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Von Christina Rothfuß
02. August 2022

Die Zuspitzung des US-chinesischen Konflikts um Taiwan belastet am Dienstag den QIX Deutschland. Am Nachmittag liegt er dabei mit 1,4 % im Minus bei 13.910 Punkten. Steigende Energiekosten belasten trotz Q2-Umsatzanstieg die Aktie von Covestro, die inzwischen mit KGV von 7 unterbewertet ist. Bremssystem-Spezialist Knorr-Bremse senkt seine diesjährigen EBIT-Ziele auf 10,5 bis 12,0 %, die Umsatzspanne sollen aber mit 6,9 bis 7,2 Mrd. Euro etwas höher liegen.

 

Nach dem monatelangen Kursrückgang ist am Dienstag im Qualitäts-Index die Covestro-Aktie einer der Tagesfavoriten und legt dabei leicht auf aktuell 33,40 Euro zu. Am Montag war der Chef des Hightech-Polymerwerkstoff-Spezialisten vorsichtiger für das laufende Geschäftsjahr geworden, was die Papiere aber inzwischen eingepreist haben dürften. Schließlich hatte der Manager gesagt, dass die Energiekosten für Covestro angesichts des nochmaligen Anstiegs des Gaspreises in Europa im Jahr 2022 bei rund 2,2 Mrd. Euro liegen dürften, nach 1,2 Mrd. ein Jahr zuvor. Folglich wird der Gewinn bei dem Hersteller von Vorprodukten für Hart- und Weichschäume bis Ende Dezember etwas niedriger ausfallen als erwartet. Neben hohen Energiekosten bekommt Covestro derzeit aber auch eine schwächere Nachfrage etwa aus der wichtigen Autobranche zu spüren. In Anbetracht explodierender Gaspreise bereitet sich der Kunststoffanbieter inzwischen auf einen möglichen Erdgasmangel in Deutschland vor. Deshalb stellt das Unternehmen die Erzeugung von Dampf, wo es möglich ist, auf Öl um, da Dampf als Prozessenergie gebraucht wird. Sollte es zu einer Rationierung der Gasversorgung kommen, kann dies einen Teillastbetrieb oder einen kompletten Stillstand einzelner Produktionsanlagen von Covestro zur Folge haben, betonte der Vorstand am Dienstag bei der Vorlage endgültiger Zahlen für das 2. Quartal. Würde Gas bundesweit also um 5 % gekürzt werden, würde dies das operative Ergebnis des Unternehmens um einen kleineren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag schmälern.

Wie groß die gegenwärtige Unsicherheit ist, wird mit Blick auf das 1. Halbjahr ersichtlich. Nach einem operativen Gewinn von 547 Mio. Euro im 1. Jahresviertel stehen bei dem Kunststoffproduzenten nach 6 Monaten hier bereits 1,35 Mrd. Euro in den Büchern. Unter dem Strich aber halbierte sich der Nettoertrag von Covestro von April bis Juni auf 199 Mio. Euro. Der Umsatz stieg jedoch um fast ein Fünftel auf 4,7 Mrd. Euro, was allerdings an höheren Verkaufspreisen und dem schwachen Euro lag. Insgesamt ging der Quartalsabsatz zurück. Die US-Investmentbank Goldman Sachs indes hat ihre Kaufempfehlung für Covestro trotz der Prognosesenkung mit einem Kursziel von 79,00 Euro bekräftigt. Die Papiere seien schon sehr niedrig bewertet, so die Analysten. Zugleich dürfte der Management-Fokus auf die Kosten sowie die Fortsetzung des Aktienrückkauf-Programms etwas Unterstützung für den Kurs liefern. Daraus würde sich immerhin ein theoretisches Kurspotenzial von derzeit über 100 % ergeben. Auf dem aktuellen Kursniveau ist Covestro jedenfalls deutlich unterbewertet, wovon das KGV von 7 zeugt. Ein Kauf des Papiers ist letztlich auch eine Art Wette darauf, dass die Gasversorgung in Deutschland gesichert bleibt.

