articles-marktberichte-international
36
Von Christina Rothfuß
21. Februar 2023

Trotz verbesserter Unternehmensstimmung im Euroraum gibt der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Dienstag um 0,8 % auf 120,90 Punkte nach. Genmab peilt nach starken 9-Monats-Geschäften für 2022 ein Rekordjahr an und hat über 20 neuen Wirkstoffkandidaten in der Pipeline. Boliden will nach einem Umsatzanstieg von 26 % im letzten Jahr künftig noch mehr in nachhaltiges Fördern, Schmelzen und Recyceln von Metallen investieren.

 

Mit leichten Kursabschlägen auf aktuell 372,00 Euro präsentiert sich am Dienstag im Qualitäts-Index die Aktie von Genmab. Dabei waren die Anteilscheine der dänischen Biotech-Firma, die auch an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden, im Jahr 2022 einer der wenigen Börsenstars. Vor allem auch, weil sich Brancheninsider hier in ein spannendes Geschäftsmodell mit Zukunft einkaufen, das nicht die bekannten „Biotech-bedingten“ F&E-Risiken mit sich bringt. Genmab selbst hat sich in erster Linie auf die Entwicklung von Antikörpern für die Therapie von lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs spezialisiert. Und Kooperationsverträge mit großen Pharmaplayern tragen diesbezüglich auch zu deutlich geringeren Forschungs- und Vertriebskosten bei. Mit dem auf Antikörpern-basierenden Produktportfolio und der vielversprechenden Pipeline könnte sich bei Genmab künftiges Wachstum sogar noch beschleunigen. Zumal die Dänen bei der sogenannten transgenen Maustechnologie, mit der die „humanen“ Antikörper erzeugt werden, als weltweit führend gelten. Dank der Partnerschaften mit Pharmafirmen wie Janssen, Novartis oder auch Roche konnte das Unternehmen den Umsatz in den vergangenen 7 Jahren von 850 Mio. auf zuletzt 8,48 Mrd. DKK (1,14 Mrd. Euro) quasi verzehnfachen. Allein in den ersten 9 Monaten des letzten Jahres kletterten die Einnahmen bei Genmab um beachtliche 60 %, für das Gesamtjahr wird aber “nur“ mit einem Plus von rund 30 % gerechnet. Die wichtigsten Katalysatoren für das Biotech-Geschäft waren zuletzt vor allem die Lizenzeinnahmen des Antikörper-basierten Krebsmittels Darzalex sowie das Multiple Sklerose-Medikament Kesimpt.

Wobei das von Genmab entwickelte Mittel Darzalex in Q3 weltweite Erlöse von gut 2,05 Mrd. USD verzeichnen konnte, und damit rund 30 % mehr als im Vorjahr. Und da der Biotech-Pionier hierfür auch weiterhin die Eigentumsrechte besitzt, wird mit jedem Verkauf gutes Geld verdient. Ein weiterer möglicher Blockbuster des Unternehmens steht zudem in den Startlöchern. Denn nach vielversprechenden Studien wurde von Genmab Ende letzten Jahres der bei Lymphknotenkrebs eingesetzten Wirkstoff Epcoritama, der zusammen mit dem US-Partner AbbVie entwickelt und in Phase 1 und 2 erfolgreich getestet wurde, bei der amerikanischen FDA eingereicht. Bis zum 21. Mai könnte hierzu sogar eine Entscheidung seitens der US-Gesundheitsbehörde fallen. Das Genmab-Management sieht den Einsatzbereich für das Medikament jedenfalls bei weltweit jährlich bis zu 150.000 neuen Krebsfällen. Bislang hat der Gesundheitsspezialist schon für 6 Basis-Therapieformen die Zulassungen erhalten, und aktuell befinden sich über 20 weitere Kandidaten in der klinischen Testphase. Letztlich rechnete Genmab bis kürzlich mit einem 2022er-Erlösanstieg in einer Bandbreite von 12 bis 13 Mrd. DKK (1,61 bis 1,75 Mrd. Euro). Und das ganze Arzneimittel-Geschäft sollte dabei auch nicht nur äußerst erfolgreich verlaufen sein. Bei einer Nettomarge von zuletzt überragenden 47 % dürfte jedenfalls kaum noch Luft nach oben sein. 

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Einen kräftigen Anstieg inklusive neuem Jahreshoch konnte in den letzten Wochen im Qualitäts-Index die Aktie von Boliden hinlegen. Am Dienstag liegt sie aber unverändert bei 40,45 Euro. Die Papiere des schwedischen Multimetall-Unternehmens waren damit zuletzt ebenfalls ein beeindruckender High-flyer. Noch im letzten Jahr waren sie angesichts zunehmender Konjunktursorgen deutlich gefallen, und boten dabei zeitweise eine Dividendenrendite von bis zu 7,0 %. Boliden selbst bezeichnet sich als Hightech-Minengesellschaft, die sich auf nachhaltiges und sauberes Fördern, Schmelzen und Recyceln von Metallen in der nordskandinavischen Region und Irland spezialisiert hat. Das Kerngeschäft umfasst vor allem den Abbau von in zahlreichen Industrien zuletzt stark nachgefragten Rohstoffen wie Zink und Kupfer, aber auch Edelmetalle und hochwertige Metallerze werden angeboten. Den Schweden spielen dabei viele Megatrends in die Hände, wie der Ausbau der E-Mobilität inkl. Lithium-Batterien und der bevorstehende Boom von Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien. Aktuell arbeiten rund 6.000 Beschäftigte für Boliden, und Nachhaltigkeit hat sich das Unternehmen dabei besonders auf die Fahnen geschrieben. Schließlich will man EU-weit bis 2050 mit zur Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft und Gesellschaft beitragen. Hierfür werden vor allem sogenannte „Energie-kritische“ Metalle gebraucht.

Dafür betreibt der Rohstofflieferant in Schweden und Irland eigene Minen, wo neben Zink und Kupfer auch Blei, Gold und Silber gefördert werden. Diese werden von Boliden in 5 eigenen Schmelzereien zu Metallkonzentrat oder auch Metallasche verarbeitet. Zum Kundenstamm gehören diesbezüglich skandinavische und europäische Stahlproduzenten und Hersteller von Halbfabrikaten.  Außerdem hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren zusätzlich auch auf das Recyceln von Autobatterien spezialisiert. Im Jahr 2022 hatte Boliden für Investitionen vor allem in mehr Nachhaltigkeit in Höhe von 10 Mrd. SEK (1,36 Mrd. Euro) freigegeben. Und für 2023 wurden bereits 15 Mrd. SEK eingeplant. Mit einem Umsatzanstieg von 26 % im letzten Jahr stehen dem Minenbetreiber auch genügend finanzielle Mittel hierfür zur Verfügung. Wobei auch die jüngste Eigenkapitalrendite von 22 % trotz gestiegener Abbaukosten durchaus beachtlich war.

 

Teilen