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Von Liridona Preniqi
07. September 2021

Angesicht wieder gedämpfter ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland wird der QIX Dividenden Europa Index am Dienstag nach dem guten Wochenstart ausgebremst. Dabei steht der Index am Nachmittag mit 0,4% im Minus bei 13.265 Punkten. Orange setzt neben Einsparungen vor allem auf seine Wachstumsmärkte in Afrika und dem Nahen Osten, derzeit kommt die Aktie sogar auf über 7% Rendite. Immobilienverwalter Vonovia will als künftiger Mehrheitsaktionär durchsetzen, dass die Deutsche Wohnen demnächst keine Gewinnbeteiligung mehr zahlt.

Trotz der heute etwas schwächeren Markt-Entwicklung liegt im Dividenden-Index die Aktie von Orange minimal im Plus bei aktuell 9,54 Euro. Der französische Telekomdienstleister, der bis 2013 operativ als France Telecom agierte, war im letzten Jahr, was die Kursperformance anging, deutlich hinter den 3 großen europäischen Wettbewerbern wie Deutsche Telekom, Vodafone oder auch Telefonica geblieben. Dafür bietet Orange, die geplante Sonderdividende aufgrund einer Steuerrückerstattung des französischen Staatsrates ausgenommen, inzwischen aber die höchste Dividendenrendite, nämlich über 7%. Allerdings hat das Unternehmen gerade auf dem Heimatmarkt und in Spanien mit enormer Konkurrenz zu tun, was letztlich Auswirkungen auf die Erlöse, Margen und Profitabilität hat. Das Management des IT- und Mobilfunkanbieters rechnet aus diesem Grund auch erst ab 2023 wieder einen Barmittelzufluss von 3,5 bis 4 Mrd. Euro aus eigener Kraft generieren zu können, während er für 2021 im Bereich von 2,2 Mrd. Euro liegen soll. Erreichen wollen die Franzosen dies unter anderem über massive Einsparungen. Orange setzt zwar auf anhaltend hohes Wachstum vor allem in Afrika und dem Nahen Osten, zuletzt waren die Zuwächse auf diesen Märkten auch so gut wie nie innerhalb der vergangenen 10 Jahre. Zudem war die Kundenzahl mit 4G-Mobilfunkanschlüssen und die mit Breitbandfestnetz dort um jeweils mehr als ein Drittel nach oben gegangen.

Für größere und auch gruppenweite Wachstumssprünge fehlt dem Unternehmen aber eine erfolgreiche Mobilfunktochter, wie sie die Deutsche Telekom mit T-Mobil US in Amerika oder auch Telefonica mit seiner Marke “Vivo“ in Brasilien hat. Orange erwartet im kommenden Jahr aber etwas geringere Kosten im Bereich Infrastrukturpflege bzw. 5G-Netzausbau, der zugleich mit einem neuen 5G-Produktmix und umfassenden Breitband-Diensten einhergeht. Bis 2023 dürften sich die anvisierten Kosteneinsparungen auf Unternehmensseite aber letztlich sogar auf bis zu 1 Mrd. Euro summieren. Bis dahin sollte auch der Umsatzanteil aus dem Mobilfunkgeschäften in Afrika und dem Nahen Osten von derzeit 14% gestiegen sein. Mit diesen Aussichten und der geplanten Abspaltung der renditestarken Funkturmsparte bleibt Orange folglich ein Dividendengarant, zumal auch die Verschuldung mit einem Debt-to-EBITDA-Verhältnis von 2,04 unter dem Wert der europäischen Konkurrenten liegt.

Der QIX Dividenden Europa ist ein Aktien-Index, der gezielt auf stabile und zuverlässige Dividendenzahler in Europa setzt. In den Index werden 25 europäische Aktien aufgenommen, die sich nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk dafür qualifizieren. Neben einer hohen Dividendenrendite berücksichtigt das Regelwerk dabei fundamentale Kriterien wie Dividendenkontinuität, Dividendenwachstum oder Gewinnwachstum. Auch technische Aspekte wie stabile Kursverläufe mit niedriger Volatilität fließen in das Ranking mit ein.

Kaum verändert bei 52,30 Euro zeigt sich am Dienstag im Dividenden-Index dagegen die Deutsche Wohnen-Aktie. Bei der deutschen Immobiliengesellschaft, die sich hauptsächlich auf Wohnungsbewirtschaftung, Portfoliomanagement und die Privatisierung von Apartments konzentriert, und kurz vor der Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia steht, könnten die Anteileigner, vor einer längeren Durststrecke, was künftige Dividenden betrifft, stehen. Immerhin hatte der Vonovia-Chef jüngst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, für die Kleinaktionäre sei es auch wichtig zu wissen, dass die Vonovia als Mehrheitsaktionär sich dafür einsetzen werde, dass die Deutsche Wohnen keine Dividenden mehr auszahlt. Zuvor hatte der Manager seine neue Übernahmeofferte für die Berliner Wohnungsgesellschaft vorgelegt, mit der er die Schwelle von 50% der Anteile endlich überspringen und das Unternehmen übernehmen will. Zuletzt waren die Bochumer an dieser Hürde gescheitert, da viele Hedge- und Indexfonds auf ein höheres Gebot spekuliert hatten und folglich ihre Aktien zurückhielten. Nun aber hat Vonovia nachgebessert und bietet mit 53,00 Euro letztlich für die Deutsche Wohnen einen Euro mehr je Anteilsschein, und betonte zugleich, dass dies das unwiderruflich letzte Angebot wäre. Die neue Angebotsfrist ende voraussichtlich am 20. September, und würde die Übernahmekosten für Vonovia auf insgesamt rund 19 Mrd. Euro erhöhen.

Neben dem Deutsche Wohnen-Vorstand haben sich jedenfalls auch die Vorstandskollegen hinter die neue Offerte gestellt. Der letzte Übernahme-Anlauf im Juli war letztlich daran gescheitert, dass der Immobilienkonzern als Bieter nur 47,6% statt der erforderlichen 50% der Deutsche-Wohnen-Aktien einsammeln konnte. Das Übernahmeziel ist immerhin Berlins größter Privatvermieter und verwaltet in der Hauptstadt zurzeit rund 114.000 Wohnungen. Dank eines Umsatzplus von fast 50% hatte die Deutsche Wohnen jedenfalls für 2020 insgesamt gut 354,10 Mio. Euro ihres Nettogewinns als Dividende ausgeschüttet, nach zuvor 313 Mio. Euro. Damit hatte sich die Gewinnbeteiligung in den letzten 10 Jahren nahezu verfünffacht. Angesichts des aber zuletzt starken Anstiegs bietet die Aktie jetzt nur noch gut 1,8% an Rendite.

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