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Von Liridona Preniqi
22. Juli 2022

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index verbucht am Freitag nach der gestrigen Zinswende der EZB wieder leichte Zugewinne. Dabei steigt er am Nachmittag auf 126,20 Punkte. Sartorius Stedim-Aktie profitiert von Halbjahreswachstum von 22 % und auch die Umsatzprognosen für 2022 (15 bis19 %) begeistern Investoren. Maschinen- und Dienstleistungsgeschäft von Valmet ist breit diversifiziert und kommt sogar auf eine Nettomarge von fast 10 %.

Am Donnerstag war die Aktie von Sartorius Stedim Biotech im Qualitäts-Index angesichts starker Halbjahreszahlen mit über 8 % Plus der absolute High-Flyer. Und auch am Freitag legt sie deshalb weitere 3 % auf aktuell 380,00 Euro zu. Seit Jahresbeginn waren die Papiere des bio-medizinischen Pharma- und Labordienstleisters durch das sich zuletzt ändernde makro-ökonomischer Umfeld und dem wieder normalisierten Auftragseingang im Zuge der abflauenden Corona-Pandemie unter Druck geraten. Mit dem beachtlichen Wachstum der letzten 6 Monate hat sich die Abwärtstendenz aber inzwischen umgekehrt. Sartorius Stedim verspürte von Januar bis Ende Juni zwar leichten konjunkturellen Gegenwind. Dank der anhaltend hohen Nachfrage seitens der biopharmazeutischen Industrie zogen aber die Erlöse der Franzosen um 22 % auf 1,72 Mrd. Euro an. Der operative Gewinn legte sogar 25 % auf 626 Mio. Euro zu, was zu einer Marge von 35 % führte. Das Zuliefergeschäft rund um “Bioprocess Solutions“ wurde dabei von den im letzten Jahr vollzogenen Zukäufen unterstützt wie die der Gentherapie-Spezialisten CellGenix und Xell sowie durch die von Novasep übernommene Chromatographie-Sparte. Sartorius Stedim hat sich im 1. Halbjahr, ungeachtet des wirtschaftlich schwierigen Marktes, der geprägt war von Lieferengpässen, gestiegenen Energiekosten und negativen Währungseinflüssen, hervorragend entwickelt, sagte der Vorstand. Zugleich bekräftigte der Manager in Anbetracht des erneut überragenden Ordereingangs von 1,82 Mrd. Euro den Ausblick für 2022.

Bis Ende Dezember soll sich das Wachstum des Gesundheits-Dienstleisters demnach auf 15 bis 19 % belaufen, was schon im April in Aussicht gestellt wurde. Rund 2 % davon sollen bei Sartorius Stedim über die jüngsten Akquisitionen erreicht werden. Durch die Zukäufe verfügt der Laborausrüster inzwischen auch über ein umfassendes Technologie-Portfolio, das nahezu alle wichtigen Schritte der bio-pharmazeutischen Arzneimittel-Herstellung abdeckt. Und laut Analysten spiegelt die aktuelle Bewertung der Aktie die Sichtbarkeit und Langlebigkeit des Wachstums sowie die operativen Zugangsbarrieren aktuell nicht ausreichend wider. Mit seinen medizinischen Labor-Dienstleistungen steht Sartorius Stedim jedenfalls vor langfristig weiterhin gewinnträchtigen Zeiten. Die Eigenkapitalrendite war jedenfalls neben der hohen zweistelligen Marge im letzten Geschäftsjahr mit 24 % auch erneut stark ausgefallen.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Der Top-Performer im Zuge der jüngsten Markterholung war im Qualitäts-Index auch die Aktie von Valmet. Am Freitag gibt sie aber erstmal wieder leicht auf 25,50 Euro nach. Allerdings überrascht die seit Monaten nun schon andauernde schwache Kursentwicklung. Zumal der finnische Maschinen- und Anlagenbauer auch als Produktions-Dienstleister für zahlreiche und eigentlich robuste Branchenkunden unter anderem aus der Zellstoff- und Papierindustrie sowie dem Automobil-, Umwelt- und Energiesektor tätig ist. Valmet`s Kompetenz basiert dabei auf  jahrelanger Erfahrung. So wurden in den letzten Jahren bei der Auslieferung von mehr als 700 Karton- und 900 Papiermaschinenanlagen weltweit mit Kunden erfolgreich zusammengearbeitet. Und erst kürzlich wurde von den Finnen die geplante Lieferung einer “LignoBoost XS“-Anlage an die Thüringer Zellstoff- und Papierfabrik Mercer Rosenthal vermeldet. Mit dieser Zellstoff-Extraktionsanlage, die exklusiv von Valmet entwickelt wurde, kann aus Papierrohstoffen wie Holz- und Zellstoff sogenannte Lignin-haltige Kochlauge (Schwarzlauge) extrahiert werden. Mercer Rosenthal plant damit bisher genutzte fossile Rohmaterialen, die bei der Papier- und Zellstoffherstellung entstehen, durch bio-basierende Materialien zu ersetzten und diese auch an andere Abnehmer zu verkaufen.

Valmet ist erst 2013 durch die Abspaltung der bis dahin unter der finnischen Firma Metso agierenden Sparte Pulp, Paper & Power entstanden und verdient als Industriedienstleister im international Auftragsgeschäft seitdem sehr gutes Geld. Die Erlöse summierten sich im letzten auf über 3,80 Mrd. Euro, bei einer Nettomarge von soliden 9 %. Die Aktie notiert aber mittlerweile mit einem viel zu niedrigen KGV für 2023 von 12 und bietet sogar über 4 % an Dividende. Gerade in Inflationszeiten sollte die günstige Bewertung von Valmet als Unterstützung wirken, zumal das Anlagen- und Dienstleistungsgeschäft breit genug diversifiziert sein dürfte, um durch unruhige Zeiten zu steuern.

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