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Von Christina Rothfuß
17. Mai 2022

Wachstumssorgen angesichts schwacher Konjunkturdaten aus China überschatteten am Montag den Handel an den US-Börsen. Auch der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index zeigte sich in diesem Umfeld unverändert bei 19.481 Punkten. Amgen profitiert mit gegenwärtiger Portfolio-Ausrichtung von der demografischen Entwicklung und gilt mit 3,0 % Kapitalrendite als konservativer Wert. Biotechfirma Gilead Sciences erfüllt durch KGV-Bewertung von 10 wichtiges Value-Kriterium und schüttet mittlerweile 80 % des Gewinns als Dividende aus.

 

Leichte Gewinne auf 243,90 USD konnte am Montag im TraderFox-Index die Amgen-Aktie hinlegen. Die Papiere des amerikanischen Biotechnologie-Unternehmens liegen damit seit Jahresanfang rund 8 % im Plus. Diese Performance verwundert nicht, gilt doch der Biotech-Pionier, der seit den frühen 80er Jahren ein breit gefächertes Spektrum an Medikamenten und Therapieformen, unter anderem gegen zahlreiche Herzgefäß- und Knochenerkrankungen anbietet, als defensiver und dividendenstabiler Wert. Möglich machen dies bei Amgen vor allem verlässliche Erlöse und entsprechend hohe Jahresgewinne, die sich zuletzt von immerhin 5,73 Mrd. USD summierten. Mit seinen Therapien und Arzneimitteln profitiert das Unternehmen darüber hinaus auch von der demografischen Entwicklung hin zu einer immer älter werdenden Bevölkerung. Laut WHO (World Health Organization) dürfte sich die Anzahl der weltweit über 60-Jährigen bis 2050 gegenüber dem Stand von 2015 immerhin verdoppeln. Diese Entwicklung verlangt auch eine entsprechende medizinische Versorgung. Und Amgen ist hierfür bestens positioniert. Zumal die wichtigsten Umsatzbringer neben dem einstigen Wachstumstreiber Enbrel, ein bei Arthritis angewendetes Mittel, zuletzt auch Prolia und Evenity waren. Beide werden zur Behandlung von Knochenschwund eingesetzt. Aus dem Portfolio war aber jüngst auch das Cholesterin-senkende Mittel Repatha, überaus erfolgreich. So kletterten bei Amgen die Q1-Einnahmen durch Repatha um immerhin 15 % auf 329 Mio. USD, während Prolia um 12 % auf 852 Mio. zulegen konnte und Evenity`s Umsatzanstieg mit 59 % auf 170 Mio. USD die stärkste Dynamik zeigte.

Und die Zukunft sieht für den Gesundheits-Dienstleister ebenfalls rosig aus. Schließlich haben die Amerikaner, die mit ihren Arzneimitteln neben Entzündungs- und Nervenkrankheiten auch den Onkologie-Bereich abdecken, derzeit über 20 Wirkstoffkandidaten in der klinischen Testphase. Hierzu gehören unter anderem auch vielversprechende Biosimilars. Bei Amgen ist derzeit aber die Neuentwicklung Lumakras auf dem Weg zum Blockbuster-Status. Das Lungenkrebs-Mittel kam in den ersten 3 Monaten schon auf Erlöse von über 6 Mrd. USD, und legte gegenüber dem Vorjahr um 6 % zu. Zwischen 2022 und 2030 visiert das Management jedenfalls eine jährliche Wachstumsrate beim Gewinn im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich an, bei weiterhin hohen Margen von über 20 %. Damit dürfte die künftige Dividendenfähigkeit von Amgen gut abgesichert sein. Die Ausschüttungsquote wurde in den letzten 3 Jahren schon um 34 % angehoben. Mit einem KGV von 13 und der noch immer über dem üblichen Branchendurchschnitt liegenden Kapitalrendite von 3,2 % ist die Biotech-Aktie nicht nur für konservative Dividendenjäger ein solider Kauf.

Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index ist ein Aktien-Index, der bei der Auswahl der Indexkomponenten neben ausgeschütteten Dividenden auch Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Die 20 im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe adjustierte Dividendenrendite für den Aktionär und eine hohe adjustierte Dividendenrendite für das Gesamtunternehmen sowie eine Steigerung der Dividende in den vergangenen fünf und drei Jahren aus. Zudem wird auch eine niedrige Volatilität der Aktienrenditen bei der Indexauswahl mit einbezogen.       

Kaum verhindert bei 62,25 USD zeigte sich gestern im TraderFox-Index dagegen die Aktie von Gilead Sciences. Zwar gehört die amerikanische Biotechnologiefirma inzwischen zu den sogenannten Value-Werten mit Dividendengarantie. Das war aber nicht immer so, denn erst seit 2015 schüttet das Management Gewinnanteile aus. Bis dahin wurden die Erträge des ehemaligen “Highflyers“ komplett ins eigene Wachstum investiert. Die Bewertung der Aktie ist aber nach den einst stürmischen Boomzeiten, die bei Gilead in erster Linie durch die eigenentwickelten HIV- und Hepatitis C-Therapien ausgelöst wurden, mittlerweile auf ein KGV-Niveau von unter 10 gefallen. Und dies trotz weiterhin hoher Nettomargen von um die 17 %. Dabei ist das gesamte Produkt-Portfolio des Unternehmens, aber auch die Forschungs-Pipeline letztlich als robust und interessant zu bezeichnen. Inzwischen ist die Erlösgröße des Biotech-Pioniers sogar auf 27,47 Mrd. USD gestiegen. Was auch den jüngsten Vorstoß in weitere Geschäftsfelder wie den Onkologie-bezogenen Markt mit neuen Arzneimitteln wie Tecartus und Yescarta ermöglichte. Gilead verdiente mit seinen HIV/AIDS-Medikamenten wie Biktarvy in den zurückliegenden 3 Jahren noch immer zwischen 16 und 17 Mrd. USD. Die internationalen Verkäufe der Sparte stagnierten aber in dieser Zeit angesichts zunehmender Generika-Konkurrenz.

Der Gesundheits-Spezialist zeichnet sich aber weiterhin durch anhaltende Innovationen im F&E-Bereich aus. Das Kerngeschäft rund um HIV-Arzneimittel wurde zuletzt sogar durch das zweimal im Jahr injektzierbare neue HIV-Mittel Lenacapavir wieder auf Wachstumskurs gebracht. Aber auch dem im Jahr 2021 genehmigten Krebsmedikament Trodelvy werden von Experten mittelfristig jährliche Umsatzerlöse von bis zu 5 Mrd. USD zugetraut. Derzeit hat Gilead über 45 vielversprechende Wirkstoffkandidaten in der Pipeline, 17 davon in der klinischen Testphase 2 oder 3. Einige davon dürften das Biotechunternehmen in den kommenden Jahren letztlich zur lukrativen Portfolio-Erweiterung verhelfen. Die Aktie verspricht auf dem derzeit niedrigen Niveau über 4,5 % an Dividende, allerdings bei einer Payout-Ratio von fast 80 %.

 

 

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