fb-qix
80
Von Christina Rothfuß
28. Juli 2022

Die gestrige Zinsanhebung der US-Notenbank hilft dem QIX Deutschland am Donnerstag nur begrenzt. Dennoch liegt der Index am Nachmittag leicht im Plus bei 13.605 Punkten. Siltronic will weiterhin rund 40 % des Überschusses auszuschütten und rechnet für 2022 weiter mit einem Umsatzzuwachs von 15 bis 22 %. RWE schraubt EBITDA-Erwartung für das Gesamtjahr von 3,6 bis 4,0 Mrd. auf 5,0 bis 5,5 Mrd. Euro nach oben und berichtet von guten Geschäften der Sparten Wasser/Biomasse/Gas.

 

Am gestrigen Mittwoch war im Qualitäts-Index die Aktie von Siltronic angesichts der geplanten Kapazitätsausweitung mit einem Plus von über 3 % einer der Tagesgewinner. Und auch am Donnerstag legt sie leicht auf aktuell 74,10 Euro zu. Angetrieben wurde der Halbleiterzulieferer, der sich vor allem auf die Herstellung von Wafern aus Reinstsilizium konzentriert, dabei von der Nachricht, künftige Dividendenzahlung begrenzen zu wollen, um ausreichend Geld für den weiteren Produktionsausbau zu haben. Zwar plant das Siltronic-Management wie bisher rund 40 % des Überschusses auszuschütten, hierbei wurde aber nun erstmals eine Obergrenze von 3,00 Euro je Aktien festgelegt. Für das laufende Jahr 2022 soll dann auch genau diese Summe den Aktionären zufließen, und damit so viel wie für 2021. Siltronic will mit dieser Maßnahme letztlich sicherstellen, genügend Kapital für die geplante Erweiterung der Produktionsstätten in Asien und Deutschland zur Verfügung zu haben. Vor allem für die hohen Investitionen in ein neues Werk in Singapur braucht der Wafer-Spezialist rechtlich Geld. Großvolumige Kundenanzahlungen, ein hoher operativer Cashflow und die Aufnahme von Darlehen sind die wichtigsten Bausteine zur Finanzierung der Kapazitätserweiterungen, betonte gestern der Vorstand. Siltronic hatte schon im vergangenen Sommer neben dem Fabrikneubau in Singapur auch die Erweiterung des Produktionsstandorts im sächsischen Freiberg angekündigt. Bis Ende 2024 sollen allein in die asiatischen Produktionsanlagen laut Unternehmensangaben rund 2 Mrd. Euro investiert werden.

In den neuen Fabrikanlagen möchte das Management dann künftig sogenannte Einkristalle herstellen, aus denen anschließend 300-mm-Wafer für die globale Chipindustrie produziert werden. Mit den Ausbauplänen reagiert Siltronic in erster Linie auf den weltweit wachsenden Bedarf an Elektronik-Bauteilen. So werden beispielsweise in neue Smartphones immer mehr Kameras und größere Speicher verbaut, dazu setzen Autohersteller angesichts weltweiter Halbleiterknappheit ebenfalls verstärkt auf teurere Wagen mit mehr Elektronik. Und auch Server- und Datenzentren brauchen angesichts des anhaltenden Cloud-Booms immer mehr Technik. Aus den hergestellten Wafern des Halbleiter-Spezialisten stellen Kunden jedenfalls die weiterhin stark nachgefragten Elektronikchips her. Für 2022 wird von Siltronic folglich auch mit höheren Verkaufspreisen gerechnet, was wiederum zu einem neuerlichen Umsatzzuwachs von 15 bis 22 % und einer operativen Marge von 34 bis 37 % führen soll. Ungeachtet dieser Aussichten wird die Aktie gegenwärtig nur mit einem KGV von unter 9 bewertet. Zudem brachte das Wafer-Geschäft zuletzt eine hohe Eigenkapitalrendite von 19 %. Damit entspricht das Papier auch wichtigen Kriterien für eine Notierung im deutschen Qualitätsaktien-Index (QIX).

Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden einbezogen.

Leichte Zugewinne zeigt am Donnerstag im Qualitäts-Index auch die Aktie von RWE, die dabei auf aktuell 39,60 Euro steigt. Überraschenderweise hatte der Energieversorger am Mittwoch wegen guter Geschäfte im 1. Halbjahr seine Gewinnerwartung für das laufende Jahr kräftig nach oben geschraubt. Statt bislang 3,6 bis 4,0 Mrd. Euro rechnet das Management gruppenweit nun mit einem EBITDA von 5,0 bis 5,5 Mrd. Euro. Für die Kernaktivitäten, zu denen neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem die Speicherung von Strom und Gas zählt, wurde die Prognose von 2,9 bis 3,3 Mrd. auf 4,3 bis 4,8 Mrd. Euro angehoben. Dagegen rechnet RWE für den Bereich Kohle/Kernenergie mit einem unveränderten 2022er-Ausblick. Ursprünglich wollte das Unternehmen wegen der aktuellen Unsicherheiten gerade auf dem Gasmarkt eine neue Prognose erst zu einem späteren Zeitpunkt herausgeben. Dabei laufen die Geschäfte rund um Energieerzeugung und -vertrieb derzeit so stark wie lange nicht. Als Grund für die Gewinnanhebung nannte ein Sprecher gestern ein außerordentlich gutes Ergebnis im Bereich Wasser/Biomasse/Gas sowie die starke operative Performance in der Unternehmenssparte Energiehandel. Für selbst 2023 rechnet RWE mit einer Fortsetzung der positiven Gewinnentwicklung. Weitere Einzelheiten werden aber erst am 11. August mit der Vorlage der Halbjahreszahlen bekannt gegeben. Die Aktie hatte auf die Prognoseanhebung gestern aber mit über 4 % Plus reagiert.   

Die zuletzt schon starke Kursperformance beruht bei RWE aber auch auf den zunehmenden Investitionen des Energieerzeugers in zukunftsträchtige und grüne Bereiche. Hierzu gehört neben dem Wasserstoff- und Windpark-Geschäft vor allem auch der Ausbau von LNG-Terminals für die Verschiffung von verflüssigtem Erdgas. Dabei hatte sich der Strom- und Gasnetzbetreiber jüngst auch eine Option auf 3 schwimmende LNG-Terminals für Deutschland gesichert. Bis 2030 wollen die Essener letztlich Bruttoinvestitionen von bis zu 50 Mrd. Euro in die Hand nehmen, um das eigene Portfolio an alternativen Energien auf rund 50 GW zu erweitern. Zuletzt erzielte RWE jedenfalls eine operative Gewinnmarge von soliden 6 %. Und auch die Dividendenrendite von 2,1 % ist durchaus attraktiv.

 

Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

Teilen