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Von Christina Rothfuß
27. September 2022

Die Befürchtung weiterer Fed-Zinsschritte und entsprechende Konjunktursorgen haben am Montag die Wall Street erneut belastet. Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index schloss dabei mit 0,5 % im Minus bei 17.976 Punkten. Zahlreiche US-Klagen und Wachstumsrisiken drücken derzeit auf die 3M-Aktie, die neben 5 % Rendite auch ein KGV von 10 bietet. Assurant versichert vor allem elektronische Geräte sowie E-Autos und nahm in diesem Boom-Bereich zuletzt über 8,3 Mrd. USD an Prämien ein.

 

Zu den größten Verlierern in den vergangenen Wochen zählte im TraderFox-Index die Aktie von 3M. Am Montag lag sie am Ende aber kaum verändert bei 113,00 USD. Damit summiert sich das Jahresminus der Papiere aber dennoch auf rund 35 %. Dabei stand die amerikanische Industrieholding in den zurückliegenden Jahrzehnten bislang immer für solide Wachstumsraten, robusten Cashflow und 64 Jahre ununterbrochene höhere  Dividendenausschüttungen. Was 3M aber derzeit so belastet, sind Klagen zahlreicher US-Kriegsveteranen gegen unzureichend funktionierende Ohrenschutz-Produkte der Tochter Aearo Technologies. Der Rechtsstreit richtet sich aber gegen die Muttergesellschaft, die für die möglichen Hörschäden, die bei den Soldaten aufgetreten sein sollen, mit Entschädigungszahlungen in Milliardenhöhe haften soll. Und inzwischen haben sich die kumulierten Schadensersatzforderungen an 3M auf unglaubliche Summen erhöht. Analysten schätzen, dass es mittlerweile 230.000 Rechtsansprüche gegen das Technologie-Konglomerat mit Forderungen zwischen 50.000 und 400.000 USD gibt. Was im einfachsten Fall zu mindestens 11 Mrd. USD an Zahlungen führen könnte. Allerdings hat das 3M-Managment bislang jegliche Schuld und Verantwortung für mögliche Fehlfunktion sämtlicher Ohrenschutz-Produkte von sich gewiesen. Sollte es aber dennoch zu Schuldzuweisungen kommen, dann sind die Auswirkungen für das Unternehmen derzeit nicht absehbar.

Experten sehen hier aber die Möglichkeit für einen milliardenschweren Vergleich, der bei 3M aber angesichts von 4,3 Mrd. USD an Jahresgewinn zu einer kurzzeitigen Aussetzung der Dividende führen könnte. Nach dem jüngsten Kursrutsch bietet die Aktie inzwischen mit 5,2 % auch eine Kapitalrendite, die Investoren in dieser Höhe schon lange nicht mehr bekommen haben. Generell ist das Unternehmen mit seinem Portfolio, das weit über 1.000 Markenprodukte umfasst, zwar breit aufgestellt. Wachstumsrisiken und die derzeitige Dollarstärke drücken aber gegenwärtig zusätzlich auf den Kurs, was zu einem 2023er KGV von nur noch 10 geführt hat. Dabei gilt 3M als hochinnovativ und mit einer Gewinnspanne von 15 % zudem auch als renditestark. Das Industriegeschäft der Amerikaner, das unter anderem Klebebänder oder auch keramik-basierende Filtersysteme für das Gesundheitswesen sowie Elektronik- und Büroartikel umfasst, ist jedenfalls auf den langfristigen Bedarf zahlreicher Branchen ausgerichtet. Folglich dürfte 3M auch 120 Jahre nach der Unternehmensgründung mit den aktuellen operativen Herausforderungen fertig werden. 

Der TraderFox Dividenden-Champions Defensive-Index ist ein Aktien-Index, der bei der Auswahl der Indexkomponenten neben ausgeschütteten Dividenden auch Aktienrückkäufe und Kapitalerhöhungen berücksichtigt. Die 20 im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch eine hohe adjustierte Dividendenrendite für den Aktionär und eine hohe adjustierte Dividendenrendite für das Gesamtunternehmen sowie eine Steigerung der Dividende in den vergangenen fünf und drei Jahren aus. Zudem wird auch eine niedrige Volatilität der Aktienrenditen bei der Indexauswahl einbezogen.

Auch die Aktie von Assurant leidet seit Wochen im TraderFox-Index und ging mit dem Gesamtmarkt deutlich nach unten. Gestern lag sie allerdings nur leicht mit 1,1 % im Minus bei 146,20 USD. Noch im April notierte der amerikanische Versicherer, der sich auf einen Nischenmarkt konzentriert und dabei vor allem vernetzte elektronische Geräte wie Handys, Tablets, Computer, aber oder auch Waschmaschinen, Werkzeuge und Autos in erweiterter Form versichert, auf Rekordhoch. Der Grund dafür war der eigentliche Boom der Sparte, schließlich konnte Assurant seine Prämieneinnahmen seit 2017 auf zuletzt 8,3 Mrd. USD kräftig steigern, und damit im Schnitt 18 % pro Jahr. Außerdem spricht für das Geschäftsmodell des Versicherers die weiter steigenden Preise von modernden Mobiltelefonen, insbesondere iPhones, sowie die vorschreitende Digitalisierung unserer Welt. Die Amerikaner setzten dabei mit ihren neuen Produkten der Sparte „Connecting Home“ vor allem auf die künftige Vernetzung von Wohnungen und Wohnhäusern. Und um das Geschäft rund, um die eigene „Connected Living“-Versicherungs-Plattform weiter auszubauen, werden von Assurant auch Partnerschaften wie Anfang 2022 mit Telefonica oder auch die bestehende Zusammenarbeit mit T-Mobil US beständig ausgebaut. Zudem arbeitet der Spezialversicherer auch mit Marken wie Apple und Comcast zusammen, um Produktangebote und Wachstumspotenziale im Trendbereich „Vernetzung“ noch besser zu nutzen. Das Management sieht mit diesen Initiativen langfristig sogar eine Verdopplung der derzeitigen Margen von 8 %.

Mit seinen Policen deckt Assurant inzwischen allein nur in Amerika mehr als 63 Mio. elektronische und mobile Geräte ab, der globale Markt für vernetzte Produkte liegt aber bei immerhin 300 Mio. Stück. Dazu kommen noch die speziellen Autopolicen, die das Unternehmen nur für E-Autos- und -Lkws sowie E-Fahrräder und -Roller anbietet. In Anbetracht von stark gestiegenen Auto- und Ersatzteilpreisen fahren die Kunden laut Assurant ihre Neu- oder Gebrauchtwagen mittlerweile auch länger und benötigen hierfür längeren Versicherungsschutz. Zuletzt waren über den Nischenversicherer in den USA jedenfalls rund 54 Mio. Fahrzeuge versichert, was dem Unternehmen letztlich Gesamteinnahmen von 10,4 Mrd. USD brachte. Auf dem aktuell niedrigen Kursniveau der Aktie spiegeln sich die interessanten Wachstumschancen von Assurant aber nicht ausreichend wider. Zumal das KGV für die kommenden 12 Monate nur bei 10 liegt, und das KUV bei 0,8. Auch rechnen Analysten für 2022 mit einem Gewinnzuwachs von 27 % und für 2023 mit 14 %. Anleger setzten bei dem Spezialversicherer aber nicht nur auf operativ weiterhin robuste Geschäfte, sondern auch auf deutlich höhere Kapitalanlageerträge durch steigende US-Zinsen. Assurant bietet aber jetzt schon eine kleine Dividendenrendite von fast 2,0 %.

 

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