articles-marktberichte-international
21
Von Christina Rothfuß
16. September 2022

Die anhaltenden Inflations- und Zinssorgen setzten dem QIX Dividenden Europa Index auch am Freitag zu. Folglich liegt der Index am Nachmittag mit 0,8 % im Minus bei 11.510 Punkten. Colruyt eröffnet in den Benelux-Staaten trotz starkem Wettbewerb weitere Supermärkte und bietet derzeit 3,5 % Dividende. Vonovia kämpft mit rasant steigenden Refinanzierungskosten und kündigt deswegen Immobilienverkäufe für 13 Mrd. Euro an.

 

Nach den kräftigen Kursabschlägen der vergangenen Wochen befindet sich am Freitag im Dividenden-Index die Colruyt-Aktie mit über 3 % im Plus bei 30,05 Euro. Dennoch haben die Papiere des Einzelhändlers ungeachtet zuletzt solider Umsatzzahlen während der vergangenen 12 Monate rund 50 % an Wert verloren. Zwar ist die belgische “Etablissementen Franz Colruyt“-Gruppe auch in Frankreich und Luxemburg mit Geschäften präsent, auf dem Heimatmarkt agiert das Unternehmen vor allem aber unter den Eigenmarken Colruyt, OKay, Bio-Planet, DreamLand und DreamBaby. Zudem beliefert die Einzelhandelsgruppe mit seinen Produkten die eigenständig geführten Geschäfte der Spar- und Spar Compact-Märkte. In Frankreich werden über 70 eigene Geschäfte betrieben und zusätzlich die kleineren Supermärkte Coccinelle, Coccimarket und Panier Sympa. Colruyt vertreibt mit seiner Tochter Pro à Pro darüber hinaus auch Lebensmittel an zahlreiche Krankenhäuser, Großküchen und Catering-Kunden. Bis zuletzt litt die Aktie allerdings unter den gestiegenen Energie- und Logistikkosten. Die in den zurückliegenden Quartalen angehobenen Verkaufspreise und eine solide Nachfrage nach hochwertigem Obst und Gemüse verhalf den Belgiern aber im Geschäftsjahr 2021/22 (31. März) zu einem Umsatzplus von 4 % auf 9,93 Mrd. Euro. Zudem befindet sich Colruyt in den Beneluxstaaten auch weiterhin auf Expansionskurs. Immerhin wurden zuletzt 37 neue Filialen eröffnet, was die anhaltenden Wachstumsambitionen ungeachtet des starken Wettbewerbs zeigt. Die Papiere notieren an der Börse aber inzwischen nur noch mit einem 2023er KGV von 13, was für ein Qualitätsunternehmen zu niedrig erscheint.

Für die Einzelhandelskette spricht zudem auch, dass nicht nur Supermärkte mit erfolgreichen und margenstarken Eigenmarken betrieben werden, Colruyt gehören seit den 90er-Jahren meist auch die dazugehörigen Immobilien und Parkhäuser. Ende 2020 lag der Buchwert der Vermögenswerte bei immerhin rund 1,6 Mrd. Euro. Auch kauft die belgische Eigentümerfamilie, die bereits rund 50 % der gesamten Anteile an Colruyt besitzt, kontinuierlich weitere Wertpapiere zurück. Im Jahr 2021 waren es immerhin 0,5 % der umlaufenden Stücke, also insgesamt 585.000 Aktien. Für die Einzelhandelsgruppe könnte dies in Zukunft sogar auf eine Komplettübernahme durch den bisherigen Mehrheitseigner hinauslaufen. Colruyt gilt aber auch als solider Dividendenzahler. Allein in den letzten 5 Jahren hat sich die Ausschüttung von 0,83 Euro auf zuletzt 1,03 Euro beständig erhöht, was auf dem aktuell niedrigen Kursniveau eine durchaus interessante Dividendenrendite von 3,5 % ergibt. 

Der QIX Dividenden Europa ist ein Aktien-Index, der gezielt auf stabile und zuverlässige Dividendenzahler in Europa setzt. In den Index werden 25 europäische Aktien aufgenommen, die sich nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk dafür qualifizieren. Neben einer hohen Dividendenrendite berücksichtigt das Regelwerk dabei fundamentale Kriterien wie Dividendenkontinuität, Dividendenwachstum oder Gewinnwachstum. Auch technische Aspekte wie stabile Kursverläufe mit niedriger Volatilität fließen in das Ranking mit ein.

Die Vonovia-Aktie liegt am Freitag im Dividenden-Index dagegen erneut mit 1,1 % im Minus bei aktuell 23,95 Euro. Zwar befinden sich die Papiere von Deutschlands größtem Wohnungsverwalter damit auf einem Mehrjahrestief, gelingt es aber dem Management, die anstehenden Probleme zu lösen, dann notieren sie derzeit auf absolutem Schnäppchenniveau. Aktuell kämpft Vonovia mit steigenden Refinanzierungskosten, und die anhaltend hohe Inflation im Euroraum dürfte die EZB zwingen, die Zinsen noch weiter zu erhöhen. Mit der Deutsche-Wohnen-Übernahme im letzten Jahr ist auch die Verschuldung des Unternehmens deutlich gestiegen. Die Gesamtverschuldung des Immobilienverwalters liegt gegenwärtig bei immerhin rund 57 Mrd. Euro, wovon knapp 22 Mrd. Euro als kurzfristige Verbindlichkeiten zu sehen sind. Wenn es bei Vonovia also zu einer teureren Refinanzierung kommt, so kann dies neben der Gewinnentwicklung vor allem auch den freien Cashflow negativ beeinflussen. Zahlreiche Investoren haben das bereits mit dem Verkauf ihrer Aktien in den letzten Monaten vorweggenommen. Der Vonovia-Vorstand hat deshalb auch schon erste Wohnimmobilien-Verkäufe im Wert von rund 13 Mrd. Euro angekündigt. Damit sollen zunächst die kurzfristigen Schulden deutlich reduziert werden. Allerdings wird damit auch den Bestand an eigenen Immobilien verringert, und folglich die eigentliche Quelle der Funds-from-Operations (FFO) und deren Gewinne reduziert.

Ursprünglich wurde von Vonovia mit dem noch im letzten Jahr so umkämpften Immobilien-Zukauf des Berliner Wettbewerbers Deutsche Wohnen ein künftig solides Wachstum bei den Funds-from-Operations je Aktie angestrebt. An der Börse wird das Papier inzwischen aber so niedrig bewertet, dass der innere Wert (NAV) unterschritten wurde, und auch das KGV von 10 scheint kaum niemand zu begeistern. Sollte aber das Management für 2022 dennoch die Dividende von zuletzt 1,66 Euro zumindest stabil halten, dann wäre die Vonovia-Aktie auf dem jetzigen Kursniveau mit einer Dividendenrendite von 6,9 % unschlagbar attraktiv. Zwar dürfte bei Vonovia inzwischen einiges an negativen Entwicklungen eingepreist sein. Die allgemeine Unsicherheit bezüglich hoher Gas- und Stromkosten dürfte Aktionäre aber noch eine Weile beschäftigen. Vor allem wenn die Nebenkostenabrechnungen von 2021 und 2022 bei zahlreichen deutschen Mietern regelrecht explodieren. Dabei könnte Vonovia auf einem Großteil der anfallenden Energiekosten, die von den meisten Wohnungsverwaltern vorfinanziert werden, sitzen bleiben, was die Gewinnentwicklung des Unternehmens zusätzlich belasten würde.

 

Wenn Sie den QIX Dividenden Europa Index nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Dividenden Europa Index von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Dividenden Europa. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

 

 

Teilen