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Von Christina Rothfuß
17. Juni 2022

Eine unerwartet deutliche Zinserhöhung der Schweizer Nationalbank setzt am Donnerstag dem QIX Deutschland zusätzlich zur gestrigen FED-Sitzung schwer zu. Am Nachmittag notiert der Index folglich mit 3,0 % im Minus bei 13.820 Punkten. SAP macht Tempo bei der Cloud-Version der Kernsoftware S/4 Hana und peilt für die Cloud-Sparte ein diesjähriges Umsatzplus von 23 bis 26 % an. Knorr-Bremse übernimmt für 200 Mio. Euro die Mehrheit an Cojali, einem Entwickler von Lösungen zur Ferndiagnose und zur vorausschauenden Wartung für Nutzfahrzeuge.

 

Am Donnerstag gehört im Qualitäts-Index die SAP-Aktie zu den stabilsten Werten und zeigt dabei nur leichte Abgaben auf aktuell 88,50. Vor allem die allgemeine Schwäche des Technologiesektors im Zuge der weiter anziehenden Zinsen sorgte zuletzt bei den Papieren des Software- und IT-Dienstleisters für Verkaufsdruck. Im Auftaktquartal belasteten das Unternehmen aber nicht nur die gemachten Investitionen in den Ausbau des Cloud-Geschäfts, sondern auch der Rückzug aus Russland. Unter dem Strich brach der Gewinn deshalb um 41 % auf 632 Mio. Euro ein. SAP will aber in erster Linie seine Cloud-Sparte in den kommenden Jahren deutlich ankurbeln, um im Markt für Unternehmenssoftware von US-Konkurrenten wie dem CRM-Spezialisten Salesforce oder dem Datenbank-Entwickler Oracle nicht abgehängt zu werden. Beide Wettbewerber hatten zuletzt sogar überraschend starke Quartalszahlen vorgelegt, die davon zeugen, dass die Nachfrage nach Produktivitäts-Software trotz des makroökonomischen Gegenwinds weiterhin boomt. Folglich hat SAP sogar mit zunehmenden Befürchtungen zu kämpfen, dass Salesforce der deutschen Softwareschmiede weltweit Marktanteile abjagen könnte. Viele Investoren meiden die Aktie derzeit auch, weil sie die Walldorfer für vergleichsweise wenig innovativ halten. Dabei zogen die Erlöse in den ersten 3 Monaten um beachtliche 11 % auf knapp 7,1 Mrd. Euro an, das Wachstum in der Cloud war mit einem Plus von 31 % auf 2,8 Mrd. Euro noch dynamischer. Oracle dagegen zeigte in seinem Cloud-Geschäft im letzten Quartal nur einen Zuwachs von 19 %.

Bei SAP gab zuletzt die Marge gemessen am Betriebsergebnis jedoch um 3,7 % auf 23,7 % nach, was einigen Analysten missfiel. Dies hing aber damit zusammen, dass der Vorstandschef schon im Herbst 2020 angekündigt hatte, Wachstum erst einmal über eine höhere Profitabilität bei dem Software-Anbieter stellen zu wollen. Erst 2023 dürfte das operative Ergebnis dann wieder zulegen. Der Umsatz mit Cloud-Software soll bei SAP in diesem Jahr aber um 23 bis 26 % zulegen. Besonders wichtig ist dabei laut Management vor allem das Tempo bei der Cloud-Version der Kernsoftware S/4 Hana. Denn hier wird der größte Hebel gesehen, um die Geschäfte operativ weiter nach vorn zu bringen. Dies wurde von Unternehmensseite auf der jüngsten SAP-Anwenderkonferenz “Sapphire 2022“, die vom 10. bis 12. Mai stattfand, neben Produkt-Neuigkeiten, einmal mehr bekräftig. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass derzeit die Nachfrage nach S/4Hana deutlich anzieht. Verzögern könnte die positive Entwicklung bei SAP aber weiter anziehende Zinsen sowie höhere Energie- und Produktionskosten, da dies zu sinkenden Gewinnmargen führen dürfte. Das aktuelle KGV der Aktie liegt jedenfalls bei überschaubaren 18. Und mit der Eigenkapitalquote von 51 % entspricht das Software-Unternehmen auch weiterhin wichtigen Kriterien für eine Notierung im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.

In den vergangenen Wochen musste im Qualitäts-Index auch die Aktie von Knorr-Bremse einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen. Am Donnerstag steht sie erneut deutlich im Minus bei 57,60 Euro. Dabei bestätigte das Management zuletzt für den Produzenten von Bremssystemen und anderen sicherheitsrelevanten Lösungen für Schienen- und Nutzfahrzeuge den bisherigen Jahresausblick für 2022. Angepeilt wird diesbezüglich weiterhin eine Umsatzgröße zwischen 6,8 und 7,2 Mrd. Euro sowie eine Gewinnmarge trotz steigender Rohstoff- und Energiekosten sowie Lieferengpässe zwischen 12,5 und 14,0 %. Erreichen will Knorr-Bremse die Prognose vor allem durch Preiserhöhungen und Einsparungen. Immerhin kann sich der Zulieferer, zu dessen Produktpalette auch Klimaanlagen, Steuerungs-Komponenten und Bahnsteigtüren gehören, auch auf eine zuletzt robuste Nachfrage stützen. Der Vorstand setzt aber auch auf strategisch sinnvolle Zukäufe, wie die in dieser Woche mitgeteilte Beteiligung an dem spanischen Unternehmen Cojali. Mit dem Kauf in Höhe von 200 Mio. Euro, der einen Mehrheitsanteil von 55 % sicherstellt, setzt Knorr-Bremse vor allem auf die Wachstumsmärkte Digitalisierung und Konnektivität.

Denn Cojali ist ein Entwickler von konventionellen und Remote-Mehrmarken-Diagnose-Systemen für Nutzfahrzeuge und weitere Fahrzeugtypen. Die Spanier haben diesbezüglich Lösungen zur Ferndiagnose und zur vorausschauenden Wartung entwickelt, und damit 2021 einen Umsatz von 78 Mio. Euro erzielt. Die künftige Knorr-Bremse-Tochter ist dabei mit 500 Mitarbeitern schon in 115 Ländern aktiv. Mit der Beteiligung an Cojali stärken wir unsere Position als Systempartner im weltweiten Wachstumsmarkt der digitalen, vernetzten Lösungen für unsere Kunden, betonte der Vorstand diesen Schritt. Denn der Anteil an mechatronischen Teilen pro Fahrzeug steigt rasant. Gleichzeitig unterstützen immer mehr digitale Services die Fahrer unterwegs, so der Manager weiter. Der Auftragseingang bei Knorr-Bremse wuchs in den ersten 3 Monaten jedenfalls um gut 17 %. Damit standen per Ende März Rekordaufträge im Volumen von fast 6 Mrd. Euro in den Büchern des Unternehmens.

 

Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

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