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Von Liridona Preniqi
02. Februar 2023

Die US-Börsen haben am Mittwoch nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank deutlich angezogen. In diesem Umfeld stieg auch der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index um gut 2,3 % auf 27.708 Punkte. US-Transportboom und Q4-Wachstum (6 %) treiben Logistiker Old Dominion auf neues Monatshoch. Online-Autohändler Copart profitiert von fallenden Gebrauchtwagen-Preisen, das margenstarke Geschäft wird auch wieder mit einem Premium-KGV von 27 bewertet.

Am Mittwoch war im TraderFox-Index die Aktie von Old Dominion Freight Line mit einer Kursexplosion von über 10 % auf 367,45 USD der unangefochtene Gewinner. Die Papiere zogen damit auf ein neues Jahreshoch. Der Auslöser für den gestrigen Anstieg waren die von dem Logistiker, der sich mit seinen Dienstleistungen auf kleinere Transportgrößen spezialisiert hat, gemeldeten Q4-Zahlen. Und das Geschäft mit regionalen und überregionalen Services brummte in den USA und Kanada auch von Oktober bis Ende Dezember, so das Old Dominion erneut ein beachtliches Gewinn- und Umsatzplus von 26 % und 6 % hinlegen konnte. Zudem gab das Management für Januar 2023 eine neuerliche Frachtratenerhöhung über alle Sparten um bis zu 5 % bekannt. Dank der weiterhin starken US-Wirtschaft inklusive Einzelhandelsgeschäfte und den damit gefragten Transportdiensten lagen die Zuwachsraten bei den Erlösen innerhalb der letzten 4 Quartale schon bei 45 %. Die Logistikangebote von Old Dominion werden dabei hauptsächlich von kleineren und mittelgroßen Firmenkunden aber auch von amerikanischen Handelsketten wie Walmart und Target in Anspruch genommen. Dafür nutzt das Unternehmen in Nordamerika bis zu 11.000 LKWs sowie 43.000 Transporter, die bundesweit von über 255 Service-Centern aus koordiniert werden. Zwar steht der Warenlieferant gerade im Transportbereich mit zahlreichen Wettbewerbern wie Betreibern von großen LKWs, Luftfracht-Anbietern oder auch Eisenbahngesellschaften in Konkurrenz.

Old Dominion hat aber über die letzten Jahrzehnte hier eine Nische mit einem beeindruckenden Netzwerk zu dem auch Lagerverwaltung sowie Lieferketten-Consulting gehört, aufgebaut. Zudem zählt der Logistiker, was Eigenkapitalrendite und Gewinnmargen betrifft, zu den profitabelsten Unternehmen der Branche. Schließlich wurden hier zuletzt starke Werte von 37 % und 21 % erwirtschaftet. Und selbst die Dividende wurde seit 2017 und 285 % erhöht, allerdings liegt die Ausschüttungsquote nur bei 9 %. Für Old Dominion dürften sich die Wachstumsraten aus dem E-Commerce-Boomjahr 2021 von über 30 % aber nicht so leicht wiederholen lassen. Zudem werden die Transortgeschäfte in den USA und Kanada von gestiegenen Benzinpreisen und Löhnen, sowie der hohen Inflation ausgebremst. Zuletzt waren bei Old Dominion folglich die Betriebskosten um fast 20 % geklettert. Dennoch kaufte das Management bis Ende September eigene Aktie für rund 1,1 Mrd. USD zurück. Aber ungeachtet der guten Perzeptiven, die Anteilsscheine werden inzwischen mit einem KGV von 32 bewertet, und haben damit schon so einiges “eingepreist“.

Der TraderFox High-Quality-Stocks USA-Index ist ein Aktien-Index, der mithilfe von Qualitätskriterien aus den 20 operativ erfolgreichsten US-Unternehmen gebildet wird.  Neben dem langfristigen Firmenerfolg und einer stabilen Geschäftsentwicklung müssen die Unternehmen sogenannte „Burggraben“- Eigenschaften aufweisen. Burggraben-Unternehmen zeichnen sich durch nur schwer angreifbare Geschäftsmodelle aus. Der Erfolg dieser Unternehmen zeigt sich in der Qualität verschiedener Kennzahlen, wie eine hohe und stabile Nettogewinnmarge, hohe Eigen- und Gesamtkapitalrenditen sowie stabiles Umsatz- und Gewinnwachstum.

Einer der Favoriten mit einem kräftigen Anstieg von über 4 % war im TraderFox-Index gestern auch die Aktie von Copart, die bei 69,50 USD ebenfalls auf einem Mehrjahreshoch schloss. Inzwischen haben die Papiere des amerikanischen Gebrauchtwagenhändlers seit Anfang Januar schon rund 14 % an Wert gewonnen. Dies ist auch nachvollziehbar, zumal die globalen und Online-basierten Verkaufsgeschäfte mit professionellen Autohändlern und Reparaturwerkstätten, meist im Auftrag von Versichrungen, nach wie vor gut laufen. So waren in 2022 rund 80 % der gebrauchten Fahrzeuge und Unfallwagen, die teils über die Online-Auktion von Copart verkauften wurden, zuvor von Autoversicherern abgegeben worden. Im Schnitt werden täglich über die Internet-Plattformen des Unternehmens derzeit rund 175.000 Fahrzeuge und Motoräder angeboten und am Ende verkauft. Und nach dem Gebrauchtwagen-Boom der Pandemie-bedingten Jahre 2020 und 2021 sind seit dem Hoch im letzten Januar die Preise hierfür allein in den USA inzwischen um gut 14 % gefallen. Dies dürfte dem Online-Geschäft von Copart gut tun, da sich künftig mehr Interessenten aus dem Privat- und Gewerbebereich für erstmals wieder preiswertere Wagen entscheiden sollten. Vor allem die globalen Zulieferengpässe sowie der akute Halbleitermangel, den die Autoindustrie beklagte, ließen seit Mitte 2020 bis zuletzt die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen durch die Decken gehen.

Bei den Amerikanern kommen aber nur rund 20 % der Jahreserlöse über den reinen Autoverkäufen herein, der Rest wird über zahlreiche Service-Leistungen wie weltweite Überführungen oder auch Papierabwicklung generiert. Copart selbst ist mit seinem margenstarken Geschäftsmodell seit 1982 beständig gewachsen und bietet seine Autos, Motoräder und Boote mittlerweile in 11 Ländern und an über 200 Standorten an. In der Vergangenheit wurde die Aktie wurde jedenfalls meist mit einem Premium-KGV von weit über 35 gehandelt. Aktuell liegt es aber mit 27 etwas darunter. Dafür bekommt man als Investor mit Copart aber einen selbst in Krisenzeiten hochprofitablen und solide wachsenden globalen Marktführer, der keinerlei Schulden ausweist.

 

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