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Von Liridona Preniqi
12. November 2024

Nach den jüngsten Rekorden hat die laufende Trump-Rally an der Wall Street am Montag etwas an Schwung verloren. Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index lag dagegen mit 1,1 % im Plus bei 28.549 Punkten. Bristol Myers-Aktien reagieren mit einer Kursexplosion, nachdem AbbVie's Schizophrenie-Medikament Emraclidin und “Cobenfy“-Konkurrenz in Studien gescheitert ist. Krankenversicherer Cigna teilt in einem Statement mit, dass man keine Fusion mit dem Rivalen Humana anstrebt, und stattdessen weitere Aktienrückkäufe plant.

Einer der maßgeblichen Tagesgewinner war am Montag im TraderFox-Index die Aktie von Bristol-Myers Squibb, die sich am Ende um 10,4 % auf 59,80 USD verteuerte. Dabei reagierten die Anteilscheine des US-Arzneimittelproduzenten auf die gestrige Nachricht des Rivalen AbbVie, nachdem dessen “experimentelle“ Schizophrenie-Behandlung in neuen Studien versagte. Schließlich dürfte damit das von Bristol Myers bereits zugelassene Schizophrenie-Therapiemittel Cobenfy gestärkt werden. Eigentlich wollte AbbVie sein Medikament Emraclidin zur Cobenfy-Konkurrenz machen. Doch Emraclidin konnte offenbar in zwei durchgeführten Phase-2-Studien keinen Unterschied erzielen, wie der Wettbewerber gestern bekannt gab. Für Bristol Myers waren dies natürlich gute Nachrichten. Zumal der Pharmahersteller erst Anfang des Jahres rund 14,0 Mrd. USD für die Übernahme von Karuna Therapeutics und dessen Cobenfy-Mittel, das früher “KarXT“ hieß, ausgegeben hat. Im September wurde Cobenfy sogar von der amerikanischen Food and Drug Administration-Behörde (FDA) zugelassen und ist damit immerhin das erste Medikament in seiner Klasse. Emraclidin von AbbVie und Cobenfy von Bristol Myers zielen dabei auf sogenannte “Muscarinrezeptoren“, die am parasympathischen Nervensystem beteiligt sind. Aber sie tun dies auf unterschiedliche Weise. Der Bristol Myers-Rivale testete Emraclidin bei Patienten mit Schizophrenie, bei denen eine akute Verschlimmerung der psychotischen Symptome auftrat.

Nach 6 Wochen zeigten laut AbbVie allerdings die Patienten, die das Mittel erhielten, keine signifikante Verbesserung der Symptome im Vergleich zu den Patienten, die ein Placebo erhielten. Bristol Myers wird damit quasi am Markt zunächst mit seinem Cobenfy-Medikament ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das AbbVie-Management habe schon angedeutet, dass es mit einem Anstieg der Placebo-Resonanz rechnet, aber dies ist eindeutig eine Überraschung, sagten gestern Analysten in einer ersten Einschätzung. Letztlich ist das Ergebnis ein klarer Vorteil für Bristol Myers, da das kürzlich zugelassene Cobenfy als Schizophrenie-Behandlungsform nicht mit Emraclidin konkurrieren muss. Für AbbVie ist dies natürlich ebenfalls ärgerlich, zumal das Unternehmen den Hersteller von Emraclidin, Cerevel Therapeutics, ebenfalls zu Beginn dieses Jahres für 8,7 Mrd. USD gekauft hat. Der Bristol Myers-Konkurrent will Emraclidin zwar noch an Patienten mit demenzbedingter Psychose testen. Investoren dürften diesen Studien aber wohl nur noch einen geringen Vorteil zuschreiben. Die Papiere von Bristol Myers sind jedenfalls auch deshalb interessanter, weil sie noch immer eine attraktive Dividendenrendite von 4,0 % abwerfen.

Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index ist ein Aktien-Index, der bei der Auswahl der Indexkomponenten neben ausgeschütteten Dividenden auch Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Die 20 im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe adjustierte Dividendenrendite für den Aktionär und eine hohe adjustierte Dividendenrendite für das Gesamtunternehmen sowie eine Steigerung der Dividende in den vergangenen fünf und drei Jahren aus. Zudem wird auch eine niedrige Volatilität der Aktienrenditen bei der Indexauswahl mit einbezogen.

Am Montag präsentierte sich im TraderFox-Index auch die Aktie der Cigna Group mit starken Aufschlägen von über 7,0 % und notierte damit zum Handelsende bei 343,05 USD. Die Papiere des US-Krankenversicherers schossen vor allem deshalb nach oben, weil das Management gestern bestätigte, keine Fusion mit dem Wettbewerber Humana anvisieren zu wollen. In Anbetracht der jüngsten und anhaltenden Spekulationen, teilt die Cigna Group heute mit, dass das Unternehmen keinen Zusammenschluss mit Humana Inc. anstrebe, hieß es in einem Statement. Die Cigna Group bleibe seinen etablierten M&A-Kriterien verpflichtet, und werde nur Akquisitionen in Betracht ziehen, die strategisch ausgerichtet und finanziell attraktiv seien, betonte das Unternehmen zugleich. Die Aktien von Humana fielen daraufhin um mehr als 7,0 %, während Cigna kräftig zulegte. Beide US-Gesundheitsdienstleister nahmen erstmals Ende letzten Jahres Gespräche über eine mögliche Fusion auf, legten diese allerdings auf Eis, da sie sich nicht auf einen Preis einigen konnten. Medienberichten zufolge haben Cigna und Humana jedoch die Gespräche über einen Zusammenschluss in diesem Herbst wohl wieder aufgenommen. Ein Deal zwischen beiden US-Krankenversicherern hätte am Ende einen diversifizierten Gesundheitsriesen mit einem Jahresumsatz von rund 300,0 Mrd. USD geschaffen, der mit dieser Größe auch zu den US-Giganten UnitedHealth und CVS aufgeschlossen hätte.

Der Chef von Cigna wies die Spekulationen aber schon während einer Telefonkonferenz Ende Oktober zurück und sagte, der Krankenversicherer plane, überschüssige Barmittel statt für Fusionen und Übernahmen für den Rückkauf weiterer Aktien zu verwenden. Im bisherigen Jahresverlauf hat Cigna sogar schon eigene Anteile im Wert von 6,0 Mrd. USD erworben, davon 1,0 Mrd. USD allein im letzten Quartal. Und sobald der Verkauf des Medicare-Geschäfts, das im Januar für 3,3 Mrd. USD an die Health Care Service abgegeben wurde, abgeschlossen ist, plant Cigna ebenfalls, den Großteil des Erlöses für weitere Aktienrückkäufe zu verwenden. Für Investoren sind dies natürlich positive Nachrichten, zumal die Dividendenrendite der Aktie derzeit nur bei 1,7 % liegt.

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