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Von Christina Rothfuß
15. September 2022

Angesichts der gestrigen Wall Street-Erholung zeigt sich am Donnerstag auch der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index stabilisiert. Am Nachmittag liegt der Index dabei kaum verändert bei 123,60 Punkten. Aufzugsbauer Schindler erzielt trotz China-Lockdowns und steigender Inflation weiterhin eine starke Eigenkapitalrendite von 19 %. Mobilfunkanbieter Elisa treibt mit Zukäufen und Partnerschaften die eigene Cloud-Transformation voran, und bleibt trotz hoher Investitionen sehr renditestark.

 

Ungeachtet des wieder positiveren Marktumfeldes notiert am Donnerstag die Aktie der Schindler Holding im Qualitäts-Index kaum verändert bei aktuell 168,70 Euro. Die Papiere des Unternehmens, das mit 11,23 Mrd. CHF (11,04 Mrd. Euro) an Jahresumsatz als weltweit führend bei der Herstellung von Aufzügen und Rolltreppen gilt, haben sich allerdings in den letzten 12 Monaten fast halbiert. Dabei machen Schindler gegenwärtig die zahlreichen Lockdowns in China sowie die steigende Inflation das Geschäftsleben schwer. Allein 7 Wochen hat die lockdown-bedingte Schließung des eigenen Produktionswerkes in Shanghai während der Monate April/Mai gedauert. Zudem waren auch noch die Standorte in Henan und Zhejiang von der strengen chinesischen Covid-Politik betroffen. Folglich konnten die Schweizer mit ihren Dienstleistungen rund um Personen-, Lasten-, Service- und Kleingüteraufzüge in den ersten 6 Monaten auch weniger Anlagen in dem Land verkaufen oder modernisieren. Außer in China stiegen die Neuinstallationen von Schindler in allen Regionen, am stärksten in Amerika. Täglich bewegt das Unternehmen mit seinen Mobilitätslösungen im Normalfall rund 1,5 Mrd. Menschen auf der ganzen Welt und ist dabei an 70 Standorten präsent. Der Auftragsbestand des Lift- und Rolltreppenherstellers per Ende Juni stieg dennoch um 6,6 % auf 10,3 Mrd. CHF (10,1 Mrd. Euro) und erreichte damit sogar einen neuen Höchstwert. Allerdings halten die Unsicherheiten in den Lieferketten das Unternehmen zusätzlich auf Trab, was die Lieferzeiten zuletzt von ca. 20 Wochen auf rund 60 Wochen ansteigen ließ.

Um aber in Zukunft wieder öfter pünktlich liefern zu können, hat Schindler den Lagerbestand weiter erhöht, und kauft zudem mehr Materialien bei regionalen Anbietern. Neben der Umstellung der Lieferketten plant der Fahrstuhl- und Rolltreppenspezialist zudem auch weitere Preiserhöhungen in allen Regionen außer in China, um die rasante Inflation auszugleichen. Jedoch brauchen die an Kunden weitergegebenen Steigerungen eine gewisse Zeit, um zu wirken. Schindler rechnet deshalb damit, dass die nachlassende Wachstumsdynamik auch im 2. Halbjahr anhalten wird, und korrigierte jüngst die Umsatzerwartung auf -2 bis +2 % nach zuvor +1 bis +6 %. Gelitten hatte zuletzt aber auch die Profitabilität. Mit seinem Aufzugs- und Rolltreppensparten kam das Unternehmen jüngst dennoch auf eine überaus starke Eigenkapitalrendite von 19 % sowie eine grundsolide Gewinnmarge von 7 %. Zudem sorgt Schindler mit zahlreichen Innovationen, wie der nachhaltigen und teils digitalen Aufzugswartung "Schindler Green Service", der den CO₂-Ausstoß um 99,5 % verringert, für zusätzliches Wachstumspotenzial.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Leicht steigende Kurse auf aktuell 51,50 Euro sind heute im Qualitäts-Index dagegen bei der Elisa-Aktie zu sehen. Insgesamt haben sich die Papiere des finnischen Mobilfunk- und Breitbandanbieters, der neben dem Heimatmarkt auch in Schweden, Dänemark sowie im Baltikum operiert, dank des robusten Kerngeschäfts, in den vergangenen Monaten sehr widerstandsfähig gezeigt. Wobei Elisa modernste Technologien und Dienstleistungen im Bereich IT-Infrastruktur- und Mobilfunknetzwerke entwickelt und verkauft. Erst im März wurde hierfür eine Partnerschaft mit Google Cloud verkündet, die neben der eigenen Cloud-Transformation künftig vor allem auch technologische Innovationen fördern soll. Und im Juli wurde zudem der Kauf des britischen Cloud-Datenmanagement-Spezialisten Cardinality gemeldet, mit dem die Tochter Elisa Polystar die eigenen AI- und Datenanalysemöglichkeiten ausbauen will. Diese erweiterten technologischen Software- und Cloud-Möglichkeiten sollen in Zukunft vor allem auch den derzeit über 2,8 Mio. Kunden von Elisa bei ihren Kommunikationswegen zugutekommen. Denn das Management hat sich zum Ziel gesetzt, die digitalen Dienste des Unternehmens international auszubauen, und vor allem in Skandinavien zum führenden Anbieter von Telekomsoftware zu werden. Die Telekomunikations-Branche befindet sich gerade in einem riesigen Modernisierungsprozess, kommentierte im Frühling der Google Cloud-Vorstand die geplante Technologie-Partnerschaft mit Elisa.

Vor allem aber dürfte der neue 5G-Mobilfunkstandard mit all ihren Vorzügen frische Wachstumsimpulse bringen. Mittelfristig werden die zahlreichen Angebote rund um die neue Sendefrequenz zusätzliche Erlöse bringen, erfordern aber von Elisa zunächst höhere Investitionen in den teuren landesweiten Netzausbau. Gegenwärtig werden diesbezüglich von dem Unternehmen in Skandinavien auch bestehende 4G-Standorte und Kooperationen mit anderen Technologiefirmen weiter ausgebaut. Letztlich kommt der Mobilfunk- und Internetdienstleister damit nur der steigenden Kundennachfrage nach schnellerem mobilen Internetempfang nach. Und im Gegensatz zu den meisten europäischen Wettbewerbern ist Elisa in diesem Geschäft auch noch sehr gewinnträchtig. Zuletzt lag die Eigenkapitalrendite jedenfalls bei 27 % und die Nettomarge war mit 15 % ungewöhnlich hoch.

 

 

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