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Von Christina Rothfuß
23. November 2022

Vor dem wichtigen Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung halten sich am Mittwoch beim TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index zunächst die Käufer zurück. Folglich liegt er am Nachmittag leicht im Minus bei 126,45 Punkten. Sanitärspezialist Geberit vermeldet für 3Q trotz gestiegener Verkaufspreise nur noch ein Umsatzplus von 1,7 %, dennoch soll die EBITDA-Marge zum Jahresende stabil bleiben. Online-Payment-Anbieter Ayden kündigt Zahlungspartnerschaft mit US-Internet-Marktplatz Instacart an.

 

Eine solide Kurserholung legte im Qualitäts-Index in den letzten Wochen die Aktie von Geberit hin. Am Mittwoch liegt der Kurs aber wieder mit 0,4 % im Minus bei 468,50 Euro. Operative Unterstützung bekommt der Sanitärtechnik-Hersteller derzeit weiterhin vor allem von der europäischen Immobilienbranche, die hohe Teuerung trübt dagegen die Stimmung im Management. Zwar hat das Unternehmen in den ersten 9 Monaten noch mehr verkauft als im Vorjahr. Die zuvor beachtliche Wachstumsdynamik ist aber im 3. Quartal zum Erliegen gekommen. Dabei hatte Geberit schon seit Jahresbeginn teils deutliche Preiserhöhungen für Produkte wie Badewannen-Keramik oder auch Kupferleitungen durchsetzen können. Dies reichte aber bei Weitem nicht aus. Folglich wurde im Sommer von der Unternehmensführung erneut eine Preiserhöhungsrunde von im Schnitt 7,5 % durchgeführt. Die enormen Preisanstiege bei Rohmaterialien treffen die europäische Baubranche gegenwärtig hart, sagte damals der Vorstand von Geberit. Dennoch erhöhte sich der Umsatz bei dem Sanitärspezialisten von Januar bis September um 1,4 % auf 2,73 Mrd. CHF (2,82 Mrd. Euro) ohne negative Währungseffekte von rund 184 Mio. CHF wäre sogar ein höheres organisches Wachstum von 8,2 % erzielt worden. Dieses wiederum war einzig den mehrmals von Geberit erhöhten Preisen zu verdanken, denn die Volumina blieben im Vergleich zur Vorjahresperiode stabil. Positiv zur Volumenentwicklung hatten in den letzten 9 Monaten bei dem Unternehmen aber auch erfolgreiche Neuprodukteinführungen beigetragen. In der Haupt-Absatzregion Europa lag das Umsatzplus in der Zeit bei 8 %, wobei sich die wichtigen Hauptmärkte Deutschland und die Schweiz nur leicht unterdurchschnittlich entwickelten.

Die soliden Zahlen von Geberit sind allerdings vom starken 1. Halbjahr geprägt. Denn im 3. Jahresviertel hat sich das organische Wachstum mit nur noch 1,6 % merklich verlangsamt. Dabei spürten die Schweizer ein Nachlassen im Renovationssegment des vom Covid19-getriebenen Trend zur Verschönerung der eigenen Wohnung. Und zu einem Faktor ist auch die Energiekrise der EU geworden. Denn Geberit beobachtet in einigen europäischen Ländern eine Verschiebung der Investitionen von Sanitär - hin zu Heizungslösungen. Aber da die verschiedenen Preisrunden des Unternehmens die Teuerung nicht ganz auffangen konnten, ging der Reingewinn nach 9 Monaten um gut 17 % zurück. Dennoch lag die operative Marge mit 28 % nur rund 5 % niedriger als im Vorjahr. Dabei ist Geberit gerade als marktführender Anbieter von Sanitärkomponenten für Wohngebäude und Gewerbeeinrichtungen in der Position, Preiserhöhungen durchzusetzen. Die relevanten Rohmaterialpreise dürften sich laut Management allerdings im 4. Quartal gegenüber dem hohen Niveau des Vorquartals leicht rückläufig entwickeln. Folglich will Geberit zum Jahresende eine EBITDA-Marge von knapp 27 % erwirtschaften, was einmal mehr die Qualität des Unternehmens aufzeigt.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Ungeachtet des heute wieder positiven Marktumfeldes verbucht die Aktie von Adyen im Qualitäts-Index deutliche Abgaben auf aktuell 1.472,50 Euro. Dabei hatte der niederländische Zahlungsabwickler zuletzt mitgeteilt, dass Instacart, eines der führenden Unternehmen für Lebensmitteltechnologie in Nordamerika, Ayden als einen zusätzlichen Zahlungsverarbeitungspartner ausgewählt habe. Im Zuge der neuen Zusammenarbeit wird Instacart zahlreiche Adyen-Funktionalität nutzen, einschließlich der Aktivierung von Transaktionen ohne PIN, um die Autorisierungsraten für ein perfekt abgestimmtes Kundenerlebnis weiter zu optimieren und zu verbessern. Schon im Jahr 2021 hatten die Niederländer in den USA und Kanada einen signifikanten Anstieg bei der Nutzung ihrer Debit-Netzwerke verzeichnet. Durch die Bereitstellung von Zahlungsfunktionen, datengesteuerten Einblicken und Finanzprodukten in einer einzigen globalen Lösung hilft Adyen letztlich zahlreichen Unternehmen, ihre Ziele schneller zu erreichen. Für das Internet-Unternehmen Instacart, das über seine Website und eine App-Version in Nordamerika für rund 5.500 Städte einen Liefer- und Abholservice für Lebensmittel anbietet, bedeutet dies, dass sich Verbraucher mit ihren bevorzugten Einzelhändlern noch einfacher verbinden und online einkaufen können. Dazu zählen auch die Verbesserung des Kundenerlebnisses sowie die Optimierung der Autorisierungsraten über alle Kartenaussteller und die verschiedenen Debit-Netzwerke hinweg.

Bei dem von Ayden entwickelten Angebot „RevenueAccelerate“ werden problemlos die Präferenzen jedes Kartenausstellers und jedes Debit-Netzwerks angewendet, um Händlern zu einem Anstieg der Autorisierungsraten zu verhelfen. Die Zusammenarbeit mit Instacart im Bereich Debit-Aktivierung und Abwicklung von US-Transaktionen ist der erste Schritt in einer spannenden Partnerschaft, sagte der Nordamerika-Vorstand von Adyen. Dabei ist der Online-Payment-Anbieter auch weiterhin auf einem beindruckenden Wachstumskurs. Immerhin wurden im 1. Halbjahr weltweit digitale Zahlungsvorgänge von dem Unternehmen im Volumen von 216 Mrd. Euro abgewickelt, was einem Plus von 60 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entsprach. Und vor allem die operative Marge bei Ayden von derzeit über 50 % zeigt, wie gewinnträchtig die digitale Abwicklung des online- und offline getätigten Zahlungsverkehrs letztlich ist.

 

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