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Von Christina Rothfuß
12. Mai 2022

Die jüngsten Inflationsdaten aus den USA sorgen am Donnerstag beim QIX Deutschland wieder für kräftige Abschläge. Dabei liegt der Index am Nachmittag gut 3,5 % im Minus bei 13.450 Punkten. Chemiehändler Brenntag will auch 2022 dank brummender Chemikalien-Nachfrage operativ mehr verdienen, wird aber durch anhaltende Lieferengpässe gebremst. Merck erweitert sein Bioprocessing-Portfolio mit dem Kauf der Test-Plattform „MAST“ für automatisierte Probenahmen vom Pharmaunternehmen Lonza.

Relativ robust zeigt sich am Donnerstag im Qualitäts-Index die Brenntag-Aktie, und notiert kaum verändert bei 68,50 Euro. Die Stärke des Chemikalien-Vertriebshändlers überrascht dabei kaum, konnte doch das Unternehmen gestern dank anhaltend hoher Nachfrage und dem eingeleiteten Sparkurs mit soliden Q1-Zahlen überzeugen. Unter den außergewöhnlich herausfordernden Marktbedingungen im 1. Quartal hat Brenntag starke Ergebnisse erzielt und konnte die Versorgung unserer Kunden aufrechterhalten, kommentierte der Vorstand die beachtliche Entwicklung. Beide Geschäftsbereiche hätten zu diesem Ergebnis beigetragen. Vor allem die Herausforderungen in Bezug auf die weiterhin zu spürenden Unterbrechungen der globalen Lieferketten, machten dem Weltmarktführer in der Chemiedistribution dabei zu schaffen. Mit einer Normalisierung der Marktbedingungen wird von seitens des Managements auch erst im weiteren Verlauf des Jahres gerechnet. Deshalb ist der gute Geschäftsverlauf einmal mehr überragend. Immerhin gelang es Brenntag in das neue Jahr mit einem Umsatzsprung von 45 % auf rund 4,5 Mrd. Euro zu starten. Auch der operative Gewinn zog im Quartal angesichts des laufenden Umbaus und Sparkurses um rund 54 % auf 463 Mio. Euro an. Bereits seit Anfang 2020 durchläuft das Unternehmen eine Restrukturierung, die Prozesse, Abläufe und Strukturen und damit in erster Linie die Profitabilität verbessern soll. Bis Ende 2022 will der Händler von Industrie- und Spezialchemikalien dabei auch rund 1.300 Stellen streichen und zudem weltweit gut 100 von zuletzt 700 Standorten schließen.

Seit dem Start hätten die Maßnahmen rund 165 Mio. Euro zusätzliches operatives Betriebsergebnis generiert, teilte Brenntag in dieser Woche mit. Und dieser Wert soll ab 2023 auf 220 Mio. Euro jährlich ansteigen. Mit der jüngsten Ausrichtung auf nur noch 2 Geschäftsbereiche (Essentials und Specialties) profitiert das Unternehmen derzeit sogar von dem durch Lieferengpässe geprägten konjunkturellen Umfeld. Zuletzt hatte der Vorstand zudem auch beschlossen, alle Importe nach und Exporte aus Russland und Belarus auszusetzen. Für 2022 sieht der Manager zwar für Brenntag weiterhin einen Anstieg des operativen Ergebnisses auf 1,45 bis 1,55 Mrd. Euro. Allerdings sei es hauptsächlich aufgrund des Krieges in der Ukraine und seiner geopolitischen und wirtschaftlichen Folgen äußerst schwierig, Voraussagen über die weiteren Entwicklungen zu treffen, warnte er. Zuletzt erzielte das Unternehmen aber eine doch recht starke Eigenkapitalrendite von 12 %. Und auch fundamental ist die Brenntag-Aktie weiterhin moderat bewertet. Derzeit notiert sie mit dem 18-fachen KGV, das KUV liegt sogar nur bei 0,85. Damit notiert sie sich auch zu Recht im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.

In Anbetracht der wieder negativen Marktstimmung verliert am Donnerstag im Qualitäts-Index auch die Aktie von Merck kräftig und liegt aktuell bei 161,00 Euro. Dabei hatte der Spezialchemieanbieter zuletzt angekündigt, seine weiterhin boomende Life Science-Sparte mit einem Zukauf ausbauen zu wollen. Das Unternehmen will dafür sein Bioprocessing-Portfolio durch den Erwerb der MAST (Modular Automated Sampling Technology)-Plattform vom Schweizer Pharmaunternehmen Lonza erweitern. Mit dem Erwerb der MAST-Plattform ergänzen wir unser Bioprocessing-Angebot um die voll automatisierte Probenahme, sagte der Leiter von Mercks Unternehmensbereich “Process Solutions“. Gegenüber der manuellen Probenahme ermöglicht die Plattform eine höhere Probenahmefrequenz sowie das Erfassen von Echtzeitdaten, einschließlich Produkt-Attributen, und das innerhalb von Stunden anstatt Wochen, so das Unternehmen. Bei einem Zellkulturprozess können so mehr als 80 Arbeitsstunden eingespart werden, die normalerweise für die Entnahme, Handhabung und Analyse von Proben aufgewendet werden. Merck kann mit dieser Technologie künftig seinen Kunden effizientere Lösungen bei der Optimierung ihrer biotechnologischen Prozesse anbieten. Zuletzt hatten die Darmstädter durch die anhaltende Virus-Ausbreitung eine Sonderkonjunktur erlebt, da weltweit viele Covid-19-Impfstoffentwickler mit dringend benötigten Lipiden für das Corona-Vakzin beliefert wurden. Durch die Pandemie kamen allein im Jahr 2021 rund 1,15 Mrd. Euro an Umsatz zusammen.

Aber auch der Pharmabereich von Merck entwickelte sich zuletzt stark, hier zahlten sich neue Medikamente etwa gegen Krebs und Multiple Sklerose aus. Zudem profitierte das Unternehmen im letzten Jahr auch in der Spezialchemie von einem kräftig wachsenden Geschäft mit Halbleitern, was vor allem der Übernahme des US-Zulieferers Versum zuzuschreiben ist. Nach dem Umbau der Sparte werden inzwischen gut 60 % der Erlöse in dem Bereich mit Halbleitermaterialien gemacht. Und 2022 sollen bei Merck erneut alle 3 Bereiche zum geplanten starken organischen Wachstum beitragen. Stärkster Wachstumsmotor soll dabei insbesondere das Laborgeschäft mit einem ambitionierten Umsatzziel von 900 Mio. Euro werden.

 

Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der TraderFox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

 

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