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Von TraderFox
30. September 2021

Die Sorgen um eine anziehende Inflation sowie die Verlangsamung des Konjunkturaufschwungs belasten den QIX Deutschland auch am Donnerstag. Am Nachmittag liegt er dabei aber leicht im Plus bei 17.060 Punkten. Covestro will ab 2024 angesichts des gegenwärtigen Nachfragebooms nach Kunststoffen in ein neues Werk in den USA oder China investieren. Mobilfunkbetreiber freenet profitiert von derzeitiger Kundenstabilisierung und setzt auf Wachstum seiner Digital Lifestyle-Sparte.

Ein absoluter Highflyer der letzten Handelstage war im Qualitäts-Index die Covestro-Aktie, die am Donnerstag erneut um über 1% ansteigt und mit aktuell 59,80 Euro ihr jüngstes Jahreshoch bei gut 62,50 Euro wieder anpeilt. Anfang der Woche hatte der Produzent von Hightech-Polymerwerkstoffen auf einem Investorentag dank der anhaltend guten Nachfrage die Gewinnerwartung für die kommenden Jahre deutlich erhöht. Dazu beitragen sollen auch die neue Unternehmensstruktur und der jüngst getätigte Zukauf von DSM. 2024 soll der operative Gewinn (EBITDA) ohne besondere konjunkturelle Effekte rund 2,8 Mrd. Euro betragen, teilte das Management hierzu mit. Erst im Juli hatte Covestro die 2021er Jahresprognose für den Betriebsgewinn angehoben und seitdem ein Niveau von 2,2 Mrd. Euro in Aussicht stellt. Grundsätzlich sei die Nachfrage aus der Auto- und Baubranche, aber auch aus der Elektro- und Elektronikindustrie ungebrochen, hatte zuletzt der Vorstand erklärt. Für zusätzlichen Rückenwind sorge außerdem noch der hohe Bedarf an Materialien etwa für Autositze, Möbelpolster, Kühlschrankdämmungen sowie Handy- und Laptophüllen. Die teilweisen Produktionsausfälle in der Autobranche, die unter einem Mangel an Computerchips leidet, bekommen die Leverkusener dagegen kaum zu spüren. Da Covestro für die weltweit aktiven Autohersteller unter anderem Kunststoffe für die Innenausstattung wie Sitze und Cockpit, aber auch für Batterien und Lacke herstellt, ist die Produktion hier aktuell sogar vollständig ausverkauft.



Zudem prüft der Kunststoffspezialist derzeit bei allen Tätigkeiten und Prozessen weltweit, ob sie zu Vision und Strategie des Unternehmens passen. Insgesamt sollen so die Fixkosten im Jahr 2023 auf dem Niveau von 2020 bleiben. Auch die neue Konzernstruktur, die auch einen weltweiten Stellenabbau vorsieht, bringt gleichzeitig enorme Effizienzpotenziale. Und da Covestro optimistisch in die Zukunft schaut, was die künftige Nachfrage nach den Vorprodukten für Hart- und Weichschäume und deren Verhältnis zum Angebot betrifft, plant das Unternehmen sogar wieder in ein neues Werk für die Hartschaumkomponente MDI. Dies soll zwar im Zeitrahmen von 2024 bis 2026 die Ausgaben kurzzeitig noch oben treiben, langfristig aber auch das Wachstum stützen. Als Standort für die neue Anlage kommen laut Covestro-Vorstand die USA oder China in Frage. Die Analysten zeigten sich von den Aussagen jedenfalls begeistert. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktie dabei auf der Empfehlungsliste "Conviction Buy List" belassen. Das Kursziel wurde mit 85 Euro bestätigt, was immerhin über 40% über dem aktuellen Kursniveau liegt. Die Covestro-Papiere sind auch weiterhin nur moderat bewertet und kommen neben dem überschaubaren KGV von 18 noch immer auf eine solide Dividendenrendite von 2,2%.

Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden mit einbezogen.

Robust hat sich in den zurückliegenden Tagen im Qualitäts-Index auch die Aktie von freenet gezeigt, die mit gegenwärtig 22,70 Euro fast auf ihrem Jahreshöchststand notiert. Ein entscheidender Kurstreiber für die Papiere des Internet- und Mobilfunkanbieter war vor allem die zuletzt relativ stabile operative Entwicklung. Diese profitierte gerade in Pandemiezeiten von der robusten Nachfrage nach den Mobilfunk-Dienstleistungen des Unternehmens, zu denen neben Mobilfunk-Endgeräten auch innovative eigene Produkte rund um das digitale Leben wie TV- und Radiostreaming gehören. freenet selbst versteht sich als sogenannter “Digital-Lifestyle-Provider“, ist aber bundesweit mit rund 7 Mio. Kunden der größte netzunabhängige Mobilfunkbetreiber Deutschlands. Dabei nutzt das Unternehmen die Netze der großen 3 Schwergewichte am Markt, nämlich Deutschen Telekom, Vodafone und Telefónica, und spart sich hierdurch milliardenschwere Investitionen in die Infrastruktur und Lizenzen. Allerdings befinden sich die Hamburger damit auch in gewisser Weise in einer Abhängigkeit, die als operatives Risiko gesehen werden kann. Zuletzt hat sich bei freenet die Kundenanzahl in der Mobilfunksparte zwar stabilisiert. Allerdings geben die Kunden immer weniger aus. Der monatliche Umsatz pro Mobilfunkkunde sank im letzten Quartal leicht auf 18,00 Euro.

Dafür wurde in diesem Jahr die Dividende mit 1,50 Euro wieder auf das Vorkrisenniveau angehoben, nachdem sie aufgrund der Corona-Krise fast komplett vom Management gekürzt wurde. Um diese hohe Gewinnausschüttung aber zahlen zu können, musste allerdings 108% des Jahresgewinns ausgeschüttet werden, was sie in dieser Höhe natürlich nicht nachhaltig macht. Zumal im Mobilfunkgeschäft die Konkurrenz und somit auch der Preisdruck hoch bleiben dürften. freenet hatte deshalb in den letzten Jahren neben dem etablierten Internet-Portal auch die Sparte Digital Lifestyle als neues Geschäftsfeld erschlossen, was inzwischen auch solide Erlöse bringt. Ein Wachstumstreiber ist hier vor allem waipu.tv. Die App des Unternehmens, die Online-Fernsehen ermöglicht, gewinnt derzeit immer mehr Kunden. Allerdings ist dieser Medienbereich ebenfalls stark umkämpft und freenet hier nach wie vor ein eher kleiner Marktteilnehmer. Insgesamt ist die Aktie neben der KGV-Bewertung von 16 und einer Dividendenrendite von 6,6% attraktiv, vorausgesetzt aber, das zukünftiges Wachstum über alle Sparten verteilt erzielt wird.

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