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Von TraderFox
07. Dezember 2020

Angesichts des anhaltenden Brexit-Gerangels und weiterer Corona-Lockdowns gibt der QIX Deutschland am Montag erstmal wieder nach. Am Nachmittag notiert er dabei mit 0,4% im Minus bei 14.420 Punkten. Bundesfinanzminister plant Kostenersatz bei Veranstaltungsabsagen ab Sommer, und unterstützt damit die Planungssicherheit bei Ticketspezialist CTS EVENTIM. SAP schaltet Ende des Jahres seine alten Software- und Datenbanksysteme ab, und zwing seine Kunden damit zum Umstieg auf die neue Cloud-Umgebung.

Der größte Gewinner im Qualitäts-Index war am Freitag mit gut 3% Zuwachs die Aktie von CTS EVENTIM, die heute jedoch wieder deutlicher nachgibt und somit bei 52,50 Euro notiert. Wichtigster Kurstreiber bei dem Ticketvermarkter und Eventveranstalter war zum Wochenausklang unter anderem die Nachricht, dass der Bundesfinanzminister Unternehmen der Branche ermuntert, für die zweite Jahreshälfte 2021 wieder Veranstaltungen zu planen. Zugleich verspricht er die Erstattung von anfallenden Kosten, falls sie Corona-bedingt doch abgesagt werden müssten. Auch arbeitet der Politiker an einem Förderprogramm, das Kulturveranstaltungen unterstützen soll, die wegen der derzeitigen Corona-Restriktionen nur von einem beschränkten Publikum besucht werden können. Für CTS EVENTIM, dessen Erlöse in den zurückliegenden 9 Monaten im Zuge der Pandemie und den damit praktisch zum Stillstand gebrachten Geschäften um fast 80 % unter dem des Vorjahreszeitraums lagen, wäre dies ein weiterer Hoffnungsschimmer. Vor allem auch, weil der derzeitige Lockdown den Festivals- und Konzertveranstalter erneut fast umsatzlos macht und zu befürchten ist, dass dieser Zustand noch einige Wochen, im Extremfall sogar noch Monate bis in den Frühling hinein andauern könnte. Die Hoffnungen auf einen potenziellen Corona-Impfstoffkandidaten, hatten die Aktie der EVENTIM-Gruppe zuletzt schon stark beflügelt, und das ungeachtet der kürzlich vermeldeten Verluste von 62 Mio., nach einem Gewinn von 72,3 Mio. Euro in den ersten 3.Quartalen 2019.

Dabei könnte sich die aktuelle Krise für das Unternehmen angesichts der weiterhin überragenden Marktstellung bei vielen Veranstaltungsarten sogar als Vorteil herausstellen, insbesondere sollten einige Konkurrenten diese Zeit nicht überstehen. Vom Management des Ticketanbieters wurden jedenfalls bereits im Sommer umfassende Sparmaßnahmen in zweistelliger Millionenhöhe eingeleitet, die auch für Entlastung sorgten. Zudem hatte CTS EVENTIM über die letzten Jahre hinweg auch solide gewirtschaftet. Immerhin lag der Barmittelbestand Ende Juni bei soliden 822 Mio. Euro. Und sobald nach den geplanten Corona-Impfmaßnahmen, spätestens wohl im Sommer, wieder Normalität ins Konzertgeschäft zurückgekehrt ist und auch Großveranstaltungen wieder erlaubt sein dürften, könnte die zuletzt erzielte EBIT-Marge von 16% sowie die Eigenkapitalrendite von 25 % bei CTS EVENTIM auch wieder erreicht werden. Gute Voraussetzungen also für eine Notierung im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.

Leichte Abgaben von gegenwärtig 1,1% auf 101,50 Euro zeigt am Montag im Qualitäts-Index auch die Aktie von SAP. Zwar hatte Europas größter Softwareentwickler zuletzt mit einer Gewinnwarnung für sein globales IT-Geschäft negativ überrascht, dafür war aber weniger die anhaltende Corona-Krise, sondern vor allem ein firmeninterner Strategiewechsel verantwortlich. Wobei die neue Konzernchefin zunächst die Integration der zuletzt erworbenen Technologiefirmen vorantreibt und auch mehr auf organisches Wachstum bei dem Unternehmen setzt. Mit Interesse wurde bei SAP aber auch die in der letzten Woche von US-Konkurrent Salesforce angekündigte und fast 28 Mrd. USD schwere Übernahmen des auf Office-Kommunikation spezialisierten Softwareanbieters Slack aufgenommen. Der amerikanische Datenbanken und Cloud-Dienstleister wettet mit dem Zukauf darauf, dass auch nach dem Ende der Pandemie mehr als zuvor digital auf Unternehmensebene kommuniziert wird. Allerdings zeigt die Akquisition zugleich auch die Grenzen für mittelgroße Player in der heutigen Tech-Industrie auf, denn ohne Übernahmen wird es schwer, die jüngsten rasenten Wachstumsraten aufrecht zu erhalten. Die Wachstumstreiber bei SAP dagegen, wie die Cloud-Lösungen rund um die Datenbank-Software S/4 Hana, versprechen aber weiteres langfristiges Potenzial.



Zumal das Walldorfer Unternehmen durch das Abschalten seiner alten Systeme ab Anfang 2021 seine Kunden zum Umstieg auf die neue Cloud-Umgebung zwingt. Mit diesem Schachzug will der Softwareproduzent letztlich vor allem auch seine hochgesteckten Cloud-Ziele erreichen. Der zunehmende Verkauf von flexibleren Web-Abos, die in der Regel monatlich bezahlt werden, soll den Geschäftsverlauf zumindest konjunkturunabhängiger machen. Bisher kommen bei SAP rund 72% des gruppenweiten Umsatzes über wiederkehrende Einnahmen aus Wartungsverträgen und Cloud-Abos zustande. Dieser Anteil soll bis 2025 schließlich auf 85% steigen. Zunächst soll sich der Gesamtumsatz aber von zuletzt 27,6 Mrd. bis 2023 auf rund 35 Mrd. Euro erhöhen. Und dank der hohen Eigenkapitalquote von 51% sowie der zuletzt starken Nettomarge von 12% dürfte dem langfristigen Erfolg des Unternehmens gerade im Cloud-Geschäft nichts im Wege stehen.

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