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Von Christina Rothfuß
04. Juli 2022

Ungeachtet anhaltender Konjunktursorgen klettert am Montag der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index um 1,3 % auf 120,45 Punkte. Biotechfirma Genmab will im 2.Hj für das  „Epcoritamab“ in den USA die Genehmigung einholen und legt rund 117 Mio. Euro für neue Aktienrückkäufe auf den Tisch. Supermarktkette Colruyt profitiert von höheren Verkaufspreisen und eröffnet in Europa 37 neue Stores.

 

Eine kräftige Erholung konnte in den letzten Tagen im Qualitäts-Index vor allem die Aktie von Genmab hinlegen. Am heutigen Montag liegt sie aber leicht im Minus bei 316,50 Euro. Das dänische Biotechnologieunternehmen hat sich hauptsächlich auf die Forschung und Entwicklung humaner Antikörper für die Behandlung von lebensbedrohlichen Krankheiten spezialisiert. Bis heute wurden bereits zahlreiche Therapieprodukte, unter anderem gegen Krebs, rheumatoider Arthritis oder auch Schuppenflechte auf den Markt gebracht. Und bei der Entwicklung bedient sich Genmab der sogenannten transgenen Maustechnologie (HuMAb-Mouse®), um damit vollständig humane Antikörper zu erzeugen. In der Vorwoche wurde vom Management diesbezüglich auch bekanntgegeben, dass das Unternehmen bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für das neue Mittel Epcoritamab im 2. Halbjahr beantragen wolle. Der Antikörper-basierte und bei Lymphknotenkrebs eingesetzte Wirkstoff wurde zusammen mit dem US-Partner AbbVie entwickelt und in vielversprechenden Studien bereits erfolgreich getestet. Genmab sieht den Einsatzbereich für das Medikament bei weltweit jährlich bis zu 150.000 neuen Krebsfällen. Zudem kündigten die Dänen an, bis Ende August erneut 370.000 eigene Aktien über die Börse einziehen zu wollen, um sie künftig für Mitarbeiter- und Vergütungsprograme einzusetzen. Dies wären beim aktuellen Kursniveau immerhin rund 117 Mio. Euro, die dafür von Unternehmensseite investiert werden würden.

Die Biotech-Gesellschaft selbst wurde aber schon 1999 in Kopenhagen gegründet und ging im Jahr 2000 an die Börse. Das damalige IPO brachte Genmab letztlich rund 209 Mio. Euro an Wachstumskapital, und mittlerweile bestehen neben AbbVie`s Zusammenarbeit weitere Kooperationsverträge mit großen Pharmaplayern wie GlaxoSmithKline und Novartis oder auch Hoffmann-La Roche und Amgen. Und gerade diese verhalfen auch den Umsatz in den letzten 7 Jahren von 850 Mio. auf zuletzt 8,48 Mrd. DKK (1,14 Mrd. Euro) fast zu verzehnfachen. Der wichtigste Katalysator dahinter war vor allem das Antikörper-basierte Krebsmittel Darzalex, das für Genmab im letzten Jahr immerhin einen Erlösanstieg von gut 43 % einbrachte. Das ganze Geschäft rund um transgene Maus-Technologien ist aber nicht nur weltweit äußerst erfolgreich, mit einer Gewinnmarge von überragenden 26 % dazu auch noch sehr renditestark. Allerdings muss das Biotech-Unternehmen die derzeit erzielten Umsätze mit seinen Partnern noch teilen. In Zukunft sollten aber weiter steigende Produkt-Verkäufe Genmab global immer autarker werden lassen.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Kräftig mit über 2 % im Plus bei 27,65 Euro befindet sich heute im Qualitäts-Index dagegen die Colruyt-Aktie. Der Kursverlauf des Papiers ist allerdings seit Januar trotz robuster Umsatzzahlen eher enttäuschend. Zumal die belgische Einzelhandelsgruppe, die auch in Frankreich und Luxemburg mit Geschäften präsent ist, in den vergangenen Quartalen auch höhere Preise durchsetzen konnte. Auf dem Heimatmarkt agiert das Unternehmen vor allem unter der Marke Colruyt, OKay, Bio-Planet und DreamLand. Und da das reguläre Geschäftsjahr von Colruyt von April bis Ende März läuft, sind die jüngsten Zahlen für 2021/22 noch durchaus frisch. Immerhin verhalfen den Belgiern dabei die zuletzt angehobenen Verkaufspreise und eine solide Nachfrage nach hochwertigem Gemüse und Obst zu einem Umsatzplus von fast 4 % auf 9,93 Mrd. Euro. Während der Nettogewinn auf 416 Mio. Euro angesichts gestiegener Energie- und Transportkosten leicht rückläufig war. Für die Aktie von Colruyt ergibt sich damit ein KGV von 15, was für ein Qualitätsunternehmen nicht zu teuer ist. Zumal die Einzelhandelskette auch weiterhin auf Expansionskurs ist. Immerhin wurde zuletzt 37 neue Filialen eröffnet, was die anhaltenden Wachstumsambitionen ungeachtet des starken Wettbewerbs zeigt.

Für Colruyt spricht zudem, dass die Gruppe nicht nur als Supermarkt mit erfolgreichen und margenstarken Eigenmarken operativ agiert, den Belgiern gehören meist auch die dazugehörigen Immobilien und Parkhäuser. Diese wurden über die Jahre hinweg auch bereits abgeschrieben, und stehen in der Bilanz deshalb auch nur zu einem geringen Marktwert. Ferner kauft die Eigentümerfamilie, die rund 50 % der gesamten Colruyt-Anteile bereits besitzt, kontinuierlich weitere Aktien über die Börse zurück. Zuletzt waren es immerhin 0,5 % der umlaufenden Stücke, also insgesamt 585.000 Aktien. Der Besitzanteil der Colruyt-Familie an dem Geschäft steigt damit immer weiter, da die eingezogenen Papiere offiziell vernichtet wurden. Für die Gruppe aber könnte dies in Zukunft sogar auf eine Komplettübernahme durch den bisherigen Mehrheitseigner hinauslaufen.

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