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Von Christina Rothfuß
15. Juli 2022

Die Befürchtung noch aggressiverer Zinsschritte seitens der US-Notenbank hat am Donnerstag die Wall Street erneut belastet. Der S&P 500 erholte sich aber bis zum Ende, der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index schloss mit 0,8 % im Minus bei 18.582 Punkten. Verschiedene Klagen und Wachstumssorgen drücken derzeit auf die 3M-Aktie, was neben 4,6 % Dividende auch ein KGV von 11 ergibt. Antriebsspezialist Cummins bleibt dank robuster Geschäfte ein Cashflow-Garant und kauft bis Ende 2023 eigene Aktie für bis zu 2 Mrd. USD zurück.

 

Zu den größten Verlierern gehörte ungeachtet der günstigen Bewertung im TraderFox-Index seit Jahresanfang die Aktie von 3M. Am Donnerstag lag sie am Ende aber kaum verändert bei 128,30 USD. Die Papiere des amerikanischen Mischkonzerns haben zuletzt unter verschiedenen Faktoren gelitten. Zwar ist das Unternehmen mit seinen Industriegeschäften und dem Portfolio, das weit über 1.000 Markenprodukte umfasst, eigentlich breit aufgestellt. Wachstumssorgen, anhängende Klagen und die derzeitige Dollarstärke drücken aber derzeit auf die Kursentwicklung, was inzwischen sogar zu einem 2023er KGV von nur noch 11 führt. So musste 3M im 1. Quartal für laufende Forderung aus den Klagen zahlreicher US-Kriegsveteranen gegen unzureichend funktionierende Ohrenschutz-Produkte gut 0,13 USD je Aktie aufwenden. Dazu kamen noch 0,26 USD für Umwelt-betreffende juristische Auseinandersetzungen. Bei einem Quartalsgewinn von 2,26 USD je Aktie sind die Belastungen für die Industrieholding aber zu stemmen. Dennoch wurde die Aktie zuletzt hierdurch sogar auf ein neues 52-Wochentief gedrückt. Im letzten Jahr verdiente 3M jedenfalls einen Nettoertrag von rund 5,6 Mrd. USD. Und das operative Geschäft des Technologie-Konglomerats generierte dabei einen enormen Cashflow. Dieser dürfte im Jahr 2022 bei einem geschätzten organischen Wachstum von 2 bis 5 % und trotz anhaltender Rezessionsängste auch wieder zu soliden Dividendenzahlungen führen.

Zumal die Amerikaner als hochinnovativ und mit einer Gewinnspanne von 15 % zudem auch als sehr profitabel gelten. Das Industriegeschäft von 3M, das unter anderem Klebebänder oder auch keramik-basierende Filtersysteme für das Gesundheitswesen sowie Elektronik- und Büroartikel umfasst, ist auf den langfristigen Bedarf zahlreicher Branchen ausgerichtet. Schon vor über 20 Jahren wurde vom Management milliardenschwere Investitionen in Forschung und Entwicklung sichergestellt. Mittlerweile ließen jährlich zwischen 5 und 6 % der Jahreserlöse von zuletzt 35,4 Mrd. USD in die Produktentwicklung, die in allen erdenklichen Wirtschaftsbereichen neue Technologien und Premiumprodukte hervorgebracht hat. Und trotz zyklischer Industriegeschäfte gilt 3M letztlich auch als Dividendenkönig, wovon die nun schon über 60 Jahre andauernden Dividendenerhöhungen zeugen. Nach dem jüngsten Kursrutsch bietet die Aktie inzwischen mit 4,6 % eine Kapitalrendite, die Investoren in dieser Höhe schon lange nicht mehr bekommen haben. Damit sollte das 3M-Papier, vorausgesetzt es kommt zu keiner schwereren Rezession, auch nach unten abgesichert sein.

Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index ist ein Aktien-Index, der bei der Auswahl der Indexkomponenten neben ausgeschütteten Dividenden auch Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Die 20 im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe adjustierte Dividendenrendite für den Aktionär und eine hohe adjustierte Dividendenrendite für das Gesamtunternehmen sowie eine Steigerung der Dividende in den vergangenen fünf und drei Jahren aus. Zudem wird auch eine niedrige Volatilität der Aktienrenditen bei der Indexauswahl einbezogen.

Einen robusten Kursverlauf zeigt seit einigen Wochen im TraderFox-Index dagegen die Cummins-Aktie. Gestern lag sie allerdings mit über 2 % im Minus bei 194, 80 USD. Dabei ist der amerikanische Motorenhersteller und Antriebsspezialist ebenfalls bei den verlässlichen Dividendenzahlern einzuordnen, immerhin hat sich seit 2005 die Gewinnbeteiligung jedes Jahr erhöht. Und das tatsächliche Dividendenwachstum lag in den letzten 12 Jahren sogar im Schnitt bei 16 %, was nur durch das insgesamt sehr robuste Geschäftsmodell des Unternehmens möglich war. Cummins besitzt inzwischen über 200 Betriebs- und Produktionsanlagen auf der ganzen Welt, und vertreibt hierbei eine Vielzahl an Diesel- und Gasmotoren für Automobil- und LKW-Hersteller oder auch Bus- und Eisenbahnproduzenten. Dazu kommen noch effiziente Antriebssysteme und Filteranlagen, die sowohl an Erstausstatter als auch direkt an Kunden geliefert werden. Und das Geschäft des Motoren-Dienstleisters profitierte bis zuletzt von der globalen Wirtschaftserholung und legte umsatztechnisch in den letzten 5 Jahren um durchschnittlich 6 % auf über 24 Mrd. USD zu. Zwar wurde Cummins bis Mitte Juni durch die weltweiten Lieferketten-Unterbrechungen und höheren Rohstoffkosten für Stahl und Kupfer ausgebremst. Mittlerweile aber haben sich die Kupfer- und Stahlpreise angesichts zunehmender Rezessionssorgen um über 30 % verbilligt. Die Aktie notiert folglich noch immer auf einem KGV-Niveau von 9, was natürlich die Robustheit des Unternehmens nur unangemessen widerspiegelt.

Außerdem kauft das Cummins-Management seit Dezember 2021 erneut eigene Aktien zurück, nachdem das alte und im Jahr 2019 beschlossene Programm ausgelaufen war. Das neue Rückkaufprogram soll bis Ende 2023 laufen und einen Umfang von bis zu 2 Mrd. USD haben. Das Geld dafür ist auch reichlich vorhanden. Ende März, also zum Zeitpunkt des abgelaufenen Geschäftsjahres 2021/22, lag bei Cummins der Cashflow aus dem operativen Geschäft bei gut 2,08 Mrd. USD. Ungefähr die Hälfte davon geht für Dividenden-Ausschüttungen drauf, da vom Vorstand zuletzt eine Ausschüttungsquote von rund 50 % angekündigt wurde. Für den Zulieferer des internationalen Schwerlastkraftmarktes sowie von Kunden aus der Bergbau-, Öl- und Gasbranche, ergibt sich damit eine attraktive Dividendenrendite von über 3,0 %.

 

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