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Von Christina Rothfuß
23. September 2022

Die jüngste Häufung von Zinserhöhungen großer Notenbanken drücken am Freitag auf die Börsenstimmung. Folglich liegt der TraderFox High-Quality-Stocks Europe-Index am Nachmittag mit 1,8 % im Minus bei 112,97 Punkten. Zahlungsabwickler Adyen darf künftig die mobile Zahlungsmethode „Cash App“ seinen US-Geschäftskunden anbieten. Volatiles Marktumfeld bleibt für die Deutsche Börse ein Wachstumstreiber, unterstützt vom steigenden Handelsvolumen bei der Derivatetochter Eurex.

 

Teils kräftige Einbußen muss im heute schwächeren Marktumfeld im Qualitäts-Index die Aktie von Adyen hinnehmen, die dabei auf aktuell 1.239,50 Euro nachgibt. Dabei laufen die Geschäfte des niederländischen Zahlungs-Dienstleisters derzeit weiter gut. Immerhin wickelte das Unternehmen im ersten Halbjahr weltweit Zahlungsvorgänge im Volumen von 216 Mrd. Euro ab, und damit rund 60 % mehr im Vorjahreszeitraum.  Ayden setzt aber nicht nur auf digitale Innovationen, sondern auch auf strategische Partnerschaften. So wie die in der vergangenen Woche bekannt gegebene Zusammenarbeit mit dem US-Wettbewerber und Zahlungsabwickler Square, der sich inzwischen in „Block“ umbenannt hat. Die Amerikaner sind in den USA mit ihrer „Cash App“, einer mobile Zahlungsmethode, sehr erfolgreich, und wollen Adyen künftig erlauben, diese den amerikanischen Geschäftskunden ebenfalls anzubieten. Durch das Angebot von Cash App Pay können zunächst nur US-Gewerbeunternehmen, die mit den Niederländern zusammenarbeiten, ihren zahlenden Einkaufskunden die Möglichkeit bieten, ihr Cash App-Guthaben oder eine verknüpfte Debitkarte zu nutzen. Die Cash-App Software-Integration von Block bietet den Firmenkunden von Adyen aber auch Zugang zu den 80 Mio. jährlich aktiven Cash App-Nutzern, die immerhin ein Drittel der Millennials- und Gen Z-Verbraucher in den USA ausmachen. Als erste Fintech-Plattform, die mit dem Cash App Pay-Ökosystem zusammenarbeitet, begrüßen wir den Wert, den diese Partnerschaft für unsere Kunden und die Unternehmen, die mit Adyen zusammenarbeiten, bringt, kommentierte der Block-Finanzvorstand die Pläne. Strategisch macht dieser Schritt für beide Technologiepartner auch durchaus Sinn.

Derzeit gilt aber vor allem Ayden zu den erfolgreichsten Unternehmen, die den Zahlungsverkehr im Onlinebereich und von stationären Einzelhändlern vereinfachen. Letztlich sorgt der Plattformanbieter mit seinen Abwicklungs-Technologien weltweit dafür, dass Händler unter anderem über das Internet einfach mit allen möglichen Zahlungsarten wie Kreditkarten, Apple Pay oder Klarna bezahlt werden können. Und bislang verdient Ayden auch nur an den jeweiligen Transaktionsgebühren. Allerdings kletterte der jüngste Halbjahreserlös um stattliche 37 % auf rund 609 Mio. Euro. Für den Online-Payment-Anbieter spricht zudem, dass er sich vor allem auf große Firmen spezialisiert hat. So zählen zum Kundenspektrum von Ayden zahlreiche Technologiefirmen wie Microsoft, Netflix und Facebook. Aber auch McDonald's, Uber, die Modekette H & M sowie die Onlineplattform ebay nutzen die Zahlungsdienste für ihre globalen Verkaufs- und Vermittlungsgeschäfte. Dabei ist Ayden mit einer operativen Marge von derzeit über 50 % schon jetzt sehr profitabel. Zuletzt jüngst gab aber der Vorstand das Unternehmensziel heraus, diese in Zukunft auf über 65 % steigern zu wollen.

Der TraderFox High-Quality-Stocks Europe ist ein europäischer Index, der in sogenannte Burggraben-Unternehmen investiert. Diese Gesellschaften zeichnen sich durch hohe Markteintrittsbarrieren oder Wettbewerbsvorteile aus. Das kann eine starke Marke, ein hervorragendes Kostenmanagement oder Unternehmensgröße sein, die potenzielle Wettbewerber daran hindert, einen lukrativen Markt zu betreten. Europäische Unternehmen dieses Typs zeichnen sich durch gute operative Kennzahlen aus, wozu etwa hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie eine hohe Umsatz- und Gewinnstabilität gehören. Damit sind die zukünftigen Gewinn- und Zahlungsreihen relativ sicher und gut prognostizierbar.

Zu einem der heutigen Tagesfavoriten hat sich am Freitag im Qualitäts-Index die Aktie der Deutschen Börse entwickelt. Dabei liegt sie aktuell nur leicht im Minus bei 166,90 Euro. Dabei verwundert die schon seit einigen Monaten gezeigte Robustheit des Frankfurter Börsendienstleisters kaum. Schließlich profitiert das Unternehmen von einer anhaltend hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten, die vor allem das Risikoabsicherungs-Geschäft der Derivatetochter Eurex antreibt. Erst kürzlich hatte die Deutsche Börse die Gesamtzahl der an der Eurex gehandelten Derivatekontrakte für den Monat August veröffentlicht, und dabei einen Anstieg um 22 %, von 101,4 Mio. auf 123,6 Mio. gegenüber dem Vorjahresmonat vermeldet. Vor allem Zinsderivate verzeichneten im letzten Monat mit einem Plus von 31 % auf 49,5 Mio. Kontrakte erneut ein starkes Wachstum. Für den Börsenplattform-Betreiber dürften neben höheren Zinserwartungen auch die "übernormalen" Gas-Handelsvolumina an der Leipziger Strombörse EEX bis mindestens ins erste Halbjahr 2023 hinein immense Kurstreiber bleiben. Die Deutsche Börse sollte aber in den kommenden Monaten von weiteren Trends profitieren. Nicht nur die steigenden Zinsen, die zu höheren Nettozinserträgen innerhalb der Finanzgruppe führen, werden sich positiv auf das Geschäft auswirken, auch der wachsende Bedarf an ESG-Informationen.

Dabei hatten die Frankfurter erst in dieser Woche ihr Datenangebot um historische ESG-Daten des chinesischen Marktes, die durch das International Institute of Green Finance (IIGF) erhoben werden, erweitert. Das IIGF ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Forschungsinstitut in Peking, welches die Entwicklung von Green Finance in China unterstützt. Das gesamte IIGF-Datenpaket ist über den Data Shop der Deutschen Börse zugänglich und umfasst ESG-Informationen von börsennotierten Unternehmen, Anleiheemittenten und Publikumsfonds des chinesischen Marktes. Diese umfassen ESG Scores, -Bewertungen und -Bewertungsberichte von Unternehmen der größten chinesischen Leitindizes CSI 300 und CSI 800. Mit diesen Datendiensten und den über die eigenen elektronischen Börsen angebotenen Derivate-Absicherungsmöglichkeiten verfügt die Deutschen Börse über genügend solide Wachstumstreiber. Das aktuelle KGV steht zwar bei 20, was aber vergleichsweise moderat erscheint.

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