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Von Christina Rothfuß
08. August 2022

Überraschend starke US-Arbeitsmarktdaten haben am Freitag den Handel an den US-Börsen nur kurzzeitig belastet. Auch der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index zeigte sich in diesem Umfeld unverändert bei 19.447 Punkten. Amgen baut mit milliardenschwerem Chemocentryx-Kauf und dessen Wirkstoff „Tavneos“ sein Portfolio rund um Blutgefäß-Erkrankung weiter aus. AntiVirus-Spezialist NortonLifeLock will nach britischer Behördenfreigabe die zugekaufte Avast-Tochter schnell integrieren, und bietet zudem eine Dividende von 2,0 %.

 

Kaum verändert bei 246,20 USD zeigte sich am Freitag trotz zuletzt guter Geschäfte und neuerlichen Übernahmeabsichten im TraderFox-Index die Amgen-Aktie. Die Papiere des amerikanischen Biotech-Pioniers konnten damit von der am Donnerstag gemachten Ankündigung, die aufstrebende Pharmafirma Chemocentryx für 3,7 Mrd. USD kaufen zu wollen, nicht wirklich profitieren. Das Management von Amgen plant dabei, den Chemocentryx-Aktionären pro Aktie gut 52 USD in bar zu zahlen, was einem Aufschlag von 115 % auf den letzten Schlusskurs der Papiere entsprechen würde. Allerdings verfügt die künftige Tochter bislang nur über ein zugelassenes Produkt, nämlich Tavneos, hinter dem sich die Substanz Avacopan verbirgt. Und dieses Mittel wird in erster Linie bei der Erkrankung der Blutgefäße eingesetzt. Amgen selbst verfügt schon lange über ein breit gefächertes Spektrum an Medikamenten und Therapieformen, unter anderem gegen zahlreiche Herzgefäß- und Knochenerkrankungen. Mit Chemocentryx und dessen Wirkstoff Tavneos baut das Unternehmen aber letztlich sein Portfolio weiter aus. Derzeit haben die Amerikaner zudem aber auch über 20 eigene Wirkstoffkandidaten in der klinischen Testphase. Hierzu gehören unter anderem auch vielversprechende Biosimilars. Amgen setzt derzeit auch auf die Neuentwicklung Lumakras, denn das innovative Lungenkrebs-Mittel befindet sich auf dem Weg zum Blockbuster-Status. Allein im jüngsten 2. Quartal legten die erzielten Einnahmen um 24 % zu. Aber auch die derzeit zweitwichtigste Arznei, Prolia, das zur Behandlung von Knochenschwund eingesetzt wird, kam zuletzt auf Quartalserlöse von 922 Mio. USD, und damit 13 % mehr als im Vorjahr.

Dagegen musste Amgens ehemals wichtigster Wachstumstreiber Enbrel, ein bei Arthritis angewendetes Mittel, im letzten Quartal erneut ein Minus von 8 % auf 1,05 Mrd. USD hinnehmen, hier macht sich die zunehmende Konkurrenz durch weltweit verkaufte Generika-Varianten weiter bemerkbar. Dennoch hatte die Unternehmensführung in der Vorwoche neben den Quartalszahlen auch den Ausblick für 2022 leicht erhöht. Bis Ende Dezember wird nun ein Jahresumsatz im Bereich von 25,5 bis 26,4 Mrd. USD erwartet. Und zwischen 2022 und 2030 visiert Amgen zudem jährliche Wachstumsraten beim Gewinn im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich an. Auch die bislang hohen Nettomargen des Unternehmens von über 20 % sollen dabei im Pharma- und Biosimilarsgeschäft erhalten bleiben. Dies dürfte jedenfalls künftige Dividendenzahlungen gut absichern. Wobei die Ausschüttungsquote von Amgen in den letzten drei Jahren schon um 34 % angehoben wurde. Mit einem KGV von 13 und der noch immer über dem üblichen Branchendurchschnitt liegenden Kapitalrendite von 3,1 % ist die Aktie nach wie vor ein interessanter Kaufkandidat.

Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index ist ein Aktien-Index, der bei der Auswahl der Indexkomponenten neben ausgeschütteten Dividenden auch Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Die 20 im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe adjustierte Dividendenrendite für den Aktionär und eine hohe adjustierte Dividendenrendite für das Gesamtunternehmen sowie eine Steigerung der Dividende in den vergangenen fünf und drei Jahren aus. Zudem wird auch eine niedrige Volatilität der Aktienrenditen bei der Indexauswahl einbezogen.                                                                                                                             

Im TraderFox-Index präsentierte sich am Freitag dagegen die Aktie von NortonLifeLock kräftig im Minus bei 24,20 USD. Noch am Mittwoch war der amerikanische Software-Spezialist, der für seine Produkte rund um AntiVirus- und Cybersicherheit bekannt ist, regelrecht nach oben geschossen. Der Grund dafür war die Erlaubnis, den schon im Jahr 2021 für 6 Mrd. GBP gekauften britischen Konkurrenten Avast, jetzt tatsächlich übernehmen zu dürfen. Die Londoner Wettbewerbsbehörde „CMA“ hatte bis zuletzt Bedenken geäußert, ob es bei dem von NortonLifeLock geplanten Zukauf des Cybersoftware-Anbieters in Großbritannien zu Wettbewerbsvorteilen kommen könnte. Diese wurden nun aber nach einer seit März andauernden Untersuchung aufgegeben. Millionen von Privat- und Gewerbeanwender in England bräuchten bei der Absicherung ihres digitalen Lebens Unterstützung durch AntiVirus- und Cybersicherheit-Software, erklärte ein Sprecher der Behörde. Da vor allem die jüngsten AntiVirus-Lösungen von Microsoft und der höhe Marktanteil des Software-Anbieters McAfee in diesem Bereich weiterhin zum Wettbewerb betrügen, hätten Computernutzer selbst nach der Avast-Übernahme durch NortonLifeLock genügend Alternativen, so die weitere Argumentation.

Der Vorstand von NortonLifeLock geht nun davon aus, dass die Akquisition des britischen Konkurrenten bis Mitte September abgeschlossen werden kann. Beide können auf dem Markt jetzt zusammen unter verschiedenen Markennamen Cybersoftware-Produkte anbieten. Die Amerikaner waren im letzten Quartal schon mal um fast 7 % auf 735Mio. USD gewachsen. Mit der künftigen Tochter Avast dürfte sich das Wachstumstempo des Technologieunternehmens letztlich sogar noch etwas beschleunigen. Und dies würde wiederum auch der unterbewerteten Aktie (KGV 12) durchaus guttun. NortonLifeLock hat mit der Genehmigung nun auch einen wichtigen Bremsklotz entfernt, der unter Investoren für Unsicherheit sorgte. Da half kurzfristig auch nicht die solide Dividendenrendite von 2,0 %, die gerade im Branchenvergleich eigentlich sehr attraktiv erscheint. 

 

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