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Von Liridona Preniqi
20. Juli 2022

Der QIX Deutschland kann seine gestern gestartete “Gasleitungs-Rallye“ am Mittwoch trotz positiver Vorgaben aus Asien nicht fortsetzen. Dabei liegt der Index am Nachmittag leicht im Minus bei 13.230 Punkten.  Energieversorger RWE profitiert zwar von den derzeit hohen Gas- und Strompreisen, das “grüne“ Unternehmensportfolio soll aber bis 2030 kräftigt ausgebaut werden. CANCOM kauft im Rahmen der Neuausrichtung und künftigen Strategie “Vision 2025“ einen weiteren IT-Wettberber zu.

In Anbetracht gestriger Gaslieferungs-Spekulationen war am Dienstag die Aktie von RWE im Qualitäts-Index mit einem Kursplus von über 3 % einer der größten Gewinner. Am heutigen Mittwoch notiert sie aber wieder leicht im Minus bei 38,10 Euro. Gestern hatten Berichte über eine möglicherweise planmäßige Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen bei den Papieren des Energieversorgers eine Rallye ausgelöst. Dabei hieß es, dass nach Abschluss der Wartungsarbeiten voraussichtlich am Donnerstag die Lieferungen von Gas aus Russland in die EU durch die Pipeline Nord Stream 1 wieder aufgenommen werden, allerdings mit reduzierter Kapazität. Angesichts dieser Hoffnungen gab es am Dienstag zahlreiche RWE-Investoren, die trotz eines Restrisikos durch eine mögliche Komplett-Abschaltung der Gasleitung durch Moskau, in die Aktie einstiegen. Das Unternehmen zu dessen Kernaktivitäten neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien vor allem die Speicherung von Strom und Gas sowie das Wasserstoffgeschäft zählt, gehört allerdings zu den Profitieren hoher Gas- und Strompreise. Abzulesen war dies auch an dem Ende Mai erreichten Jahreshoch im Bereich von 43,00 Euro. Während die Papiere von RWE-Konkurrenten wie E.ON oder Uniper nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wegen gestiegener Gaspreise zuletzt kräftig einbrachen. Vor allem weil die höheren Beschaffungspreise für Gas nicht so ohne weiteres an die Industrie und bestehende Privatkunden weitergereicht werden können. Die zuletzt starke Performance beruht bei RWE aber auch auf den zunehmenden Investitionen des Energieversorgers in zukunftsträchtige und grüne Bereiche, wie das Geschäft mit verflüssigtem Erdgas (LNG) oder Solarparks auf dem Meer. Gerade durch schwimmende Solarparks könnten auch bisher nicht genutzte Flächen erschlossen werden.

Zuletzt wurde dabei vom Management hierfür eine Kooperation mit dem niederländisch-norwegischen Unternehmen SolarDuck eingegangen, um gemeinsam die Entwicklung von Solarpark-Projekten voranzutreiben. RWE und SolarDuck wollen diesbezüglich auch demnächst in der Nordsee ein Pilotprojekt vor der niederländischen Küste starten. Allerdings muss die gesamte Technologie auch bei schwierigen Bedingungen wie hohen Wellen, starkem Wind oder Salzwasser funktionieren. Zugleich wird von RWE auch der Bau von Erdgas-Terminals vorangetrieben. Erst kürzlich hatte sich der Strom- und Gaserzeuger eine Option auf 3 schwimmende LNG-Terminals für Deutschland gesichert. Bis 2030 will das Unternehmen jedenfalls Bruttoinvestitionen von bis zu 50 Mrd. Euro stemmen, um das eigene Portfolio an alternativen Energien auf rund 50 GW zu erweitern. Aber ungeachtet der milliardenschweren Investitionen dürfte das Energievertriebs-Geschäft für RWE auch weiterhin gute Renditen einfahren. Im laufenden Jahr soll das bereinigte EBITDA bei 3,6 bis 4,0 Mrd. Euro. 2021 waren es nur 2,76 Mrd. Euro. Zuletzt lag die operative Gewinnmarge jedenfalls bei soliden 6 %. Und auch die Dividendenrendite von 2,3 % ist nicht zu verachten.

Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden mit einbezogen.

Einer der heutigen Tagesfavoriten ist im Qualitäts-Index die CANCOM-Aktie, die dabei um 1,5 % auf aktuell 31,65 Euro anzieht. Unterstützung bekommen die Papiere des IT-Infrastrukturanbieters dabei von der jüngst vermeldeten Übernahme des deutschen IT-Dienstleisters und Wettbewerbers S&L Systemhaus. Die künftige IT-Tochter aus Rheinland-Pfalz bedient mit rund 100 Mitarbeitern die Bereiche Logistik, Gesundheit und Automotive sowie auch den kommunalen Sektor. Dabei umfasst das Portfolio zahlreiche Angebote im Bereich IT-Security, IT-Compliance und Datenschutz sowie individuelle Software-Programmierung. CANCOM übernimmt im Zuge der geplanten Transaktion von der Muttergesellschaft insgesamt auch 100 % der Anteile an den Sparte S&L Systemhaus, S&L BusinessSolutions und S&L ITCompliance. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte die IT-Holding einen Umsatz von rund 15 Mio. Euro und kam auf eine EBITDA-Marge von rund 12 %. Einen Kaufpreis nannten die beteiligten Unternehmen allerdings nicht. Der Zukauf passt aber gut zur aktuellen Umstrukturierung des IT-Spezialisten. Erst im November 2021 hatte CANCOM die künftige “Vision 2025“ ausgerufen, nachdem die IT-Geschäfte in Großbritannien und Irland verkauft wurden.

Zwar reicht das Angebotsspektrum der Münchner von der Konzeption von IT-Infrastrukturen über die Beschaffung von Datenzentren bis hin zur Implementierung von Lösungen zur Prozessautomatisierung. Und auch alle diese Bereiche boomen und profitieren von der anhaltenden digitalen Transformation der Wirtschaft. In den letzten 10 Jahren stieg auch der Umsatz von CANCOM mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von jährlich gut 12 % auf zuletzt 1,30 Mrd. Euro. Und abgesehen von den Lieferschwierigkeiten bei Hardware-Komponenten läuft es operativ dank hoher Nachfrage nach IT-Systemen und entsprechenden Services für die IT-Gruppe eigentlich sehr gut. Nur musste das Unternehmen zuletzt einen Umsatzrückgang und sogar einen negativen Cashflow für Q1 ausweisen. Der Vorstand verwies in diesem Zusammenhang aber auf das erheblich veränderte Umfeld mit langen Corona-Lockdowns in China, gesenkten Wachstumsprognosen sowie andauernden Problemen in der IT-Lieferkette. CANCOM rechnet aber dennoch für 2022 mit einem deutlichen Zuwachs bei Umsatz, Rohertrag und EBITDA.

Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

 

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