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Von Liridona Preniqi
14. September 2021

Vor der Veröffentlichung wichtiger US-Inflationsdaten zeigt sich der QIX Deutschland am Dienstag kaum bewegt. Am Nachmittag liegt der Index folglich unverändert bei 17.820 Punkten. Hannover Rück erwartet nach den Flutkatastrophen in Europa und Hurrikan "Ida" in Amerika für 2022 weitere Prämienerhöhungen in der Schaden-Rückversicherung. Weiterhin starke Nachfrage aus der Bau- und Autoindustrie sowie nach Elektronik- und Medizinprodukten treibt Covestro-Aktie in Richtung Rekordhoch.

Einen starken Kursanstieg zeigte im Qualitäts-Index am Montag die Aktie der Hannover Rück. Und auch am heutigen Dienstag kommt es zu weiteren Gewinnen und die Papiere stehen damit leicht im Plus bei 161,10 Euro. Die entscheidenden Impulse kamen gestern vom Vorstandschef des Rückversicherers, der nach der Hochwasserkatastrophe in Europa und Hurrikan "Ida" in Amerika mit weiteren Preiserhöhungen in der Schaden-Rückversicherung rechnet. Zudem wurde das Gewinnziel für 2021 zwischen 1,15 und 1,25 Mrd. Euro trotz absehbar hoher Schäden von Unternehmensseite erneut bekräftigt. Anlass der Prognosen war das traditionelle Rückversicherer-Treffen in Monte Carlo, das in diesem Jahr zum zweiten Mal online stattfand. Dabei lotet die Hannover Rück mit ihren Kunden, zu denen Erstversicherer wie die Allianz oder auch Axa gehören, die Preise und Vertragsbedingungen aus, die zum Jahreswechsel zur Erneuerung anstehen. So rechnet das Management des Unternehmens, das weltweit in sämtlichen Bereichen der Schaden- und Personen-Rückversicherung präsent ist, dass Rückversicherungsschutz im Jahr 2022 ein weiteres Mal teurer werden dürfte. Die gesamte Branche rechnet dabei aber nicht nur wegen der Häufung von globalen Katastrophenereignissen mit höheren Prämien. Sie argumentiert zudem auch, dass Schäden infolge der anhaltend hohen Inflation teurer werden und dies wegen der Niedrigzinsen immer weniger mit erzielten Kapitalerträgen ausgeglichen werden könnte. Die Hannover Rück erwartet zunächst durch die Verwüstungen aufgrund vieler Flutkatastrophen in Europa für die europäische Versicherungsbranche für 2021 mit Schadenzahlungen von mindestens 7,5 Mrd. Euro.

Allein die jüngsten Flutschäden in Deutschland könnten für den Rückversicherer eine voraussichtliche Nettobelastung von 200 bis 250 Mio. Euro bedeuten. Wie teuer letztlich die Zerstörungen durch Hurrikan "Ida" in den USA das Unternehmen zu stehen kommen, wagte das Management zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht zu prognostizieren. Dafür sei es viel zu früh, betonte gestern der Vorstand. Experten schätzen aber die versicherten Schäden auf etwa 15 bis 30 Mrd. USD (12,7 bis 25,4 Mrd. Euro). Die Hannover Rück war aber schon im 2020er Rückversicherungs-Geschäft glimpflich davongekommen und schüttete sogar eine um 0,50 Cent höhere Basisdividende von 4,50 Euro aus. Der Finanzvorstand hatte nach dem überstandenen Krisenjahr zuletzt auch wieder eine Sonderausschüttung, auf die zuletzt erstmals seit 2013 verzichtet wurde, ins Gespräch gebracht. Die Kapitalrendite durch die im Mai veranlasste Dividendenausschüttung beläuft sich jedenfalls auf 3,1%, Würde die jahrelang gezahlte Sonderdividende von 1,50 Euro demnächst noch zusätzlich oberndrauf kommen, dann läge die Rendite bei 3,8%. Damit zählt die Hannover Rück mit zu den attraktivsten Dividendenpapieren im Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.



Leichte Zugewinne auf 59,10 Euro verzeichnet heute im Qualitäts-Index auch die Aktie von Covestro. Dabei spürt der Hersteller von Hightech-Polymerwerkstoffen eine weiterhin starke Nachfrage aus der Bau- und Autoindustrie sowie nach Elektronik- und Medizinprodukten. Gerade mit Blick auf das laufende 3.Quartal sei er weiterhin sehr optimistisch, sagte der Chef vor einer Woche im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Zudem ist das Unternehmen mit seinen Lieferketten von den Folgen des Hurrikans "Ida", der vor allem den Süden der USA schwer getroffen hatte, bislang verschont geblieben. Die von Covestro produzierten Kunststoffe werden in zahlreichen Produkten verwendet. So werden die weichen Schaumstoffe beispielsweise in Matratzen, Autositzen und Sofas verarbeitet, die harten Schaumstoffe dagegen als Isoliermaterial in Kühl- und Gefrierschränken sowie in Häuserfassaden. Andere Substanzen, wie etwa Polycarbonate finden zudem bei Autoscheinwerfern und Handy- oder Laptop-Gehäusen Verwendung. Erst im Juli hatte der Vorstand die Jahresprognose für den 2021er operativen Gewinn angehoben und 2,7 bis 3,1 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Für das 3.Quartal kalkuliert das Management seitdem mit 760 bis 860 Mio. Euro.



Zugleich treibt Covestro seinen geplanten weltweiten Stellenabbau voran, der auch zu einem nachhaltigen Wachstum beitragen soll. Dabei sollen vor allem Doppelstrukturen abgeschafft und Abläufe vereinfacht werden. Seit Sommer werden folglich auch die bisherigen 7 operativen Einheiten in nur noch zwei Geschäftsbereiche zusammengefasst. Die Firmengruppe, die 2015 vom Leverkusener Bayer-Konzern abgespalten wurde, ist mit ihren Vorprodukten für Hart- und Weichschäume sowie Lacken von den Rekordprofiten der Jahre 2017 und 2018 zwar noch weit entfernt, mittelfristig soll sich die Rendite auf das eingesetzte Kapital aber wieder zwischen 12 und 17% einpendeln. Die Covestro-Aktie ist aber auch weiterhin nur moderat bewertet und kommt derzeit auf ein überschaubares KGV von nur 18.

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