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Von TraderFox
19. Mai 2021

Zunehmender Inflationsdruck und die anhaltende Schwächephase der US-Währung belastet am Mittwoch den QIX Deutschland zeitweise stark. Folglich liegt der Index am Nachmittag mit 1,4% im Minus bei 15.560 Punkten. Gestartete Neuausrichtung beim Chemiespezialist Brenntag zeigt mit höherem operativem Gewinn (+14%) in Q1 bereits erste Resultate. Hannover Rück rechnet dank weiter steigender Versicherungsprämien nach dem Gewinneinbruch in 2020 in diesem Jahr wieder mit einen Nettoertrag von 1,15 bis 1,25 Mrd. Euro.

Einer der größten Gewinner im Qualitäts-Index war in den vergangenen Monaten die Brenntag-Aktie und kletterte dabei kürzlich sogar auf ein Mehrjahreshoch. Heute kommt es allerdings zu leichten Gewinnmitnahmen und die Papiere stehen gegenwärtig bei 75,00 Euro. Der entscheidende Impulsgeber für die jüngste Performance war neben der operativen Erholung auch die laufende Neustrukturierung, die der Chemikalien-Vertriebshändlers angestoßen hat. Das Unternehmen konnte zum Jahresstart zudem auch von der wieder robusten Nachfrage profitieren, und dass, obwohl internationale Lieferketten durch eine Reihe von kumulierten Vorfällen unter Druck gerieten. Zudem war es bei einer Vielzahl von Brenntags weltweiten Lieferanten zu Produktionsausfällen gekommen, die zu einer allgemeinen Produktknappheit führten. Während der Umsatz von Januar bis März im Jahresvergleich um 2,5% auf gut 3,1 Mrd. Euro fiel, zog das operative Ergebnis aber um gut 14% auf rund 300 Mio. Euro an. Und um wieder dauerhaft profitabler zu werden, hatte das Management dem Chemikalienhändler, der als dauerhaftes Bindeglied zwischen Produzenten sowie der abnehmenden und weiterverarbeitenden Industrie operiert, im Herbst eine Restrukturierung verordnet. Dadurch sollten letztlich interne Prozesse, Abläufe und Strukturen verbessert werden, auch der Abbau von Arbeitsplätzen wurde dabei angekündigt. Von den rund 100 geplanten Standortschließungen seien bereits mehr als 50 vollzogen, sagte der jüngst der Brenntag-Chef. Zudem seien etwa 350 der ungefähr 1.300 Stellen abgebaut, die bis Ende 2022 wegfallen. Zuletzt beschäftigte das Unternehmen jedenfalls mehr als 17.000 Mitarbeiter und betrieb ein Netzwerk aus mehr als 670 Standorten in 77 Ländern.

Auch die vom Vorstand zu Jahresbeginn erfolgte Umstellung der Unternehmensstruktur trägt bereits erste Früchte. Mit einem Plus von mehr als einem Fünftel stieg der operative Gewinn in Brenntags neuer Sparte “Essentials“ besonders deutlich. Sie vertreibt Prozesschemikalien für ein breites Spektrum an Branchen und Anwendungen und ist deutlich größer als das zweite neue Segment “Specialties“ rund um den Vertrieb von Inhaltsstoffen für bestimmte Industriezweige, die direkt in der Herstellung der Endprodukte der Kunden verwendet werden. Und auch die Brenntag-Aktie bleibt nach der jüngsten Kursperformance fundamental weiter moderat bewertet. Derzeit notiert sie mit dem 19-fachen KGV des geschätzten Gewinns für 2022, das KUV liegt sogar nur bei 0,8. Die derzeitige Dividendenrendite von 1,9% kann sich ebenfalls sehen lassen. Das Vertriebsunternehmen erzielt zudem operativ eine doch recht starke Eigenkapitalrendite von 13%. Damit notiert sie auch zu Recht im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX). Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt.

Trotz zuletzt verbesserter Covid-19-Umstände gibt im Qualitäts-Index am Mittwoch auch die Aktie der Hannover Rück nach. Aktuell hält sie sich aber mit einem Minus von nur 1,2% noch robust bei 143,50 Euro. Dabei hat das Unternehmen, das weltweit in sämtlichen Bereichen der Schaden- und Personen-Rückversicherung präsent ist, eigenen Angaben zufolge die Corona-Pandemie weitgehend hinter sich gelassen. Zwar schlug im 1.Quartal noch eine höhere Sterblichkeit insbesondere in den USA mit 151 Mio. Euro zu Buche. Seit März gehe die Übersterblichkeit durch die Infektion aber deutlich zurück, betonte Anfang Mai der Finanzvorstand. Dadurch dürften vom 2.Quartal an auch die Schäden schrumpfen. In der Schaden-Rückversicherung, in der die Hannover Rück etwa für den Ausfall von Großveranstaltungen einstehen musste, sei Corona schon im 1.Quartal kein Thema mehr gewesen. Nach jahrelanger Stagnation profitiert der weltweit drittgrößte Rückversicherer zudem von weiter steigenden Prämienpreisen. So konnten bei den Neuverhandlungen der Verträge zum 1.April unerwartete Preiserhöhungen von im Schnitt 5,0% vor allem in Japan durchgesetzt werden, das neuverhandelte Prämienvolumen stieg sogar um beachtliche 7,4%. Folglich geht die Hannover Rück für 2021 von einem währungsbereinigten Anstieg der Bruttobeiträge um bis zu 9% aus, bisher war von rund 5% die Rede. Dies konnte auf einen Nettogewinn von 1,15 bis 1,25 Mrd. Euro hinauslaufen, viele Analysten trauen dem Versicherer sogar 1,3 Mrd. zu.



Im vergangenen Jahr war der Gewinn allerdings noch um fast ein Drittel auf 883 Mio. Euro eingebrochen. Vor allem aber die Großschäden gingen im ersten Jahresviertel deutlich zurück, am stärksten schlug der Wintereinbruch im US-Bundesstaat Texas zu Buche, der viel Infrastruktur zerstörte und die Hannover Rück mit insgesamt 75 Mio. Euro belastete. Die jüngste und tagelange Blockade des Suez-Kanals durch die havarierte "Ever Given" dürfte für das Unternehmen dagegen aller Voraussicht nach kein Großschaden werden. Somit liegt die derzeitige KGV-Bewertung der Aktie nach dem kürzlich erfolgten Rückgang nur bei moderaten 14. Die Kapitalrendite durch die am 10.Mai von der Hannover Rück veranlassten Dividendenausschüttung beläuft sich aber auf 3,2%, was allerdings unter dem historischen Durchschnitt liegt.

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