungen inklusive KI-Technologien Zukunftschancen einräumt. Folglich steht das ehemalige Kerngeschäft mit Lizenzerlösen für vor Ort installierte Software bei dem Unternehmen hinten an. Dazu hatte SAP Anfang des Jahres angekündigt, rund 8.000 Stellen abbauen zu wollen, um sich noch stärker auf KI-Anwendungen konzentrieren zu können und um Kosten zu senken. Der Finanzchef setzt zudem darauf, dass die Transformation zusammen mit den gezielten Investitionen in KI dazu führt, dass sich die Kostenentwicklung vom Umsatzwachstum entkoppelt. Und mit der hohen Nettomarge von 17,0 % erfüllt SAP auch weiterhin wichtige Kriterien für eine Notierung im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.



Einer der gestrigen Gewinner im Qualitäts-Index war mit zeitweise über 4,0 % die Aktie von Knorr-Bremse. Heute notiert sie aber unverändert bei aktuell 71,00 Euro. Für die gute Stimmung sorgte aber gestern die Meldung, dass der Lkw- und Zugbremsenproduzent mit einer Übernahme in das amerikanische Geschäft mit Signaltechnik für den Zugverkehr einsteigen will. Dazu hat das Unternehmen bereits am Freitagabend den Kauf des US-Geschäfts mit konventioneller Bahn-Signaltechnik vom französischen Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom angekündigt. Allerdings lässt sich Knorr-Bremse den Erwerb gut 630,0 Mio. Euro kosten, was Analysten für zu teuer hielten. Dennoch wurde die Akquisitionsstrategie des Managements am Montag gelobt, da sie auf Geschäfte mit höheren Margen abzielen würde. Der Brems- und Türsystemspezialist verspricht sich von dem Zukauf Perspektiven für ein profitables Geschäftswachstum, technisches Wissen und künftige digitale Geschäftsmodelle, wie es hieß. Dabei soll das US-Geschäft bei Knorr-Bremse von Anfang an positiv zur Profitabilität beitragen. Der Zukauf soll zunächst mit vorhandenen Mitteln und Fremdkapital finanziert werden. Die Alstom-Tochter gehöre in Nordamerika zu den führenden Unternehmen in diesem Bereich, betonte der Konzernchef. Mit der geplanten Übernahme will Knorr-Bremse letztlich sogar zu einem der dortigen Marktführer im Bereich der Technik für Zugsteuerung, Zugsicherung und Signaltechnik aufsteigen.



Die Franzosen hatten das Geschäft zuletzt ins Schaufenster gestellt, um mit dem Verkauf die noch immer hohe Verschuldung weiter zu senken. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende März erzielte Alstom Signaling Nordamerika jedenfalls einen Umsatz von rund 300,0 Mio. Euro. Ein Vorstandsmitglied wertete den Zukauf sogar als einen wesentlichen Schritt, um Knorr-Bremse von einem Systemlieferanten für Fahrzeuge zu einem Systemlieferanten für das Gesamtsystem Schiene zu machen. Durch den Einstieg in den globalen Markt für Bahn-Signaltechnik steige das für Knorr-Bremse adressierbare Marktvolumen im Bahnbereich mittelfristig um bis zu 20,0 Mrd. Euro, erläuterte der Manager. Am Ende dürfte aber der Zulieferer mit dem US-Deal vor allem seine digitale Kompetenz ausbauen. Die Übernahme der Alstom-Tochter sollte zudem auch problemlos genehmigt werden, da Knorr-Bremse in diesem Markt bisher nicht vertreten ist. An der Börse ist die Aktie trotz jüngster Erholung jedenfalls mit einem KGV von 13 auch weiterhin klar unterbewertet.



Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der TraderFox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u. a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

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