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Von Liridona Preniqi
15. August 2024

Trotz der Aussicht auf Zinssenkungen in den USA liegt der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Donnerstag leicht im Minus bei 120,90 Punkten. Payment-Spezialist Adyen begeistert Investoren mit dynamischem Halbjahreswachstum von 24,0 % auf 913,40 Mio. Euro und bestätigten 2026er-Projektionen. Biotech-Pionier Genmab verzeichnet weiterhin ein starkes Wachstum beim Krebsmittel “DARZALEX“ und MS-Medikament “Kesimpt“, was in 2024 zusammen erneut bei 20,0 % liegen dürfte.

Im heutigen Markumfeld schießt im Qualitäts-Index die Aktie von Adyen im Rahmen starker Halbjahreszahlen um über 12,0 % nach oben, und steht damit bei aktuell 1.284,50 Euro. Immerhin konnte der niederländische Payment-Anbieter heute eine unerwartete Wachstumsbeschleunigung für das 1. Halbjahr vermelden, was zu einem deutlichen Sprung bei Umsatz und operativem Gewinn geführt hat. So legte Adyens Umsatz von Januar bis Juni um dynamische 24,0 % auf 913,40 Mio. Euro zu. Im Vorjahreszeitraum betrugen die Zuwächse “nur“ 21,0 %. Vor allem das Geschäft in Nordamerika wuchs erstmals um 30,0 % und war damit die am schnellsten wachsende Region bei dem Unternehmen. Noch im letzten Jahr hatten viele Anleger gezweifelt, ob der Konkurrent von dortigen Zahlungsabwicklern wie Paypal, Visa und Stripe seine dortigen Geschäftserlöse überhaupt steigern kann. Adyen hatte zuletzt aber seine Lokalpräsenz mit neuen Büros in San Francisco und Toronto gestärkt. Investoren vernahmen aber heute auch noch weitere spannende Nachrichten. So haben die Niederländer, die den Zahlungsverkehr im Onlinebereich und von stationären Einzelhändlern vereinfachen, kürzlich in Indien zusätzliche Lizenzen erworben. Damit kann Adyen nun auch noch als Online-Zahlungsaggregator in der Region für inländische und grenzüberschreitende Zahlungen aktiv werden. Außerdem erhielt der Plattform-Entwickler im Juli eine “Acquiring“-Registrierung in Mexiko, und kann nun auch stärker im lateinamerikanischen Markt expandieren.

Zudem konnte Adyen während der ersten 6 Monate in Asien neue Kunden wie die australische Beautykette “Mecca“ und den Sportartikelhändler “Decathlon“ aus Hongkong gewinnen. Unsere vorherrschende Strategie konzentriert sich auf Kundenwachstum, das wir mit einem abgestuften Preismodell fördern, sagte heute der Adyen-Vorstand. Der Payment-Spezialist bleibt damit auch weiterhin ein Profiteur vom globalen Trend hin zum bargeldlosen Bezahlen trotz starken Wettbewerbern wie Apple und Google. Und die Profitabilität von Adyens Software- und Hardware-basiertem Abwicklungsgeschäft sucht auch weiterhin ihren gleichen. Denn die EBITDA-Marge hat sich im 1. Halbjahr von 43,0 % im letzten Jahr auf 46,0 % verbessert. Investoren erwarten nun aber auch, dass das IT-Unternehmen, das sich letztlich um die Zahlungsabwicklung für Kunden wie H&M, Netflix und Spotify kümmert, sein Wachstumstempo beibehält. Für 2024 hatte Adyen aber zu Jahresanfang schon angekündigt, gerade in Schlüsselmärkten die Vertriebsmannschaft ausbauen und neue Büros errichten zu wollen. Das jährliche Umsatzwachstum soll laut Unternehmenschef nach derzeitigem Stand bis 2026 im niedrigeren 20er- bis hohen 20er-Prozentbereich liegen. Und die Marge soll bis dahin sogar auf atemberaubende 50,0 % steigen.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Eine ziemlich enttäuschende Kursentwicklung hat im Qualitäts-Index in den letzten Monaten die Aktie von Genmab gezeigt. Am Donnerstag verzeichnet sie aber leichte Zugewinne auf aktuell 247,50 Euro. Der jüngste Rückgang bei den Papieren des dänischen Biotech-Unternehmens ist allerdings nur mit den möglichen Zusatzkosten der zuletzt angekündigten Übernahme des Krebsspezialisten ProfoundBio zu erklären. Die Aussichten für Genmab bleiben aber unverändert gut, zumal sich das Geschäft mit den auf Krebs fokussierten Antikörpertherapien kaum verändert hat. Außerdem pflegt das Unternehmen starke Partnerschaften mit großen internationalen Pharmaunternehmen, was ihm neben erweiterten Marktchancen auch finanzielle Stabilität verleiht. Das Therapiegeschäft von Genmab rund um künstliche Antikörperkonstrukte und den zahlreichen Wirkstoffkandidaten in der Pipeline verfügt über so viel Potenzial, dass Analysten für die nächsten 4 Jahren sogar von einer Verfünffachung des Gewinns ausgehen. Vor allem der anhaltende Erfolg von Epcoritamab, das in verschiedenen Ländern zur Behandlung von großzelligem Lymphknotenkrebs zugelassen ist, lässt die Zukunft des Unternehmens rosig erscheinen. Für das von Genmab mit dem US-Pharmapartner AbbVie zusammen entwickelte und unter dem Namen EPKINLY vertriebene Mittel, gibt es weitere solide Entwicklungspläne, wobei die erste von mehreren Phase-3-Studien jüngst begonnen wurden. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat dem Wirkstoff zuletzt sogar eine vorrangige Prüfung gewährt.

Mittlerweile gehen Analysten sogar davon aus, dass EPKINLY in den USA künftig einen jährlichen Spitzenumsatz von 3,0 Mrd. USD erreichen könnte. Für Genmab und den Partner AbbVie dürfte dies aber nur ein Zwischenschritt sein. Die Dänen haben jedenfalls erst kürzlich ihre Umsatz-bezogene Guidance für 2024 um gut 5,0 % auf 20,5 bis 21,7 Mrd. DKK angehoben, da höhere Lizenzeinnahmen und Erstattungsbeträge zu erwarten sind. Dieser Erlösanstieg spiegelt aber vor allem das anhaltend starke Wachstum bei dem Krebsmittel DARZALEX und dem Multiple Sklerose-Medikament Kesimpta wider. Beide stehen bei Genmab zwar bislang für zusammen fast 85,0 % der Gesamteinnahmen, der Kernbereich dürfte aber in diesem Jahr erneut um über 20,0 % wachsen. Zudem kann die hohe Nettomarge des Biotech-Pioniers von 25,0 % überzeugen.

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