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Von Liridona Preniqi
09. März 2023

Die Wall Street wurde am Mittwoch erneut von der Sorge vor schneller steigenden US-Leitzinsen belastet. In diesem Markumfeld lag der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index aber kaum verändert bei 19.574 Punkten. Bristol Myers bietet aufgrund des widerstandsfähigen Portfolios, 9er-KGV und der Kapitalrendite von 3,3 % eine gute Kaufgelegenheit. Versicherer Allstate kann Prämienerhöhungen von rund 14 % durchsetzen, die Inflation belastet aber das Geschäft während steigende US-Zinsen für deutlich höhere Anlagerenditen sorgen.

Am Mittwoch präsentierte sich im TraderFox-Index die Aktie von Bristol Myers Squibb mit leichten Abschlägen und notierte damit zum Handelsende bei 67,30 Euro. Die Papiere des Pharmaherstellers waren allerdings nach den jüngsten Geschäftszahlen zum 4. Quartal unter Druck geraten, bieten aber nun wieder eine KGV-Bewertung von unter 9 und eine Dividendenrendite von wieder über 3,0 %. Unter Investoren gilt die Aktie dank der Value-Qualitäten auch weiterhin als defensiv und verfügt gerade in Inflationszeiten über ein widerstandsfähiges Produktportfolio. Die Erlöse von Bristol Myers gingen jedenfalls im Schlussquartal aufgrund von Umsatzeinbußen durch zunehmende Generikakonkurrenz und Währungseinflüsse um 5 % auf 11,40 Mrd. USD zurück. Was die Anteilsscheine des fünftgrößten Pharmaproduzenten der Welt aber derzeit so interessant macht, ist das nach wie vor solide Kernmedikamenten-Geschäft. So beinhaltet das Portfolio von Bristol Myers gegenwärtig 3 Mega-Blockbuster, die allesamt über 5 Mrd. USD an Jahresverkäufen in 2022 generierten. Dazu gehören die beiden Krebsmittel Opdivo und Revlimid, sowie der zusammen mit dem US-Pharmariesen Pfizer vermarktete Blutverdünner Eliquis. Zudem hatte der Gesundheits-Dienstleister im letzten Jahr noch 4 andere Blockbuster mit Jahreserlösen von mindestens 1 Mrd. USD im Depot. Außerdem befinden sich bei Bristol Myers derzeit gut 50 vielversprechende Wirkstoff-Kandidaten in der Forschungspipeline.

Dies ist umso wichtiger, laufen doch bei dem Arzneimittelanbieter in den nächsten Jahren einige wichtige Patente ab. Mit der F&E-Pipeline will das Management bis 2030 kommende Umsatzeinbußen durch den Ablauf von bestehenden Arznei-Patenten, wie schon in der Vergangenheit, mehr als ausgleichen. Die Schätzungen hierfür liegen bei bis zu 25 Mrd. USD, die durch den künftigen Verkauf neuer Portfolioprodukte erzielt werden könnten. Mit den Einnahmen dürfte Bristol Myers jedenfalls die 30 Mrd. USD an 2022er-Erlösen durch die 3 Mega-Blockbuster gut kompensieren können. Deshalb sind Analysten mittlerweile auch so optimistisch, dass sie dem Unternehmen für die nächsten 5 Jahre einen durchschnittlichen Gewinnzuwachs von 4 % zutrauen. Damit dürften auch künftige Aktienrückkäufe und Dividenden gesichert sein. Für 2023 wird bei Bristol Myers mit einer Ausschüttungsquote von gut 28 % gerechnet, aber die Aktie kommt schon jetzt wieder auf eine attraktive Kapitalrendite von 3,3 %.

Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index ist ein Aktien-Index, der bei der Auswahl der Indexkomponenten neben ausgeschütteten Dividenden auch Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Die 20 im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe adjustierte Dividendenrendite für den Aktionär und eine hohe adjustierte Dividendenrendite für das Gesamtunternehmen sowie eine Steigerung der Dividende in den vergangenen fünf und drei Jahren aus. Zudem wird auch eine niedrige Volatilität der Aktienrenditen bei der Indexauswahl mit einbezogen.                                                                                                                              

Einer der maßgeblichen Tagesverlierer war am Mittwoch im TraderFox-Index die Aktie von Allstate, die sich um 1,7 % auf  122,40 USD verbilligte. Die aktuelle Kursschwäche des US-Versicherers, der sich neben klassischen Lebensversicherungen- und Autopolicen auch auf Sach- und Haftpflichtversicherungen fokussiert, verwundert nicht. Denn Investoren wurden vom Management schon im Oktober darauf hingewiesen, dass das Unternehmen trotz Prämienerhöhungen mit der weiterhin hohen Inflation zu kämpfen hat. Eigentlich verfügt Allstate mit seinen Töchtern “Allstate Protection“, “Allstate Life“ und “Allstate Benefits“, die vor allem in den USA und Kanada präsent sind, über ein operativ robustes Geschäft. Und die Anleger waren auch hocherfreut, als die Versicherungsgruppe im August satte Prämienerhöhungen von rund 14 % verteilt über viele US-Bundesstaaten vermeldete. Inzwischen hat sich die Preisinflation, die sich insbesondere in der Autosparte über massive Kostensteigerungen manifestiert, bei dem Unternehmen auf die Ertragsentwicklung negativ ausgewirkt. Folglich musste Allstate für Q3 und Q4 zwei Quartale hintereinander ungeachtet aller Prämienanstiege einen deutlichen Gewinneinbruch vermelden. Also nahm der Versicherer zuletzt weniger ein, als er an tatsächlichen Kostenbelastungen hatte. Zwar waren in den USA zuletzt die Autopolicen im Schnitt um 10,8 % und die Versicherungen für Hausbesitzer um 13,3 % gestiegen, diese lassen sich aber nicht so ohne weiteres durchsetzen.

Denn amerikanische Versicherungskunden sind durchaus preisbewusst, und schauen sich schnell nach günstigeren Alternativen um. Allstate als großer Autoversicherungsanbieter profitiert aber generell vom Versicherungszwang, der für Autofahrer in allen US-Bundesstaaten gilt. Die Aktie wird sich auch wieder zügig erholen, sobald die Inflation eingefangen wurde. Zudem setzen Investoren bei dem Unternehmen dabei nicht nur auf ein operativ wieder robust laufendes Geschäft, sondern auch auf deutlich höhere Kapitalanlageerträge aufgrund steigender US-Zinsen. Eigentlich steht Allstate wie auch die gesamte Versicherung- und Bankenbranche vor einem anhaltenden Ertragsboom, denn die inzwischen auf fast 5 % gestiegenen US-Zinsen führen zu höheren Kreditzinsen und Kapitalanlagerenditen beispielsweise bei Anleihen. Aktuell bietet das Allstate-Papier auch wieder eine stattliche Dividendenrendite von 3,5 %. Die durchschnittliche adjustierte Rendite der vergangenen 3 Jahre liegt aber dank beständiger Aktienrückkäufe sogar bei 7 %. 

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