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Von Liridona Preniqi
07. Juni 2023

Angesichts unerwartet schwacher chinesischer Exportdaten tendiert der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Mittwoch wieder leicht im Minus bei 120,88 Punkten. Zigaretten-Vermarkter British American Tobacco bestätigt für dieses Jahr bisherige organische Umsatzziele und will E-Zigarettensparte bis 2024 profitabel machen. E.ON plant nach den Erhöhungen der vergangenen Monate die Strom- und Gaspreise zum 1. September kräftig zu senken, und setzt sich für den Turboausbau der Stromverteilnetze ein.

In den letzten beiden Handelstagen war im Qualitäts-Index die Aktie von British American Tobacco einer der wenigen Tagesgewinner. Am Mittwoch liegt allerdings leicht im Minus bei 30,45 Euro. Dabei laufen die Verkaufsgeschäfte des britischen Tabakproduzenten und E-Zigaretten-Vermarkters eigentlich gut. Am Dienstag hatte das Management dementsprechend die bisherigen Prognosen auch nochmal bestätigt. Vor allem das von British American Tobacco forcierte Geschäft mit Zigaretten-Alternativen wächst weiter. Die Zahl der Kunden steige weiter an, teilte das Unternehmen gestern hierzu mit. Der Vorstand hält deshalb weiter daran fest, dass das als “Non-Combustible Products“ bezeichnete E-Zigaretten-Sortiment der Gruppe, bis 2024 profitabel sein dürfte. Investoren nahmen am Dienstag zudem positiv auf, dass mit der Produktsparte bis 2025 rund 5 Mrd. GBP umgesetzt werden sollen. Der Umsatz mit diesen Ersatzprodukten zog schon in 2022 um mehr als 40 % auf 2,9 Mrd. GBP an. Darüber hinaus war British American Tobacco im letzten Jahr auf dem weltweit größten Markt für E-Zigaretten, den USA, erstmals sogar zum Marktführer aufgestiegen. Und schon heute nutzen weltweit mehr als 21 Mio. Menschen die erhitzbaren Tabak-Alternativen des Unternehmens. Allerdings ist die Sparte mit Marken wie “Glo“ und “Vuse“ trotz eines zuletzt starken Wachstums nach wie vor nur ein kleiner Teil des Tabakimperiums, zu dem auch Zigarettenmarken wie Camel und Lucky Strike gehören.

Mit dem Alternativ-Sortiment will British American Tobacco jedenfalls zurück zu alten Wachstumsraten und strebt damit auch eine wieder höhere Börsenbewertung an. Denn aktuell bieten die Anteilsscheine noch immer über 7 % Dividende, bei einem KGV von unter 10. Für dieses Jahr hat sich der Tabakspezialist zunächst vorgenommen, organisch um 3 bis 5 % zu wachsen, wobei das 2. Halbjahr besser ausfallen soll als das erste. In Amerika wartet British American Tobacco zugleich noch immer auf die Zulassung seiner “Vuse Alto“-E-Produktreihe, durch die dortige FDA-Gesundheitsbehörde. Und selbst Großinvestoren wie der britische Fonds Royal London Asset Management forderte zuletzt vom Management, dem Schuldenabbau und weiteren Geschäftsausbau mit E-Zigaretten sowie Tabak zum Erhitzen den Vorrang vor weiteren Akteinrückkäufen zu geben. In stürmischen Zeiten wird jedenfalls das Portfolio von British American Tobacco, das auch die bekannten Marken Pall Mall und Dunhill beinhaltet, von Investoren eigentlich noch mehr wertgeschätzt.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Zugewinne von gut 2,0 % auf 11,47 Euro zeigt am Mittwoch im Qualitäts-Index dagegen die Aktie von E.ON. Gestützt werden dabei die Papiere von der Nachricht, dass der Energieversorger nach deutlichen Preiserhöhungen in den vergangenen Monaten die Strom- und Gaspreise zum 1. September wieder senken will. Zudem setzt sich E.ON mit seiner Energiedienstleistungs-Tochter Westenergie für den schnellen Ausbau der Stromverteilnetze ein. Zunächst aber will das Unternehmen seine Strompreise in der Grundversorgung im Schnitt um 18 %, die Gaspreise diesbezüglich um durchschnittlich 28 % senken. Auch die Kunden, die mit E.ON Sonderverträge geschlossen haben, könnten sich insgesamt auf sinkende Preise einstellen, hieß es in der letzten Woche. Aktuell beliefert der Versorger und Netzbetreiber in Deutschland rund 12 Mio. Haushalte mit Strom und gut 2 Mio. mit Erdgas. E.ON löse damit sein Versprechen ein, den Spielraum für Preissenkungen zu nutzen, sobald er gegeben sei, erklärte der Vertriebschef des Unternehmens. Unsere Kunden haben insbesondere auf dem Höhepunkt der Energiekrise von unserer langfristigen Einkaufsstrategie profitiert, und wir konnten historisch hohe Marktpreise lange stark abdämpfen, so der Manager. In den vergangenen Monaten hatte E.ON allerdings die Strom- und Gaspreise teilweise kräftig erhöht.

Zudem hält die Vorstandschefin der E.ON-Tochter Westenergie den Ausbau der erneuerbaren Energien ohne einen gleichzeitigen Ausbau der Stromverteilnetze nicht für möglich. Wenn wir die Verteilnetze nicht massiv ausbauen, gerät das System unter Stress, sagte die Westenergie-Managerin kürzlich auf der Energiemesse "E-world" in Essen. Dabei erwartet das Management des Energiedienstleisters, der komplett zu E.ON gehört, allein für das von Westenergie abgedeckte Gebiet bis 2030 eine Vervierfachung der Solaranlagen auf 940.000. Bei Wärmepumpen wird sogar mit einer Verzehnfachung von aktuell 90.000 auf 888.000 bis Ende 2030 gerechnet. Wir brauchen also nicht nur einen Ausbauturbo für die erneuerbaren Energien, sondern auch einen Verstärkungsturbo für unsere Stromnetze, betonte die Chefin der E.ON-Tochter. Dies gelte für die Übertragungsnetze genauso wie für die Verteilnetze. Aktuell ist Westenergie als Energiedienstleister unter anderem zuständig für rund 175.000 km Stromverteilnetz sowie knapp 24.000 km Gasverteilnetz. Zuletzt hatte die Muttergesellschaft jedenfalls auch den Dividendenvorschlag für 2022 von 0,51 Euro bestätigt. Und an dem Plan, die Ausschüttungen jährlich um bis zu 5 %  bis 2027 erhöhen zu wollen, hält E.ON ebenfalls fest.

 

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