Der QIX Deutschland ist ein Aktien-Index, der aus den besten 25 deutschen Aktien gebildet wird. Die 25 Aktien werden nach einem festgelegten und erfolgsbewährtem Regelwerk ausgewählt. Die im Index enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch hohe Gewinnspannen und Kapitalrenditen sowie stabile Wachstumsraten und solide Bilanzen aus. Auch Value-Kriterien wie Dividendenrendite, niedrige Kurs-Gewinn- und Kurs-Umsatz-Verhältnisse werden einbezogen.

In den vergangenen Monaten musste im Qualitäts-Index auch die Aktie von Knorr-Bremse einen deutlichen Kursabschwung hinnehmen. Auch hier waren Rezessions- und Zinsängste mit dafür verantwortlich. Am Dienstag steht sie aber leicht im Plus bei 57,90 Euro. Zwar hatte der Bremssystem-Spezialist für Lkw und Züge vor einer Woche mit den vorläufigen Zahlen ebenfalls sein Jahresziel für das EBIT-Ergebnis gekappt. Investoren dürften die Anpassungen aber weitgehend erwartet haben, schließlich notieren die Papiere mittlerweile nur noch mit einem 2023er KGV von 14 und bieten über 3 % Dividende. Noch im Juni allerdings bestätigte Knorr-Bremse den bisherigen Jahresausblick für 2022. Und peilte diesbezüglich eine Umsatzgröße zwischen 6,8 und 7,2 Mrd. Euro sowie eine Gewinnmarge trotz steigender Rohstoff- und Energiekosten sowie Lieferengpässe zwischen 12,5 und 14,0 % an. Inzwischen wurde der Zulieferer, zu dessen Produktpalette auch Klimaanlagen, Steuerungs-Komponenten und Bahnsteigtüren gehören, im Zuge der Russland-Invasion und anhaltender Wachstumssorgen in China, aber zurückhaltender. Die EBIT-Marge werde bei 10,5 bis 12,0 % liegen, teilte Knorr-Bremse jüngst mit. Der Umsatz soll aber 6,9 bis 7,2 Mrd. Euro erreichen, damit wurde sogar das untere Ende der Spanne um 100 Mio. Euro angehoben. Insgesamt aber überraschte die Hartnäckigkeit der operativen Probleme in China. Denn dort würden im Rahmen der Coronapandemie heimische Bahnbetreiber ihre Flotten ausdünnen, so das Unternehmen. Hinzu komme noch eine allgemeine Abkühlung des Lkw-Marktes in China.

Knorr-Bremse rechnet auch nicht, wie ursprünglich angenommen, mit einer kurzfristigen deutlichen Erholung in beiden Bereichen. Nach vorläufigen Berechnungen konnte der Bremsen- und Bahnkomponenten-Hersteller im 2. Quartal aber einen Umsatz von 1,73 Mrd. Euro einfahren, was den Erwartungen der Analysten entsprach. Die operative EBIT-Marge lag mit 10,5 % aber unter den Schätzungen. Der freie Mittelzufluss von Knorr-Bremse stand in Q2 zudem mit 70 Mio. Euro im Minus, nachdem er im vergangenen Jahr noch bei Plus 131 Mio. Euro gelegen hatte. Den gesamten Halbjahresbericht will das Unternehmen dann am 12. August vorlegen.

 

Wenn Sie den QIX nachbilden wollen, bietet sich ein Index-Tracker der UBS an.

Hinweis: Da der QIX Deutschland von finanzen.net und der Traderfox GmbH, einer Tochtergesellschaft der finanzen.net GmbH, entwickelt wurde, partizipieren die finanzen.net GmbH und die TraderFox GmbH indirekt oder direkt an der Vermarktung des QIX Deutschland. Dies betrifft u.a. Lizenzeinnahmen von Emissionsbanken und KVGs.

 

 

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