In Anbetracht der heutigen EZB-Zinssenkung legt der QIX Deutschland am Donnerstag um 0,6 % auf 16.465 Punkte zu. Merck erhöht dank guter Geschäfte mit Halbleitermaterialien insbesondere für KI-Anwendungen für die Elektroniksparte die mittelfristigen Wachstumspläne auf 5,0 bis 9,0 %. Infineon kündigt neuen sparsamen Chip für kontaktlose Bezahlkarten an, um den CO2-Fußabdruck der Hersteller und die Recycelbarkeit der Plastikkarten zu verbessern.
Angesichts wieder besserer Aussichten zieht am Donnerstag im Qualitäts-Index die Aktie von Merck um über 7,0 % an, und steht damit bei 165,40 Euro. Denn offenbar rechnet der Pharma- und Spezialchemieanbieter durch den anhaltenden Boom bei Anwendungen für Künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft mit einem stärkeren Wachstum in seiner Halbleitersparte. Auf einem Kapitalmarkttag in Darmstadt hob das Management am Donnerstag folglich auch die mittelfristigen Ambitionen für den Bereich von Merck an. Investoren steigen deshalb heute auch in die Aktie ein, und dies obwohl die Unternehmenschefin zugleich die Ziele für das Pharmageschäft und die Laborsparte dämpfen musste. In der Elektroniksparte, die Lösungen für die Halbleiter- und Displayindustrie entwickelt, rechnet Merck nun mittelfristig mit einem jährlichen Umsatzplus von im Schnitt 5,0 bis 9,0 %, statt ursprünglich 3,0 bis 6,0 %. 2019 hatten die Darmstädter den Bereich mit dem Kauf des US-Chipspezialisten Versum Materials erstmals auf die Halbleiterindustrie ausgerichtet. Diese Strategie wurde in diesem Jahr mit der Übernahme von Unity-SC weiter forciert. Die französische Tochter von Merck stellt in erster Linie Mess- und Prüfgeräte her, die die Herstellung effizienterer Chips ermöglicht. Beflügelt von guten Geschäften mit Halbleitermaterialien insbesondere für KI-Anwendungen, aber auch mit Krebsmedikamenten hatte Merck bereits Ende Juli veranlasst, die Gewinnprognose für das laufende Jahr anzuheben. Wir haben uns vorgenommen, 2024 wieder zu wachsen, und dieses Wachstum zeigt sich bereits, betonte die Vorstandschefin heute vor Anlegern.
Für das 2. Halbjahr wird von dem Pharmaentwickler und Halbleiterzulieferer vor allem ein Aufschwung durch verbesserte Markttrends in der Elektroniksparte und auch im Laborgeschäft erwartet. Dem bisherigen Zugpferd, dem Pharmageschäft, traut Merck dagegen auf mittlere Sicht nur noch ein leichtes jährliches Umsatzplus zu. Auch weil das Unternehmen in den vergangenen Monaten nach gescheiterten Studien seine Hoffnungen auf das Krebsmittel Xevinapant und Evobrutinib bei Multipler Sklerose abschreiben musste. Das Management will deshalb auch verstärkt Medikamente anderer Hersteller “einlizensieren“. Aber auch für den Laborbereich von Merck wurden die mittelfristigen Erwartungen angesichts derzeit schwacher Geschäfte in China heute auf nur noch 7,0 bis 9,0 % pro Jahr gesenkt. Zudem bleiben Übernahmen auch in Zukunft ein fester Bestandteil der Merck-Strategie, wie die Chefin heute abermals bekräftigte. Dabei soll der Fokus für größere Zukäufe auch weiterhin auf dem Laborzuliefergeschäft liegen. Ab 2026 will Merck dann seine Investitionsausgaben von aktuell 1,6 bis 1,8 Mrd. Euro senken und damit wieder auf ein “normales“ Niveau absenken. Auch weil die Kapazitäten in Forschung, Entwicklung und Produktion zuletzt massiv ausgeweitet wurden. 2023 lag jedenfalls Mercks Nettomarge trotz zahlreicher Herausforderungen bei soliden 15,0 %. Die Aktie befindet sich damit zu Recht im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX).
Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden mit einbezogen.
Am Donnerstag verzeichnet im Qualitäts-Index auch die Aktie von Infineon solide Zugewinne von 2,8 % auf aktuell 31,20 Euro, und ist damit ebenfalls einer der Tagesfavoriten. Dabei sorgt nicht nur der anhaltendende Optimismus des taiwanesischen Chipfertigers TSMC heute für eine gute Branchenstimmung. Infineon hatte gestern auch ein neues Chip-Modul angekündigt, das künftig Hunderte Millionen Karten zum kontaktlosen Bezahlen umweltfreundlicher machen soll. Der CO2-Fußabdruck der Kartenherstellung soll dadurch deutlich sinken, wie das Unternehmen mitteilte, das immerhin weltweiter Marktführer für die Chips auf den Karten ist. Ab 2025 Jahres werden die Bezahlkarten auch in Europa erwartet. Der neue Chip ist deutlich sparsamer, wie es von Infineon hierzu heißt. Deswegen reicht ihm eine sehr viel kleinere Antenne zur Stromversorgung. Diese wird demnach direkt auf dem Elektronikmodul verbaut, das deswegen etwas größer ausfällt. Dem Halbleiterproduzenten zufolge ist der entscheidende Unterschied bei den neuen kontaktlosen Bezahlkarten, dass sie keine zusätzliche Antenne aus Kupferdraht mehr benötigen. Bisher stecken in einer typischen Karte bis zu 3,0 m des Drahtes.
Infineon verweist darauf, dass die bisherigen Karten deshalb kaum recycelbar sind. Damit hat die alte Kupferantenne wohl ein doppeltes Umweltproblem. Denn neben dem eigentlichen Ressourcenverbrauch wird sie auf einer Folie zwischen den Schichten der Karte verklebt. Bei den neuen Bezahlkarten kann man Unternehmensangaben zufolge künftig das Modul dann einfach herausbrechen und Plastikkarte sowie den Elektronikschrott sauber getrennt entsorgen. Bei den Elektronikkomponenten würde der CO2-Fußabdruck laut Infineon um etwas mehr als 60,0 g sinken. Angesichts von mehr als 3,0 Mrd. Karten, die jedes Jahr weltweit hergestellt werden, ist das Potenzial damit ziemlich groß. In den USA sollen noch in diesem Jahr die ersten dieser Karten auf den Markt kommen, in Europa dann etwas später. Global gesehen könnte das Volumen umweltfreundlicher Bezahlkarten, nicht nur mit Infineon-Chips, innerhalb der nächsten 5 Jahre laut Experten auf bis zu 900,0 Mio. pro Jahr steigen.
Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.
Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.