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Von TraderFox
30. Oktober 2020

Zum Wochenausklang drückt am Freitag neben steigenden Corona-Neuinfektionen auch der Teil-Lockdown in Deutschland auf die Stimmung. Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index gibt dabei am Nachmittag um 0,4% auf 115,10 Punkte ab. Luxusmodehersteller Hermès verzeichnet in Q3 vor allem dank China-Nachfrage wieder stark steigende Umsätze. Deutsche Börse ringt im Sommer mit Marktberuhigung und Niedrigzins Deutsche Börse ringt im Sommer mit Marktberuhigung und Niedrigzins und erlöste im letzten Quartal rund 4% weniger.

Eine der beeindruckenden Erholung innerhalb der letzten Monate konnte im Qualitäts-Index die Aktie von Hermès International hinlegen. Am Freitag gibt sie allerdings wieder leicht auf 803,40 Euro nach. Beflügelt wird der französische Luxusgüterproduzent dabei von der einerseits stark anziehenden Nachfrage nach handgefertigten klassischen Modeartikeln wie Lederwaren, Schals, Krawatten, Uhren und Schmuck in China. Das Management treibt andererseits aber auch mit Neueröffnungen von digitalen “Flagshipstores“ wie jüngst in Stockholm, Saudi Arabien und den Vereinigten Emiraten das Wachstum beständig voran. Zudem hatte die Hermès Luxusgruppe, die hauptsächlich für ihre exklusiven Handtaschen Birkin und Kelly berühmt ist, während der Virus-Ausbreitung auch immerhin 300 Stellen, zumeist in der Produktion, geschaffen. Im zuletzt abgeschlossenen 3.Quartal setzte sich jedenfalls die schon im Vorquartal begonnene Geschäftserholung unterstützt durch die wieder eröffneten über 310 exklusiven Boutiquen und den Zuwächsen in Asien fort. Die Erlöse zogen um beachtliche 7% auf 1,8 Mrd. Euro an, allein in der asiatisch//pazifischen Region lag das Wachstum bei 29%, auch dank starker Online-Verkäufe. Für das Gesamtjahr bleibt Hermès aber vorsichtig, ob sich die Jahresziele in Zeiten von Corona auch tatsächlich erreichen lassen.

Aufgrund der vielen weltweiten Shop-Schließungen gab das eigene Leder- und Sattlereigeschäft in den ersten 6 Monaten immerhin noch um 23% nach. Das exklusive Luxussortiment wird aber inzwischen nicht nur in den internationalen Geschäften und den dazu gehörigen ausgewählten Kaufhäusern verkauft sondern auch über ein Logistikzentrum in Belgien vertrieben. Vom Vorstand des Unternehmens wurden von Januar bis Juni zudem auch eigene Aktien für 123 Mio. Euro am Markt zugekauft, was als zusätzlicher Kurstreiber für die Aktie gewirkt haben dürfte. Letztlich bleibt Hermès auch angesichts des außergewöhnlichen Portfolios weiterhin sehr renditestark. Mit der zuletzt erzielten Nettomarge von 22% und der überragenden Eigenkapitalrendite von 26% sollten die Franzosen jede pandemiebedingte geschäftliche Schwächephase durchhalten können.



Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Im heute wieder leicht nachgebenden Marktumfeld verbucht auch die Aktie der Deutschen Börse im Qualitäts-Index deutliche Abgaben und notiert damit derzeit bei 127,10 Euro. Der Frankfurter Börsenplatzbetreiber hofft nach operativen Rückgängen im 3.Geschäftsquartal auf eine Belebung an den weltweiten Finanzmärkten, die höhere Kursschwankungen mit sich bringen und den Absicherungsbedarf vieler Investoren damit ansteigen lässt. Von Juli bis September ging der Umsatz bei dem Unternehmen spürbar um 4% auf 707,5 Mio. Euro zurück. Da zugleich die Kosten stiegen, fiel der bereinigte Gewinn der Deutschen Börse um 11% auf 252,7 Mio. Euro. Allerdings hatten im Vorjahr die US-chinesischen Handelsstreitigkeiten zu Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt und die Handelstätigkeit auf den vom dem Unternehmen betriebenen elektronischen Börsenplattformen angekurbelt. Die Beruhigung an den weltweiten Börsen im Sommer und den damit verbundenen niedrigeren Absicherungsgeschäften belastete vor allem das Geschäft der Derivatetochter Eurex, dem wichtigsten Ertragsbringer des Unternehmens. So gingen die Erlöse des Handelsplatzes für Terminkontrakte um 9% auf 232 Mio. Euro zurück. Neben dem ruhigeren Handel drückten im letzten Quartal aber auch die anhaltend niedrigen Zinsen auf das Ergebnis der Deutschen Börse. Diese belasteten den Gewinn in der Sparte Clearstream, die ihr Geld mit der Abwicklung von Transaktionen und der Aufbewahrung von Wertpapieren erwirtschaftet.

Der Börsendienstleister setzt folglich auf die zuletzt wieder gestiegene Unsicherheit an den Finanzmärkten, die vor allem auf die sich erneut verschärfende Corona-Krise zurückzuführen ist. Zwar erwartet das Management für 2020 weiterhin einen Anstieg des operativen Gewinns auf 1,2 Mrd. Euro, nach 1,1 Mrd. im Vorjahr. Eine der Voraussetzungen hierfür dürfte aber ein deutlicher Anstieg der Volatilitäten an den Märkten zum Jahresende sein. Investoren schauen aber gespannt auf den Investorentag am 18.November, auf dem der Vorstand durchaus Aussagen zu möglichen weiteren Übernahmen machen könnte. Die Kassen der Deutschen Börse sind jedenfalls nach den starken Umsatzzuwächsen der letzten Monate prall gefüllt.

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