articles-marktberichte-international
38
Von Liridona Preniqi
05. November 2024

Angesichts der heutigen Unsicherheit rund um die US-Wahl liegt der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Dienstag leicht im Minus bei 120,88 Punkten. Buchhaltungs- und HR-Softwareproduzent Fortnox begeistert mit dynamischem 9-Monatswachstum von 26,0 % und einer operativen Marge von über 40,0 %. Plattenlabel Universal Music war zwar wegen geringerer Q2-Einnahmen in der Streaming-Sparte zuletzt unter Druck geraten, das Musik- und Verlagsgeschäft ist aber weiterhin sehr renditestark.

Im gestrigen ruhigen Markumfeld zog im Qualitäts-Index die Aktie von Fortnox um über 4,0 % nach oben. Am Dienstag gibt sie auch nur leicht auf aktuell 5,90 Euro ab. Zwar ist das schwedische Software-Unternehmen mit seinen internetbasierten Produkten noch nicht so bekannt, dies sollte sich bei dem derzeitigen Wachstumstempo und den enorm hohen Margen aber bald ändern. Das Portfolio von Fortnox umfasst dabei Anwendungen, die in erster Linie die Optimierung von Buchhaltungs- und Rechnungsstellungsprozessen unterstützen, aber auch für mehr Effizienz im Vertrieb und Gehaltsabrechnung verwendet werden. Die Dienstleistungen, die unter anderem Gewerbekunden, aber auch Verbänden sowie Buchhaltungs- und Wirtschaftsprüfungsfirmen angeboten werden, ermöglichen es den Nutzern, über das Internet also “ortsunabhängig“ auf die Software-Lösungen zuzugreifen. Fortnox wächst damit aktuell in einem beachtlichen Tempo, und vermeldet quasi quartalsweise innovative Produkterweiterungen, die auf die heutigen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind. So legte der Umsatz des Software-Entwicklers von Januar bis September um dynamische 26,0 % auf 1,51 Mrd. SEK (130,0 Mio. Euro) zu. Unterstützt von einem im Berichtszeitraum höheren Bestandskundenstamm, zahlreichen Neukunden und Preisanpassungen. Am Ende verzeichnete Fortnox organische Zuwächse von 24,0 %, diese sind aber anfälliger für konjunkturelle Veränderungen. Vom Management wurde in den ersten 9 Monaten aber die Entwicklung neuer und die Weiterentwicklung bestehender Produkte vorangetrieben, so dass sich die Kosten in dem Bereich letztlich auch leicht erhöhten.

Bei den Schweden konnte zuletzt auch die operative Marge überzeugen, da sie gut 41,0 % betrug. Bereinigt um Akquisitionen lag sie sogar noch etwas höher. Die hohe Profitabilität des Software-Plattformgeschäfts war laut Fortnox hauptsächlich auf den geringeren Anteil an externen Betriebskosten im Verhältnis zum Nettoumsatz zurückzuführen. Und auch weil bei dem Unternehmen allein im 3. Quartal die Zahl der Kunden um 13.000 auf 585.000 anstieg, während sich der durchschnittliche Umsatz pro Kunde auf 293,0 SEK (25,20 Euro) erhöhte. In diesem Zeitraum haben zudem über 15.000 Gewerbefirmen die Produktanwendungen von Fortnox für die Erstellung ihrer Jahresbilanzen genutzt. Die automatisierten Buchhaltung-Lösungen des Plattformanbieters haben in Q3 mit 8,6 Mio. automatisch erfassten Transaktionen dazu quasi eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr erfahren. Am Ende des letzten Quartals stand bei Fortnox sogar eine Ergebnismarge von 46,0 %, was wirklich außergewöhnlich profitabel erscheint. Investoren sollten sich das schwedische Unternehmen bei dieser Wachstumsdynamik und den Renditen jedenfalls vormerken.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Eine ziemlich enttäuschende Kursentwicklung hat im Qualitäts-Index in den letzten Monaten die Aktie der Universal Music Group gezeigt. Am Dienstag verzeichnet sie aber leichte Zugewinne auf aktuell 23,05 Euro. Der jüngste Rückgang bei den Papieren des weltgrößten Plattenlabels, das unter anderem Billie Eilish und Adele unter Vertrag hat, war in erster Linie auf enttäuschende Streaming- und Abonnementzahlen für das 1. Halbjahr zurückzuführen. Zwar vermeldete Universal Music zugleich einen Gewinnsprung von 46,0 % und einen Erlösanstieg von 7,0 auf 5,53 Mrd. Euro. Abgesehen von den soliden Ergebnissen lagen aber die Q2-Einnahmen der Musik- und Entertainmentgruppe in der Streaming- und Abonnementsparte mit nur +4,1 % deutlich unter den von Analysten prognostizierten mehr als 10,0 %. Die Experten der Citigroup betonten danach, dass sich eine noch nie dagewesene Volatilität der Umsätze zwischen den verschiedenen Geschäftsbereichen ergeben habe. Universal Music selbst sieht die jüngste Entwicklung allerdings etwas entspannter. Die Streaming-Einnahmen, die vom Werbemarkt abhängen, sanken aufgrund einer Verlangsamung des Wachstums bei wichtigen werbebasierten Plattformpartnern sowie aufgrund von Ausfällen auf bestimmten Plattformen, die mit dem Zeitpunkt der Vertragserneuerungen zusammenhängen, erklärte jedenfalls das Unternehmen mit den Halbjahrzahlen.

Anfang dieses Jahres leitete Universal Music bereits eine Umstrukturierung ein, um bis 2026 jährliche Einsparungen von bis zu 250,0 Mio. Euro zu erzielen, unter anderem durch Stellenabbau. Der Musikkonzern, der auch US-Künstler wie Taylor Swift und Drake vertritt, will damit vor allem wieder an seine alte Renditestärke anknüpfen. Schließlich kam das in den Niederlanden ansässige Label in 2023 noch auf eine beachtliche Eigenkapitalrendite von 42,0 % und eine Reinmarge von 11,0 %. Universal Music könnte mit den aktuellen Tiefstkursen damit womöglich für Investoren ein interessanter Kaufkandidat sein. Zumal das Unternehmen zuletzt über ca. 3,0 Mio. Tonträger, 4 Mio. eigene und verwaltete Songrechte und 250 Künstler/Marken verfügte. Diese können auf über 50 eigenen Plattenlabels und dazugehörigen Musikverlagen allen Musikfans zugänglich gemacht werden.

Teilen