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Von Christina Rothfuß
10. August 2022

Die mit Spannung für heute erwarteten Inflationsdaten aus den USA bringen dem TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Mittwoch neue Impulse. Am Nachmittag liegt der Index folglich mit 1,2 % im Plus bei 129,60 Punkten. E.ON bekräftigt ungeachtet des EBITDA-Rückgangs in Q2 um 15 % seine Jahresgewinnziele, die Aktie bleibt mit über 4 % Dividende ein defensiver Wert. Sartorius Stedim baut sein Technologie-Portfolio für 415 Mio. GBP mit dem britischen Zell-Kulturen-Entwickler Albumedix aus. 

 

Mit einem leichten Kursabschlag auf 9,07 Euro präsentiert sich am Mittwoch im Qualitäts-Index die Aktie von E.ON. Die Papiere haben sich von ihren jüngsten Tiefs bereits kräftig erholen können, und heute kommen auch noch robuste Halbjahreszahlen dazu. Der Energieversorger, der in Europa als einer der großen innerhalb der Branche gilt, hat weiterhin mit den hohen Strompreisen zu kämpfen. Diese sorgen zwar für positivere Erwartungen im Nicht-Kerngeschäft sowie steigende Umsätze auf Unternehmensebene, drücken aber aufgrund höherer Beschaffungskosten auf das operative Ergebnis. E.ON kann aber mittlerweile anders als noch im Auftaktquartal einen Teil seiner gestiegenen Kosten an die Kunden weitergeben. Im Ergebnis werde dies jedoch erst vollständig in der zweiten Hälfte des Jahres sichtbar werden, teilte das Management heute im Rahmen des neuen Geschäftsberichts mit. Von April bis Ende Juni ging folglich auch der operative Gewinn um 15 % auf 4,1 Mrd. Euro zurück, auch weil der Vorjahreszeitraum von positiven Sondereffekten beeinflusst war. Den größten Anteil trug bei E.ON aber das Netzgeschäft mit rund 2,7 Mrd. Euro bei, das jedoch durch milderes Wetter und höhere Kosten für Netzverluste belastet wurde. Zu den sogenannten Netzverlusten kommt es, weil der Netzinfrastruktur-Betreiber verpflichtet ist, seine deutschen Energienetze mit einer Grundspannung zu versorgen. Dafür wird von dem Unternehmen auch Strom am europäischen Markt zugekauft, was aktuell sehr teuer ist und damit auf die Gewinnentwicklung drückt. Dagegen konnte E.ON in seiner Sparte „Kundenlösungen“ die hohen Preise bereits in Teilen weitergeben, dementsprechend legte das Segment im 2. Quartal auch kräftig um 14 % zu.

Auf Halbjahressicht blieb aber auch dieser Geschäftsbereich, der die Lieferung von Energie sowie Energie-Konzepte für Städte und Industrie bereitstellt, mit einem EBITDA-Rückgang um 90 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr auf 1,0 Mrd. Euro hinter den Vorjahreswerten zurück. Dennoch geht E.ON derzeit unverändert davon aus, die bislang für 2022 in Aussicht gestellte Prognose erreichen zu können. Unsere Investitionsplanung liegt mit rund 5,3 Mrd. Euro voll im Plan, unsere Erträge werden dadurch wie versprochen organisch wachsen, sagte heute der Finanzvorstand. Wir bekräftigen daher in unseren Kerngeschäftsfeldern unsere bisherigen Schätzungen. Der Energieerzeuger erwartet deshalb ein EBITDA in der Spanne von 7,6 bis 7,8 Mrd. Euro. Bei E.ON dürften sich im zweiten Halbjahr vor allem im Nicht-Kerngeschäft steigende Energiepreise an den Großhandelsmärkten positiv auswirken. Für diese Sparte wurde folglich auch die Ergebniserwartungen um 200 Mio. Euro auf 0,8 bis 1,0 Mrd. Euro angehoben. Darüber hinaus will das Qualitätsunternehmen auch die angestrebten Synergien aus der Integration von innogy in vollem Umfang erreichen. Anleger können damit weiterhin auf die E.ON-Aktie setzen, vor allem auch weil der Strom- und Gaserzeuger mit über 4 % Rendite als defensiver Dividendentitel gilt. E.ON war aber schon im Jahr 2021 sehr profitabel und kam trotz des strukturellen Umbaus auf eine beachtliche Eigenkapitalrendite von 21 %.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Deutlicher im Plus bei aktuell 373,50 Euro zeigt sich am Mittwoch im Qualitäts-Index dagegen die Aktie von Sartorius Stedim Biotech. Dabei hat sich der französische Pharma- und Laborzulieferer in dieser Woche im Bereich Biopharmazeutika erneut verstärkt. Über die Tochter Sartorius Stedim Biotech würden 100 % der von Privatinvestoren gehaltenen Anteile von Albumedix übernommen, teilte die Sartorius-Muttergesellschaft am Montag mit. Der Kaufpreis liege bei 415 Mio. GBP (490 Mio. Euro). Albumedix sei ein führender Anbieter von Lösungen auf Basis rekombinanten Albumins, hieß es in der Mitteilung weiter. Dieses sei ein wichtiger Baustein bei der Herstellung innovativer Biopharmazeutika, besonders für Modalitäten wie Zelltherapien, Virustherapien und Impfstoffe. Das Zuliefergeschäft rund um “Bioprocess Solutions“ wurde von Sartorius Stedim schon im letzten Jahr durch Zukäufe wie die der Gentherapie-Spezialisten CellGenix und Xell ausgebaut sowie durch die von Novasep übernommene Chromatographie-Sparte. Und mit Albumedix wird nun das Technologie-Portfolio, um erweitere Therapie-Lösungen und insbesondere der dynamisch wachsende Bereich der Zell-Kulturen erweitert.

Die künftige Tochter plant im Jahr 2022 mit mehr als 100 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 33 Mio. GBP (36 Mio. Euro), bei einer deutlich zweistelligen EBITDA-Marge, zu erzielen. Und Sartorius Stedim Biotech will die Übernahme noch vor Ende des 3. Quartals abschließen. Mit den jüngsten Akquisitionen verfügt der Laborausrüster letztlich über ein umfassendes Portfolio, das nahezu alle wichtigen Schritte der bio-pharmazeutischen Arzneimittel-Herstellung abdeckt. Durch die anhaltend stark nachgefragten medizinischen Labor-Dienstleistungen stehen die Franzosen jedenfalls vor langfristig gewinnträchtigen Wachstumszeiten, die auch weiterhin hohe zweistellige Margen und Kapitalrenditen versprechen.

 

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